Elfer-Ärger in BremenSchalke-Frust über VAR-Eingriff: Klub äußert sich zu juristischen Schritten

Schiedsrichter Tobias Stieler gibt Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis im Topspiel der 2. Bundesliga in Bremen Gelb wegen Meckerns

Schiedsrichter Tobias Stieler gibt Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis im Topspiel der 2. Bundesliga in Bremen am 20. November Gelb

Nach dem fragwürdigen Last-Minute-Elfmeter liegen die Nerven auf Schalke blank. Sowohl Spieler als auch Verantwortliche der Königsblauen kritisieren die Entscheidung des Schiedsrichtergespanns aufs Härteste.

Bremen. Eigentlich sah kurz vor Abpfiff alles gut aus für die Verantwortlichen des FC Schalke 04. Die Königsblauen führten im Duell der Ex-Erstligisten in der 2. Bundesliga am Samstagabend (20. Oktober) mit 1:0 beim SV Werder Bremen. Doch dann zeigte Schiedsrichter Tobias Stieler (40) in der 99. Minute nach einer kniffligen Szene auf den Punkt.

Eine Chance, die sich Niclas Füllkrug (28) nicht nehmen ließ und zum 1:1-Endstand verwandelte. Kurz nach Abpfiff kochten die Gelsenkirchener Bosse dann über. Schalke-Sportdirektor Rouven Schröder (46) sprach im Interview mit Sky von nicht weniger als „einer der krassesten Fehlentscheidungen, die ich jemals gesehen habe“.

Schalke-Trainer Grammozis „Das hat heute alle Rahmen gesprengt“

Auch der Cheftrainer der Königsblauen, Dimitrios Grammozis (43), verstand auf der Pressekonferenz die Welt nicht mehr. Für das Schiedsrichtergespann fand der gebürtige Wuppertaler klare Worte: „Wenn man ein ganz klares Handspiel des Bremer Spielers plus Schwalbe nicht erkennt – das ist einfach unglaublich.“

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Zum Elfmeterpfiff kam es erst durch das Eingreifen des Video-Assistenten (VAR) Christian Dingert (41). Nach einer kniffligen Szene zwischen Bremen-Stürmer Roger Assale (28) und Schalke-Verteidiger Henning Matriciani (21) ließ Schiedsrichter Stieler in der vierten Minute der Nachspielzeit erst weiterlaufen, korrigierte seine Entscheidung dann aber, als sich die Szene nach einem Hinweis des VAR noch einmal anschaute.

Für Grammozis ist die fragwürdige Entscheidung auch nach Sichtung der TV-Bilder nicht nachvollziehbar. „Das hat heute alle Rahmen gesprengt. Die Leute sollen sich hinterfragen, ob das der richtige Weg ist“, sagte der Schalker Trainer: „Der Elfmeter war heute eine absolute Frechheit, wie ich sie noch nie erlebt habe. Aber den Leuten ist das egal.“

Schalke-Sportdirektor Rouven Schröder hat „kein Verständnis für“ Elfmeterentscheidung

Eine ebenso kurze Zündschnur hatte Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder. Direkt nach der Partie sagte der frühere Mainzer deutlich: „Ganz ehrlich, das ist eine der krassesten Fehlentscheidungen, die ich gesehen habe. Da hab ich kein Verständnis für. Unfassbar. Es stand viel auf dem Spiel, das 1:0 hat sich nicht angebahnt, aber wenn wir dann die Möglichkeit haben, mit dem Sieg hier rauszugehen, dann ist das ganz bitter.“

Im Interview mit Sport1 fasste Schalkes Sport-Vorstand Peter Knäbel (55) die Situation nüchtern zusammen: „Wir fühlen uns schlichtweg betrogen.“ Schalke-Stürmer Marius Bülter (28) meinte: „Wenn man sich die Bilder anguckt, ist unser Ärger berechtigt. Man kann es eigentlich nicht mit Worten beschreiben. Es ist unverständlich, wie man in dieser Situation einen Elfmeter geben kann.“

Am Tag nach der Entscheidung gab dann die Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund den Schalkern recht. „Die TV-Bilder bringen hier keine Evidenz, die es erfordert, dass es klar und offensichtlich falsch war, dass es in dieser Situation keinen Strafstoß gegeben hat. Eine Intervention des Video-Assistenten war hier nicht angemessen.“

FC Schalke 04 nimmt Stellung zum VAR-Wirbel in Bremen

Am Tag nach dem Elfer-Wirbel nahmen die Schalker nochmals Stellung zu dem Vorfall. Der Klub teilte am Sonntag mit, dass er auf juristische Mittel verzichten werde. „Eine Erkenntnis ist, dass ein offizieller Protest nicht zielführend ist. Nach eingehender juristischer Prüfung hat sich Königsblau dazu entschlossen, aufgrund geringer Erfolgsaussichten keine sportjuristischen Mittel gegen die Tataschenentscheidung einzusetzen“, hieß es in einem Statement auf der Vereinswebsite.

„Am Ergebnis, nämlich dass wir statt drei nur einen Punkt mitnehmen, ändert das nichts. Wir sind aber davon überzeugt, dass dieses Wochenende, an dem auch an anderen Standorten strittige VAR-Entscheidungen getroffen wurden, genutzt werden muss, um wichtige Schlüsse für den Fußball zu ziehen“, meinte S04-Boss Knäbel. „Eine zentrale Erkenntnis: Wir dürfen das Spiel nicht zu kompliziert machen, es muss verständlich und mit Blick auf die Regelanwendung für Fans und Beobachter berechenbar bleiben. Das war an diesem Wochenende nicht der Fall. Wir gehen davon aus, dass der DFB und seine Schiedsrichter die Spiele detailliert aufarbeiten werden.“ (job)