„Wäre fast schon zu kitschig“Kroos verspürt noch Titel-Hunger – Top-Star mit kritischen Worten vor EM-Start

Toni Kroos spricht auf einer Pressekonferenz zu Medienvertretern.

Toni Kroos äußerte sich auf der Pressekonferenz am Dienstag (11. Juni 2024) zur bald beginnenden Europameisterschaft.

Toni Kroos wünscht sich im Idealfall sieben Spiele bei der Heim-EM. Nach dem Triumph in der Champions League kann er seine große Karriere nun endgültig krönen.

von Marcel Schwamborn  (msw)

Die Spannung vor dem deutschen EM-Auftakt gegen Schottland steigt. Am Freitag (14. Juni 2024) soll ab 21 Uhr (ZDF und MagentaTV) in der Allianz-Arena in München die Initialzündung für ein erfolgreiches Heimturnier erfolgen.

„Ein Heimturnier ist noch mal spezieller. Wir haben eine große Verantwortung für die Stimmung im Land in den nächsten Wochen“, sagte Toni Kroos (34) am Dienstag. „Im Wissen dieses Drucks müssen wir versuchen, das Ganze auch zu genießen. Wir sind privilegiert, solch ein Heimturnier zu spielen“.

Toni Kroos: „Haben Verantwortung für die Stimmung in diesem Land“

2016 gewann die DFB-Elf letztmals ein Turnier-Eröffnungsspiel. „Wir haben nach den letzten Turnieren auf jeden Fall etwas gutzumachen und wissen, wie wichtig es ist, auch für die Stimmung im Land, gut in die EM zu starten“, sagte der Königsklassen-Sieger. „Es ist unser Ziel, dass wir wieder etwas auslösen wie 2006“.

So früh wie wohl lange nicht mehr sind alle Fragezeichen in Sachen Aufstellung beseitigt. Julian Nagelsmann (36) ändert trotz der müden Vorstellung in der Generalprobe gegen Griechenland nichts an der Startelf.

Deutschlands Toni Kroos (l-r), Robert Andrich und Deniz Undav beim Aufwärmen.

Toni Kroos beim Training in Herzogenaurach mit Robert Andrich und Deniz Undav.

Auch wenn der Bundestrainer in Mönchengladbach noch behauptet hatte, dass die Startformation „nicht in Stein gemeißelt“ sei, bleibt er seinem Konzept treu. Drei Akteure zählt er derzeit noch zur sogenannten „Start-13“. Leroy Sané ist erste Option für die Offensivreihe, Pascal Groß könnte bei Bedarf Robert Andrich ersetzen, und Niclas Füllkrug hängt Kai Havertz im Nacken. Aber vorerst bleibt allen drei der Platz auf der Bank.

Das Personal steht schon seit Wochen, inhaltlich ist aber noch Luft nach oben, wie auch zuletzt der Test gegen Griechenland gezeigt hat. „Die Qualität im Kader kann einen positiv stimmen. Man sieht aber auch, dass noch Raum für Verbesserungen da ist“, urteilte Routinier Kroos.

Eine weitere Warnung schob er direkt hinterher. „Wir sind mehr als gewarnt, weil das auch die Kategorie Gegner ist, mit der sich die Nationalmannschaft zuletzt sehr schwergetan hat. Wenn wir wieder so in einen Konter laufen, kann das Turnier auch sofort vorbei sein. Wir müssen noch einen Tick konstanter werden“.

Deutschlands Titelsammler

Die Karriere von Toni Kroos in Bildern

Toni Kroos winkt auf seiner Ehrenrunde nach dem Aus bei der EM 2024.

Toni Kroos hat am 21. Mai 2024 sein Karriereende nach der EM 2024 angekündigt. Am 5. Juli 2024 gab er im Trikot von Deutschland gegen Spanien schließlich seine Abschiedsvorstellung.

Toni Kroos beim Spiel der U17 des VfB Stuttgart gegen die U17 von Hansa Rostock.

Toni Kroos wurde am 4. Januar 1990 in Greifswald geboren. Unter seinem Vater Roland lernte er beim Greifswalder SC das Fußballspielen. 2002 zog die Familie nach Rostock, wo Kroos bis 2006 bei Hansa Rostock in der Jugend spielte. In der Saison 2004/05 wurde er mit der B-Jugend deutscher Vizemeister. (Foto: 19. Juni 2005)

Toni Kroos enttäuscht nach dem verlorenen Finale.

