Bei einem völlig wahnsinnigen Transfer-Sommer wird die Frage nach der deutschen Konkurrenzfähigkeit immer öfter gestellt. Im Doppelpass sprach Heribert Bruchhagen jedoch über eine ganz andere Bedrohung.
„Da habe ich große Angst“Heribert Bruchhagen warnt deutschen Fußball im Doppelpass vor Horrorszenario
München. Der Transfermarkt biegt auf die Zielgerade ein und mit Cristiano Ronaldo (35) und Lionel Messi (33) haben die besten Spieler ihre Klubs gewechselt. Trotz Corona und etlichen Vereinen, die sich über ihre Finanzlage beklagen, gab es in diesem Sommer extrem teure Transfers. Jack Grealish (25) wechselte nach einer starken EM-Vorstellung mit den Three Lions für 117,5 Millionen Euro zu Manchester City, Jadon Sancho (21) zog es für 85 Millionen Euro zum Erzrivalen Manchester United.
Doppelpass: Gigantische Transfers trotz Financial Fairplay
Doch nicht nur in der Premier League wurde kräftig Geld ausgegeben: In der Ligue 1 stellte sich Paris Saint-Germain mit Neuzugängen wie Gianluigi Donnarumma (22), Sergio Ramos (35), Achraf Hakimi (22), Georginio Wijnaldum (30) und Lionel Messi gefühlt eine gesamte neue Weltauswahl zusammen. In Spanien organisiert der hoch verschuldete Klub Real Madrid einen Transfer von Kylian Mbappe (22) jenseits der 170 Millionen Euro.
Financial Fairplay scheint nicht zu greifen und neue Statuten befeuern den völlig überhitzten Transfermarkt völlig, der die Fußballwelt vor eine große Gefahr stellt. Eine Super Liga scheint unausweichlich, „wenn in der Folge die sieben, acht, neun großen europäischen Vereine außerhalb von Deutschland in diese Schuldenfalle immer weiter hineintappen“, wie Heribert Bruchhagen (72), ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt und dem HSV am Sonntag (29. August) im Doppelpass darstellt: „Diese Vereine machen keinerlei Anstalten ihre Schulden zu reduzieren.“
Im Doppelpass: Heribert Bruchhagen warnt vor Super Liga
In Deutschland ist der Transfermarkt deutlich ruhiger geblieben, doch auch das könnte sich ändern. Carsten Schmidt (57), Vorsitzender der Geschäftsführung von Hertha BSC, sieht mögliche Veränderungen kommen: „Es wird eine sehr wichtige Phase für den deutschen Fußball. Am Ende wird sich der deutsche Fußball auch ein Stück richtungsentscheidend positionieren müssen. Sind unsere Wettbewerber die europäischen Wettbewerbe und gehen wir das an? In allen Märkten gibt es diese Beteiligungsbeschränkung, wie im deutschen Fußball, nicht.“
Die Beschränkung des 50+1-Systems verhindert die Übernahme von Fußballvereinen, wie es mit den frisch erstarkten Manchester City und Paris Saint-Germain passiert ist. Kann Deutschland so konkurrenzfähig bleiben? Heribert Bruchhagen sieht das deutsche Konstrukt in akuter Gefahr: „Wenn um uns herum alles anders läuft, wie lange wir uns dem entziehen können? Da habe ich große Angst.“
Carsten Schmidt: Keine Solidarität auf europäischem Level
Auch Schmidt sieht diese Gefahr: „Wir wissen, dass die Solidarität auf europäischem Level nicht entstehen wird“, gibt der Finanzboss der Hertha, die mittlerweile von Milliardär Lars Windhorst unterstützt wird, zu. Trotzdem hält er entgegen: „Die deutschen Mannschaften sind immer noch wettbewerbsfähig.“
Wie weit Bayern München und Co. europäisch mithalten können, wird sich im Verlaufe der Saison zeigen. Bei den Bayern ist Dayot Upamecano (22) mit 42 Millionen Euro der Rekordeinkauf des Sommers. Er könnte nun zeigen, dass Top-Transfers keine dreistelligen Millionensummen kosten müssen. (jpg)