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Frauenfußball-KolumneWas ist übrig vom EM-Hype aus dem Sommer?

Das deutsche Frauenfußball-Team wurde nach dem verlorenen Finale gegen England in Frankfurt am Römer empfangen.

Die Spielerinnen Laura Freigang und Lina Magull lassen sich auf dem Römer-Balkon in Frankfurt beim Empfang am 1. August 2022 von den Fans feiern.

Was ist übrig vom EM-Hype aus dem Sommer? Diese Frage stand über den ersten beiden Spieltagen der neuen Saison der Frauenbundesliga. Und unsere Autorin widmet sich in ihrer Kolumne genau dieser Frage.

von Annika Becker  (abe)

Am ersten Spieltag gab es gleich mal einen neuen Publikumsrekord: 23.200 kamen in die Frankfurter Arena zum Auftaktspiel der Eintracht gegen Bayern München.

In England gab es einen noch größeren Rekord beim Nordlondoner Derby in der Women’s Super League (WSL): 47.367 sahen sich im Emirates Arsenal gegen Tottenham an. Daneben wirken die Publikumszahlen aus anderen Stadien der Bundesliga der Frauen klein, doch ein genaues Hinschauen lohnt sich.

Neuer Rekord in England beeindruckt

Ein exakter Vergleich zu den Vorjahren ist schwierig, weil die Covid-19-Pandemie wie in allen anderen Ligen auch einen Einfluss auf die Publikumszahlen hatte. Die letzte Saison ohne diesen Effekt war 2018/2019 und im Vergleich dazu scheint der Trend aktuell nach oben zu gehen.

Alles zum Thema Fußball-Frauen

Damals kamen im Schnitt 833 Menschen zu einer Partie in der Bundesliga der Frauen. Den besten Wert in der Saison hatte der VfL Wolfsburg mit im Schnitt 1.840 Zuschauenden pro Spiel.

An den ersten beiden Spieltagen der neuen Saison lagen fast alle Vereine bei ihrem ersten Heimspiel deutlich über ihrem damaligen Durchschnitt. Das liegt natürlich auch daran, dass die Vorfreude zu den ersten Heimspielen immer besonders viele Leute anzieht, zumal es oft Fanfeste rund um die Partien gibt.

Große Arenen locken Fans an – Ticket-Problem gelöst

So zum Beispiel in Wolfsburg, wo am ersten Spieltag 3.217 Zuschauende den Weg ins Stadion fanden oder auch bei der SGS Essen am zweiten Spieltag, hier kamen 2.500 an die Hafenstraße. Zum ersten Heimspiel der TSG Hoffenheim kamen sogar 7.109, gespielt wurde auch hier in der großen Arena.

Im Vergleich zu den großen Rekordzahlen aus Highlightspielen wie zu Saisonbeginn in Frankfurt oder in der WSL wirken diese Zahlen niedrig. Das sind aber noch nicht die richtigen Vergleichsgrößen, zumal auch in England abseits der Spiele in den großen Arenen die Publikumszahlen eher im niedrigen einstelligen Tausenderbereich rangieren.

Hier hat sich der EM-Hype durch stark gestiegene Ticketverkäufe auf jeden Fall bemerkbar gemacht, der Verband und die Vereine arbeiten aber auch schon seit längerer Zeit gezielt darauf hin.

Immerhin wurde auch in Deutschland erkannt, dass Spiele in großen Stadien sehr attraktiv, aber nicht die alleinige Lösung sind. Denn häufig scheiterte so ein Stadionbesuch schon am Zugang zu Tickets. Dieser wurde zu dieser Saison vereinfacht.


Annika Becker ist freie Autorin bei EXPRESS.de und kümmert sich in ihren Kolumnen um das Thema Frauenfußball. Sie ist Mitglied von FRÜF - Frauen reden über Fußball.


Der DFB hat vor der Saison erstmals eine Seite eingerichtet, auf der alle Ticketshops der einzelnen Vereine verlinkt sind. Vereine wie der 1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen bieten zudem erstmals in dieser Saison eine Dauerkarte an.

Wie sich der gute Zulauf der ersten beiden Spieltage über die Saison halten wird, bleibt abzuwarten. Eine Chance auf sehr viel Stadionpublikum gibt es spätestens im Winter.

Dann sind während der Weltmeisterschaft der Männer in Katar die großen Stadien der Lizenzvereine verfügbar und einige Fanorganisationen haben bereits angekündigt, die WM zu boykottieren. Damit diese Fans dann und darüber hinaus regelmäßig den Weg zu den Spielen der Bundesliga der Frauen finden, braucht es aber eine langfristig angelegte Strategie.