Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Horror-Zahlen rund um den FC Barcelona an die Öffentlichkeit gelangen. Klub-CEO Ferran Reverter brachte jetzt auf einer Pressekonferenz das ganze Finanz-Elend ans Tageslicht
Ex-MediaMarkt-Boss berichtetBarça verprasste Millionen wie Monopoly-Geld
von Béla Csányi (bc)
Barcelona. Die Finanz-Sorgen beim FC Barcelona ziehen immer größere Kreise. Schon seit Monaten ist klar, dass der Klub mit inzwischen 1,35 Milliarden Euro Schulden vor einer ungewissen Zukunft steht und einen strengen Sparkurs zulasten der sportlichen Erfolgsaussichten einschlagen muss.
Schmerzhafte Einschnitte waren bereits der unvermeidbare Abgang von Lionel Messi (34) oder die Panik-Verhandlungen um Antoine Griezmann (30) und dessen Leihe zu Atlético Madrid in den letzten Minuten des Transferfensters. Was genau die seit einigen Monaten installierte neue Vereinsführung beim Kassensturz alles bemerkte, wurde am Mittwoch (6. Oktober 2021) auf einer Pressekonferenz erläutert.
FC Barcelona: Klub-Bosse machen alter Vereinsführung schwere Vorwürfe
Die genauen Details ergeben ein haarsträubendes Bild. Zwar sprudelten die Einnahmen auch in den vergangenen Jahren wie bei kaum einem anderen Klub ohne finanzstarken Investor oder Scheich im Rücken. Allerdings wurde mit vollen Händen noch einmal deutlich mehr ausgegeben, als in den Klub-Kassen vorhanden war. Alleine in der Saison 2020/2021 lag der Verlust bei unfassbaren 481 Millionen Euro.
Wie Monopoly-Geld warfen die Verantwortlichen die Millionen an diversen Fronten zum Fenster raus. Etwa bei den Honoraren für Spielerberater. „Es wurden zwischen 20 und 33 Prozent an Provisionen gezahlt, während der Durchschnittswert bei etwa fünf Prozent liegt“, führte CEO Ferran Reverter aus. Er war erst im Juli zum Verein gestoßen, hatte sich zuvor als Boss beim Technik-Imperium MediaMarkt/Saturn empfohlen, für das er 18 Jahre tätig war.
Die neue Vereinsführung um Präsident Joan Laporta (59), die seit März 2021 im Amt ist, habe zunächst einmal einen Notfall-Plan aufstellen müssen, um die horrenden Finanzströme nach und nach wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Das betrifft auch Ablösen und Gehälter der Profis. Sein Vorgänger Josep María Bartomeu (58) habe den Klub in den Ruin geführt, sagte Laporta kurz nach seiner Wahl zum Klub-Chef.
FC Barcelona verhob sich mit Antoine Griezmann und Philippe Coutinho
Am Beispiel von Antoine Griezmann verdeutlichte Reverter, wie der Traditionsklub in den vergangenen Jahren geführt wurde: „In der Nacht, als Griezmann verpflichtet wurde, ist aufgefallen, dass es gar kein Geld gibt, um das zu bezahlen.“ Es brauchte einen schnellen Kredit über 85 Millionen Euro, um den Transfer zu finanzieren.
Im Ringen um die größten Stars des Weltfußballs wollte Barça keinesfalls ins Hintertreffen geraten und zog Operationen durch, die eigentlich gar nicht machbar waren.
Griezmann mit einer Ablöse von 120 Millionen Euro und einem Gehalt von rund 30 Millionen Euro war ebenso Teil dieser Strategie wie Philippe Coutinho (29) – die Leistungen bei ihren vorigen Stationen konnten sie im Camp Nou allerdings nie auf den Rasen zaubern.
FC Barcelona: Kredit machte Rekord-Spieler Philippe Coutinho noch teurer
Coutinho, mit seinem Wechsel für 135 Millionen Euro im Januar 2018 bereits die drittteuerste Verpflichtung der Fußball-Geschichte und Barças Rekord-Transfer, kostete den Klub laut Reverter noch zusätzlich 16 Millionen Euro. Es waren die Raten für Kredite, ohne die der Mega-Transfer erst gar nicht zustande gekommen wäre.
„Ich weiß nicht, ob die schlimmsten Vergehen schon aufgedeckt wurden oder noch auf uns warten“, warf Reverter einen bangen Blick in die Zukunft. Sicher ist aktuell nur, dass die finanziellen Turbulenzen und das schwere Erbe die aktuellen Klub-Bosse noch für einige Zeit beschäftigen werden.