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Pleite bei Frauen-WMDeutschland blamiert sich gegen Kolumbien – ARD-Expertin redet alles schön

Deutschland unterliegt Kolumbien nach schwacher Leistung bei der Frauen-WM 1:2. ARD-Expertin Nia Künzer sieht aber „Charakter und Leidenschaft“ beim DFB-Team.

Ein enorm spätes Gegentor reißt die deutschen Fußballerinnen aus allen Träumen. Das zweite Gruppenspiel gegen Kolumbien verläuft nicht gut. Ein Popp-Treffer hilft auch nicht.

Die deutschen Fußballerinnen müssen bei der WM um das Weiterkommen zittern. Die DFB-Auswahl kassierte beim 1:2 (0:0) am Sonntag gegen Kolumbien kurz vor Ablauf der Nachspielzeit das entscheidende zweite Gegentor durch Manuela Vanegas (90.+7). Im abschließenden Gruppenspiel am Donnerstag gegen Südkorea führt deshalb nur ein Sieg ganz sicher ins Achtelfinale.

Linda Caicedo erzielt Traumtor gegen Deutschland

Kolumbiens Superstürmerin Linda Caicedo hatte die Südamerika-Vizemeisterinnen in der 52. Minute mit einem starken Tor in Führung gebracht. Kapitänin Alexandra Popp glich in der 89. Minute mit einem verwandelten Foulelfmeter zwischenzeitlich aus. Die DFB-Auswahl tat sich in der Partie vor 40.499 Zuschauern schwer, konnte sich nur wenige zwingende Chancen erspielen.

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Nach dem überraschenden 1:0 Marokkos gegen Südkorea wenige Stunden zuvor hätte die deutsche Auswahl in der Gruppe H den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale klarmachen können. Immerhin haben die DFB-Frauen das Weiterkommen aber noch in der eigenen Hand. Als Gruppenerster würden sie zum Achtelfinale am 5. August nach Melbourne reisen, als Zweiter nach Adelaide. Mögliche Gegnerinnen sind Frankreich, Brasilien oder Jamaika.

Ein heftiger WM-Dämpfer für die deutsche Mannschaft und Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Und auch die Leistung macht keinen Mut für den weiteren Turnierverlauf.

Nia Künzer attestiert DFB-Team „Charakter und Leidenschaft“

Einzig ARD-Expertin Nia Künzer war angetan vom Auftritt der deutschen Mannschaft. Das Team habe „Charakter und Leidenschaft“ gezeigt, sagte sie unmittelbar nach Schlusspfiff im TV. Es gebe häufig „ja nur noch schwarz und weiß“ in den Analysen.

„Das 1:2 war richtig bitter. Sehr ärgerlich, so ein Knockout kurz vor Ende, da kommt die Kolumbianerin sehr frei zum Kopfball“, analysierte Künzer, die den Südamerikanerinnen eine starke Leistung attestierte.

Voss-Tecklenburg: „Glaube nicht, dass die Mannschaft einen Knacks kriegt“

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg glaubt nicht an einen nachhaltigen Rückschlag für die deutschen Fußballerinnen bei der WM durch die Niederlage gegen Kolumbien. „Ich glaube nicht, dass die Mannschaft einen Knacks kriegt. Wir können das einordnen, was uns heute gefehlt hat“, sagte Voss-Tecklenburg nach dem 1:2 am Sonntag in Sydney in der ARD. Die DFB-Auswahl verpasste den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale, hat das Weiterkommen im letzten Gruppenspiel gegen Südkorea aber weiter in der eigenen Hand.

In der Partie am Donnerstag müsse das Team „etwas mutiger, klarer, ruhiger spielen“, sagte die Bundestrainerin. „Wir wollen das nächste Spiel gewinnen, wir wollen ins Achtelfinale.“ Sie könne versprechen, dass ihre Spielerinnen „alles auf den Platz bringen“.

Mit einem Strandspaziergang hatte der Tag für die DFB-Auswahl begonnen. Im Stadion ging es für die Vize-Europameisterinnen gleich richtig zur Sache. Zumal die Fans aus Kolumbien in eindeutiger Überzahl waren und einen Höllenlärm veranstalteten.

In der personell gebeutelten deutschen Abwehr ersetzte Chantal Hagel die verletzte Stammkraft Felicitas Rauch (Knie-Stauchung) als Linksverteidigerin. Die künftige Wolfsburgerin (bisher TSG Hoffenheim) bekam es bei ihrem internationalen Turnier-Debüt aber nicht wie erwartet mit Kolumbiens Toptalent Caicedo zu tun: Die Angreiferin von Real Madrid, die vor drei Tagen im Training einen Schwächeanfall erlitten hatte, stürmte auf links.

Die sehnlichst zurückerwartete Lena Oberdorf zeigte von Anfang an, weshalb sie als Mittelfeld-Abräumerin so wichtig ist und störte immer wieder den Spielaufbau der „Caféteras“. Zu spät kam die deutsche Defensive in der Startphase bei einem Kopfball von Marja Ramirez knapp am deutschen Tor von Merle Frohms vorbei. Danach stand die Viererkette aber erst mal, auch wenn Abwehrchefin Marina Hegering erneut fehlte.

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Nach einer Viertelstunde musste Popp plötzlich länger behandelt werden: Ein Check von Carolina Arias hatte den EM-Star in die Rippen getroffen. Kurz darauf lag Lina Magull am Boden - so bekamen die deutschen Frauen schnell die befürchtete Härte der Kolumbianerinnen zu spüren. Bayern-Ass Magull hatte dann das 1:0 auf dem Fuß, traf aber im Strafraum den Ball nicht (22.). Nach einem abgefälschten Schuss von Oberdorf hätte auch Popp die Führung erzielen können: Bei ihrer Direktabnahme flog der Ball aber über die Latte.

„Das ist ein Auswärtsspiel, definitiv. Der letzte Pass hat noch bei uns gefehlt, um gefährlich ins letzte Drittel zu kommen“, sagte Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften beim DFB, zur Halbzeit beim übertragenden Sender ARD und prophezeite für den zweiten Durchgang: „Alex trifft mit Sicherheit auch in der zweiten Halbzeit das Tor.“ Ihre ersten beiden Turniertreffer gegen Marokko hatte sie vor der Pause erzielt.

Die nächste Verletzte: Sara Doorsoun muss raus

Mit der bis dahin so überzeugenden Doorsoun fiel dann die nächste Abwehrakteurin aus: Die Frankfurterin musste wegen einer Muskelverhärtung durch Sjoeke Nüsken ersetzt werden. Da musste sich das deutsche Team kurz neu sortieren – und fing sich prompt das 0:1 ein. Caicedo ging zwischen den so erfahrenen Huth und Sara Däbritz durch und schlenzte den Ball in den spitzen Winkel.

Auf Kolumbiens Trainerbank machten die Assistenten Angelo Marsiglia und Manuel Abadiá Luftsprünge: Chefcoach Nelson Abadía musste das letzte Spiel seiner Sperre auf der Tribüne absitzen und erlebte von oben weiter eine packende Partie. Auch zu seinem Schrecken lag Caicedo kurz vor Schluss offenbar geschwächt auf dem Rasen, machte aber weiter.

Die deutsche Elf verstärkte den Druck. Wie so oft in den vergangenen Monaten fehlte die letzte entschlossene Aktion – bis Oberdorf von Torhüterin Catalina Pérez gelegt wurde und Popp den fälligen Strafstoß verwandelte. Der Treffer reichte dennoch nicht zum Sieg: Vanegas traf per Kopf nach einer Ecke. (dpa/can)