Trainer-Knall in der 2. BundesligaTraditionsklub zieht die Reißleine – Wunschcoach schon bei Bundesligist im Wort?

Trainer Kees van Wonderen auf der Schalke-Bank.

Trainer Kees van Wonderen vom FC Schalke 04 am 9. Februar 2025 auf der Bank in Köln.

Die Spatzen pfeifen es bereits von den Dächern: In der 2. Bundesliga steht spätestens nach Saisonende bei einem Traditionsklub der nächste Trainerwechsel an. 

von Denis Canalp  (can)

Trainer in der 2. Bundesliga leben am besten nur aus dem Koffer.

Acht Trainerwechsel gab es schon in der laufenden Zweitliga-Saison. Und schon jetzt scheint klar zu sein, dass die Zeit eines Coaches, der aktuell noch in Amt und Würden ist, spätestens auch nach Saisonende abgelaufen ist.

Kees van Wonderen übernahm den FC Schalke erst im Oktober 2024

Zuletzt erwischte es in der 2. Bundesliga Thomas Wörle (43) beim abstiegsbedrohten SSV Ulm. Im März zog der Klub die Reißleine und trennte sich vom beliebten Aufstiegstrainer. Wörle war am Tag seiner Entlassung stolze 1349 Tage im Amt – das kann beileibe nicht jeder Zweitliga-Coach von sich behaupten.

Alles zum Thema 2. Fußball-Bundesliga

Kees van Wonderen (56) übernahm den FC Schalke 04 erst im Oktober 2024 – und steht jetzt schon vor einem Scherbenhaufen. Die Zukunft des Niederländers liegt nicht in Gelsenkirchen, spätestens nach Saisonende werden die Königsblauen einem neuen Übungsleiter das Vertrauen schenken.

Wie aus Klub-Kreisen zu hören ist, haben die Verantwortlichen dieses Vertrauen in van Wonderen bereits verloren. Die peinliche 0:2-Niederlage am Sonntag (13. April 2025) bei Zweitliga-Schlusslicht Jahn Regensburg war dabei wohl nur noch der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. 

Denn die Gremien der Gelsenkirchener sollen sich intern schon vor dem neuerlichen Fiasko gegen ein Weitermachen mit van Wonderen ausgesprochen haben. Das berichtet die „WAZ“. Auch die „Bild“ will erfahren haben, dass es für van Wonderen unter dem künftigen Sport-Vorstand Frank Baumann (49) nicht weitergehen wird.

Der Noch-Coach nahm die Schuld nach dem Abpfiff in Regensburg auf sich: „Es war ein sehr enttäuschender Tag, ein sehr enttäuschendes Spiel. Alle, die beteiligt waren, haben zu wenig geleistet. Ich bin zuerst verantwortlich. Ich bereite die Spieler vor, ich wähle die erste Elf. Ich habe die Mannschaft dann nicht richtig vorbereitet“, sagte der Niederländer. Zu seiner sportlichen Zukunft bei Königsblau wollte er aber nichts sagen. Das sei „heute kein Thema“.

Dabei hatte van Wonderen das Thema schon vor Monaten mit seinem Rücktrittsangebot im Rahmen der sportlichen Krise vor dem 4:2-Sieg in Paderborn (6. Dezember 2024) selbst aufgemacht. Die Schalke-Führung hat das nicht vergessen. Die Mannschaft stagniert zudem unter van Wonderens Führung, Kaderplaner Ben Manga soll enttäuscht darüber sein und auch deswegen die Trennung forcieren.

Ein Thema auf Schalke ist aber auch die fehlende Kontinuität. Beziehungsweise die Kontinuität an falscher Stelle. In Gelsenkirchen wollen sie mal wieder einen Herbst ohne Trainerwechsel. Das klappte zuletzt nicht allzu oft.

Heißer Herbst auf Schalke soll der Vergangenheit angehören

David Wagner (2020), Thomas Reis (2023) und Karel Geraerts (2024) durften im Sommer bleiben, Frank Kramer (2022) heuerte gar neu an. Sie alle galten als die große Lösung. Sie alle wollten und sollten Schalkes Zukunft gestalten. Alle mussten aber im Herbst gehen, in allen vier Jahren folgte der Abstiegskampf. Mal ging es gut, mal nicht. Das soll jetzt aufhören.

Van Wonderen sieht seinen Auftrag mit dem fast sicheren Klassenerhalt erfüllt, Schalke sucht aber einen Aufstiegstrainer. Und kaum einer auf Schalke glaubt mittlerweile noch, dass der Niederländer der richtige Mann für diese Mission ist.

Das Schalker Problem: Wer soll es machen? Seit Monaten schon geistert der Name von Klub-Legende Raúl durch Gelsenkirchen. Der Trainer von Real Madrid Castilla wäre den frustrierten Schalke-Anhängern gut zu verkaufen. Doch wäre er der Richtige? Und hätte der Spanier überhaupt Interesse am Schalke-Job? Unklar!

Baumann, der offiziell erst am 1. Juni den Job auf Schalke antritt, soll eine bodenständige Zweitliga-Lösung bevorzugen, wie zu hören ist. Auffällig oft fällt der Name Lukas Kwasniok (43), der aktuell beim Liga-Konkurrenten SC Paderborn angestellt ist, aber im Sommer wohl eine Ausstiegsklausel für den Fall der Fälle haben soll. 

Geht Schalke bei Wunschkandidat Lukas Kwasniok leer aus?

Doch auch hier gibt es ein Problem: Denn Kwasniok soll sich schon mit einem Bundesligisten über ein Engagement für die kommende Spielzeit einig sein. Kwasniok soll bei der TSG Hoffenheim auf Christian Ilzer folgen, der angeblich keine Zukunft mehr in Sinsheim hat.

Kann Schalke Hoffenheim den Wunschtrainer noch abjagen? Für Schalke spricht die Tradition, für Hoffenheim das ruhigere Arbeitsumfeld und vor allem die Liga-Zugehörigkeit. Schalke ist und bleibt für Trainer ein Minenfeld. Was Trainer an Schalke reizen könnte: die Emotionen, die stets proppevolle Arena. Der Trainer, dem die Bundesliga-Rückkehr gelingt, wird der Klub und die Stadt zu Füßen liegen. Sicherlich eine reizvollere Vorstellung, als in Hoffenheim vor einer Mini-Kulisse zu arbeiten. 

Baumann muss eine Entscheidung treffen. Die Entscheidung um den glücklosen van Wonderen ist indes schon längst gefallen, auch wenn sie noch nicht offiziell verkündet worden ist.