Im Sommer 2006 wechselte Kroos zum FC Bayern München und erhielt einen Amateurvertrag bis 2011. Die U19 führte er in seiner ersten Saison als Spielmacher ins Finale um die deutsche A-Juniorenmeisterschaft. Dieses ging jedoch mit 1:2 n.V. gegen Leverkusen verloren. (Foto: 24. Juni 2007)

Toni Kroos gestikuliert im Spiel um Platz drei.

Im DFB-Trikot wurde Kroos erstmals in der U17 eingesetzt. Bei den Weltmeisterschaften 2007 führte er diese in Südkorea als Kapitän zum dritten Platz. Er erzielte fünf Tore, gab vier Vorlagen und wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt. (Foto: 9. September 2007)

Toni Kroos beim Aufwärmen vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund.

Schon in der zweiten Hälfte der Saison 2006/07 trainierte Kroos mit den Profis der Bayern. Von Ottmar Hitzfeld wurde er dann ab Sommer 2007 in den Profikader übernommen, spielte jedoch größtenteils in der zweiten Mannschaft. Erstmals stand er am 26. September 2007 in der Bundesliga auf dem Feld und war zu diesem Zeitpunkt mit 17 Jahren und 265 Tagen der jüngste Spieler, der für den FC Bayern in der Bundesliga aufgelaufen war. (Foto: 28. Oktober 2007)

Miroslav Klose und Toni Kroos jubeln über den Pokalsieg.

Am 4. Oktober 2007 gab er dann gegen Belenenses sein Europapokal-Debüt. Insgesamt lief er in seiner ersten Saison im Profikader zwölfmal in der Bundesliga, sechsmal im Uefa-Cup und zweimal im DFB-Pokal für den FC Bayern München auf. Er gewann das Double aus Meisterschaft und Pokal und erhielt nach seinem 18. Geburtstag einen Profivertrag bis zum 30. Juni 2012. (Foto: 19. April 2008)

Toni Kroos im Spiel gegen den VfB Stuttgart.

Nachdem Kroos sich in der Hinrunde 2008/09 unter Jürgen Klinsmann nicht durchsetzen konnte, wurde er für eineinhalb Jahre an Bayer Leverkusen ausgeliehen. Auch dort konnte er sich in der Rückrunde, unter anderem aufgrund einer Bänderverletzung, keinen Stammplatz erkämpfen. In seiner zweiten Saison jedoch avancierte er zum Leistungsträger und wurde drittbester Torschütze der Werkself. (Foto: 17. April 2010)

Toni Kroos im Halbfinale gegen Spanien bei der WM.

Durch seine starken Leistungen bei Leverkusen wurde Kroos am 21. Januar 2010 erstmals von Joachim Löw in den Kader der A-Nationalmannschaft berufen. Am 3. März 2010 gab er dann sein Debüt und wurde im selben Jahr als jüngster Spieler in den Weltmeisterschafts-Kader berufen. (7. Juli 2010)

Toni Kroos im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid.

Zur Saison 2010/11 kehrte Kroos zurück zum FC Bayern München. Vor Ende der Saison wurde außerdem sein Vertrag um drei Jahre bis zum 30. Juni 2015 verlängert. Im April 2013 erlitt der Mittelfeldstratege im Champions-League-Viertelfinale gegen Juventus Turin einen doppelten Muskelbündelriss und fiel für den Rest der Saison aus. Bis dahin hatte er in der Triple-Saison jedoch großen Anteil am Erfolg der Münchner. (Foto: 23. April 2014)

Toni Kroos beim Empfang der Weltmeister.

Ein weiterer Höhepunkt nach dem Gewinn der Champions League war der Weltmeisterschaftstitel 2014 in Brasilien. In allen Spielen stand der Mittelfeldspieler in der Startelf. Beim 7:1-Sieg im Halbfinale gegen Brasilien wurde er mit vier Torbeteiligungen zum Man of the Match gewählt. Aufgrund seiner starken Leistungen wurde er außerdem in die Top-Elf der WM aufgenommen. (Foto: 15. Juli 2014)

Toni Kroos winkt zu den Zuschauerinnen und Zuschauern.

