Spanien trifft im Finale der Frauen-WM 2023 auf England. Während bei den Britinnen derzeit gute Stimmung herrscht, könnte es bei den Spanierinnen bald zum großen Knall kommen. Der Grund ist ihr Trainer.
Zoff bei Frauen-WMTrainer erteilte fragwürdiges Verbot: Finalistinnen fühlen sich unwohl
Im Finale des Turniers am Sonntag (20. August 2023) treffen in Spanien und England zwei europäische Mannschaften aufeinander und die Zuschauerinnen und Zuschauer erwartet ein spannendes Duell um den Weltpokal. So sehr beide Teams mit ihren Qualitäten auf dem Platz überzeugt haben, so darf man keinesfalls vergessen, unter welch gegensätzlichen Bedingungen sie bei der WM an den Start gegangen sind.
Spanien trifft im Finale der Frauen-WM 2023 auf England. Während bei den Britinnen derzeit gute Stimmung herrscht, könnte es bei den Spanierinnen bald zum großen Knall kommen. Der Grund ist ihr Trainer.
WM 2023: Spaniens Trainer Jorge Vilda hat einen Kontrollzwang
Die englische Nationalmannschaft, auch genannt „Lionesses“, werden von Sarina Wiegmann gecoached, die derzeit die vielleicht beste Trainerin der Welt ist. Unter ihr gewann das Team im vergangenen Jahr erstmals die EM im eigenen Land. Nun ist der Einzug ins große Finale von Sydney ein weiterer Meilenstein auf dem gemeinsamen Erfolgsweg der Lionesses und Wiegmann. Jüngst kündigte der englische Fußball-Verband an, dass das Team mit einer Statue in London gewürdigt werden würde, unabhängig davon, wie das Endspiel am Sonntag ausgeht.
Bei den Gegnerinnen zeichnet sich jedoch ein anderes Bild ab, denn an der Seitenlinie der Spanierinnen steht mit Cheftrainer Jorge Vilda eine höchst umstrittene Personalie. Mit fragwürdigen Entscheidungen und Maßnahmen sorgt er seit Jahren dafür, dass die Spielerinnen sich bei Zusammentreffen der Nationalmannschaft nicht wohlfühlen und sich in der Ausübung ihres Sportes beeinträchtigt sehen.
Konkret wirft man ihm fehlende Kommunikation und Belastungssteuerung, sowie die Ausübung von psychischem Druck und Kontrollzwang vor. Unter anderem hatte Vilda den Spielerinnen mehrfach verboten, ihre Zimmertüren abzuschließen, damit er stets nachsehen konnte, ob alle da waren. Nach der EM 2022 traten 15 große Namen, darunter Aitana Bonmati und Ona Batlle, in den Streik, um bessere Bedingungen für das Team zu erkämpfen.
Vom spanischen Fußballverband gab es volle Unterstützung, jedoch nur für Jorge Vilda, der alle Vorwürfe zurückwies. Einige Spielerinnen haben kurz vor der WM ihren Streik beendet, obwohl sich für sie nicht geändert hat. Jetzt stehen sie im Finale des Turniers, was fatale Folgen, aber auch Chancen mit sich bringt.
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Sollte Spanien am Sonntag den Titel gewinnen, so könnten die Spielerinnen die neue Aufmerksamkeit und das Momentum für sich nutzen, um weiterhin auf die genannten Missstände aufmerksam zu machen. Druck aus der Öffentlichkeit könnte auf Vilda und seine Verbündeten beim spanischen Fußballverband ausgeübt werden, das Thema wäre präsent wie nie.
Auf der anderen Seite wird bereits jetzt auf vielen Seiten in den Hintergrund gerückt oder schlichtweg ignoriert, was in den vergangenen Monaten im Lager der Spanierinnen alles passiert ist. Kommentatoren und Journalisten sprechen schon jetzt von „Vildas Meisterstück“. Dabei ist es in erster Linie die Leistung und der Erfolg der Spielerinnen, welche es trotz derart widriger Umstände bis ins Finale geschafft haben. Ihnen allein gebührt der Respekt und die Anerkennung, für die sie schon so lange kämpfen.
Alina Ruprecht ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.
Auch bei den Lionesses war nicht immer alles perfekt, aber der englische Fußballverband hat in den vergangenen Jahren wichtige Investitionen in den Fußball der Frauen getätigt, die jetzt ihre Wirkung zeigen. Beide Finalteams wissen Weltklasse-Spielerinnen in den eigenen Reihen und es ist mit einem Duell auf Augenhöhe zu rechnen. Zeitgleich ist es auch eine unerwartete Endspiel-Paarung, denn Teams wie Deutschland und Brasilien, die von vielen als Favoriten auf den Titel angesehen wurden, überstanden nicht einmal die Gruppenphase.
Die Berichte über das Verhalten von Jorge Vilda gegenüber den spanischen Nationalspielerinnen dürfen bei Sieg oder Niederlage des Teams am Sonntag nicht instrumentalisiert werden, um das Ergebnis ins richtige Licht zu rücken.
Das eigentliche Meisterstück bei all den Enthüllungen über massives Fehlverhalten von Personen in mächtigen Positionen im Fußball der Frauen, seien es Trainer (oder Trainerinnen) oder Verantwortliche bei Verbänden, ist das der Spielerinnen, die sich unermüdlich wehren und nicht aufhören, sich für bessere Bedingungen einzusetzen, während sie zeitgleich in großen Wettbewerben sportliche Höchstleistungen abrufen. Nicht erst nach dem WM-Finale gilt es, dies endlich anzuerkennen.