Frauenfußball-KolumneEin Land im WM-Fieber: So war der Turnierstart in Australien

Ausgelassener Jubel bei den Australierinnen im ersten Spiel gegen Irland.

Ausgelassener Jubel bei den Australierinnen im ersten Spiel gegen Irland am 20. Juli 2023.

Die beiden Siege der Mannschaften der Co-Gastgeber haben das WM-Fieber in Neuseeland und vor allem Australien befeuert. Ein erstes Stimmungsfazit aus Down Under.

von Alina Ruprecht  (aru)

Die Fußball-WM der Frauen ist endlich gestartet und begeistert bereits nach wenigen Tagen Fans auf der ganzen Welt. Besonders bei den australischen Gastgebern ist das Turnier-Fieber riesig.

Wenige Tage vor dem zweiten Eröffnungsspiel Australiens in Sydney wurde die Millionen-Metropole in den WM-Farben geschmückt, wobei das Stadtbild von den grün-goldenen Trikots der „Matildas“, so der Spitzname der australischen Nationalmannschaft, dominiert wird.

Fans fiebern mit „Matildas“ mit – und bangen um Star

Mehr als 75.000 Fans fanden den Weg ins Stadium Australia, um das Team in seiner ersten Partie gegen Irland lautstark zu unterstützen. Viele von ihnen berichteten, dass sie seit Monaten auf diesen Tag, der ein richtungsweisender für den Fußball der Frauen in Down Under werden sollte, hinfieberten.

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Entsprechend groß waren die Emotionen, als die australische Nationalhymne im Stadion erklang. Vor einer nie da gewesenen Rekordkulisse errangen die „Matildas“ einen 1:0-Sieg über die Irinnen, für die es die erste WM-Teilnahme in der Geschichte ist. Aus diesem Grund ist das Turnier auch für die angereisten Fans von der Grünen Insel ein ganz besonderes. Mehr als 4.000 sollen, Medienberichten zufolge, nach Australien gekommen sein, um ihre „Girls In Green“ anzufeuern. Irland ist jedoch bei weitem keines der Teams, das zum Kreis der Favoriten auf den begehrten WM-Titel gezählt wird.

Umso bemerkenswerter ist es, dass die irischen Fans, wie auch andere Anhängerinnen und Anhänger aus aller Welt, den weiten Weg auf sich genommen haben, auch wenn es ein eher kurzer Aufenthalt in Australien und Neuseeland werden könnte.

Der landesweite Hype um die WM ist groß. Die Gesichter der „Matildas“ sind auf zahlreichen Werbeplakaten in den australischen Großstädten zu sehen. Besonders Team-Kapitänin Sam Kerr (29) ist regelrecht omnipräsent und Symbolfigur für das Fußball-Fieber in Down Under. Entsprechend sorgte die Nachricht, dass die beliebte Spielerin wegen einer Verletzung in den ersten beiden WM-Partien nicht auf Torejagd für ihr Team gehen kann, für Entsetzen.

Ihr Name und die Nummer 20 zieren zahlreiche Trikots, die die begeisterten Fans nicht nur im Stadion, sondern auch im Alltag auf der Straße tragen. Man erhofft sich von dem Turnier einen ähnlichen Effekt, wie er 2022 bei der Europameisterschaft in England ausgelöst wurde. Mehr Gleichberechtigung und Möglichkeiten für Mädchen und Frauen im Fußball sind nur zwei von vielen Zielen, die erreicht werden sollen.

Favoriten tun sich noch schwer

Entsprechend groß ist derzeit der Druck auf die „Matildas“. Für sie haben viele Fans, aber auch Expertinnen und Experten mindestens das Erreichen der Halbfinals, wenn nicht sogar des großen Finales, welches am 20. August in Sydney steigen wird, als sportliches Ziel ausgerufen. Die Erwartungen sind hoch, sowohl an das Team als auch das Turnier im Allgemeinen.

Aufgrund der großen Nachfrage nach Tickets musste die Partie zwischen den Gastgeberinnen und Irland mehrere Monate vor Beginn der WM in ein größeres Stadion verlegt werden. Die Stimmung beim Spiel war prächtig, man hörte gleichermaßen die lautstarken Gesänge beider Fan-Lager. Auf dem Platz gibt es jedoch noch Luft nach oben.


Alina Ruprecht ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.


Das erste Spiel der „Matildas“ wurde durch einen Elfmeter entschieden, den Ersatz-Kapitänin Steph Catley (29) sicher verwandelte. Auch andere Teams taten sich in ihren Auftaktpartien schwer, wie beispielsweise Dänemark, das erst in der 90. Minute das entscheidende Tor für sich verbuchen konnte.

Neben den Gastgeberinnen und Turnier-Newcomern liegt der Fokus auch auf den amtierenden Weltmeisterinnen aus den USA sowie EM-Gewinner England. Beide starteten siegreich in die WM, müssen sich jedoch in deren weiterem Verlauf in Sachen Leistung steigern, wenn es bis ins Finale gehen soll.

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Zum Kreis der Titel-Favoriten darf sich in diesem Jahr auch Deutschland zählen. Über wichtigen Personalien wie Mittelfeld-Säule Lena Oberdorf (21) und Abwehrspielerin Marina Hegering (33) stehen derzeit noch Fragezeichen, da beide mit leichten Verletzungen zu kämpfen haben. Jedoch scheint die Stimmung im deutschen Lager, wie auch bei vielen anderen Nationalmannschaften, optimistisch und fokussiert.

Diese WM wird viele schöne Geschichten auf sowie neben dem Platz schreiben. Eine davon ist in jedem Fall schon die der Nationalmannschaft von Co-Gastgeber Neuseeland. Im Eröffnungsspiel gewann das Team gegen Norwegen, das mit Spielerinnen wie Star-Stürmerin Ada Hegerberg (28) und Caroline Graham Hansen (28) in den eigenen Reihen stark favorisiert ins Spiel ging. Neuseeland beendete mit dem Sieg eine lange Serie von Niederlagen und bei den Spielerinnen um Kapitänin Ali Riley (35) war die Freude nach Abpfiff schier grenzenlos.

Riley setzte zu Beginn des Turniers direkt ein klares Zeichen, das bei den Fußball-Fans auf große Zustimmung stieß: Sie lief mit Nagellack in den Farben der LGBTQ+ Community auf. Regenbogenfarben auf WM-Kapitänsbinden waren auf Geheiß der Fifa-Verantwortlichen verboten worden.

Das Motto der diesjährigen Weltmeisterschaft lautet „Beyond greatness“ und Ali Riley sorgte bereits am ersten Tag für einen wahrhaftig großartigen Moment. Viele weitere werden folgen.