Da sich Kroos und der FC Bayern München nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen konnten, wechselte der Mittelfeldstratege nach 196 Spielen für den FCB zur Saison 2014/15 zu Real Madrid. Bei den Königlichen konnte er zwar in seiner ersten Spielzeit keine Titel gewinnen, sich allerdings direkt durchsetzen und in die Startelf spielen. (Foto: 29. April 2015)

Toni Kroos nach seinem ersten Champions-League-Gewinn mit Real Madrid gegen Atletico Madrid.

Die darauffolgenden Jahre waren dafür umso erfolgreicher: Fünfmal gewann Kroos die Champions League (2016, 2017, 2018, 2022, 2024), viermal den Meistertitel (2017, 2020, 2022, 2024) und einmal den spanischen Pokal (2023) mit den Königlichen. Insgesamt bestritt er bis dato 464 Spiele für Real Madrid. . (Foto: 28. Mai 2016)

Toni Kroos feiert den Gewinn der Champions League mit dem Henkelpott.

Am 1. Juni 2024 holt Kroos den letzten Titel seiner Karriere. In Wembley, wo er 2013 mit dem FC Bayern erstmals den Henkelpott gewonnen hatte, durfte er die Prestige-Trophäe ein letztes Mal im Trikot von Real Madrid in den Abendhimmel recken.

Toni Kroos beim WM-Vorrunden-Spiel gegen Südkorea.

Mit Deutschland hingegen lief es für Toni Kroos nach dem WM-Titel nicht mehr gut. Nach dem Ausscheiden in der Vorrunde bei der WM 2018 in Russland und dem Aus im Achtelfinale bei der EM 2021 trat er aus der Nationalmannschaft zurück. (Foto: 27. Juni 2018)

Toni und Jessica Kroos bei einer Spendengala.

Schon seit seiner Jugend ist Toni Kroos mit seiner Partnerin Jessica liiert. Ein Jahr nach dem WM-Titel heirateten die beiden und haben inzwischen drei Kinder. (Foto: 1. Dezember 2019)

Toni Kroos im Testspiel gegen die Niederlande.

Im Februar 2024 kündigte Kroos dann seine Rückkehr in die Nationalmannschaft im Hinblick auf die Heim-Europameisterschaft 2024 an. Die ersten beiden Spiele nach seiner Rückkehr – gegen Frankreich und die Niederlande – gewann die Mannschaft. Nach seiner Berufung in den EM-Kader verkündete Kroos am 21. Mai 2024, dass er nach dem Turnier seine Karriere beenden werde. (Foto: 26. März 2024)

Toni Kroos klatsch nach seinem letzten Karriere-Spiel in die Hände.

Am 5. Juli war es dann so weit: Mit dem Ausscheiden Deutschlands im Viertelfinale gegen Spanien verließ Kroos die deutsche Fußball-Bühne als erfolgreichster Spieler der Landesgeschichte.

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Kroos war im März in die DFB-Auswahl zurückgekehrt und wird seine Profi-Karriere nach dem Turnier beenden. Gegen Schottland steht in München das erste von maximal noch sieben Fußballspielen an. Ein großer Titel fehlt ihm noch in der Sammlung. „Natürlich bin ich hungrig, ich habe Lust auf Erfolg“, sagte er. „Wenn ich die Idee und die Fantasie, den EM-Titel zu gewinnen, nicht hätte, hätte ich die Entscheidung nicht getroffen.“

Toni Kroos: Kinder kommen zum EM-Auftakt ins Münchner Stadion

Weltmeister, sechsmal Champions-League-Sieger, dreimal Deutscher Meister, viermal spanischer Meister – jetzt zur Krönung auch noch Europameister? „Das Ende wäre fast schon zu kitschig, aber ich würde es nehmen“, muss der mit 34 Titeln erfolgreichste deutsche Fußballer grinsend einräumen.

Seine Familie will beim Karriere-Endspurt auf jeden Fall mitfeiern. „Die Kinder werden logischerweise da sein, am Freitag. Leider sind sie auch etwas erfolgsverwöhnt, daher gehen sie natürlich klar davon aus, dass wir den Titel holen. Alles andere wird schwer akzeptiert“, gestand der ehemalige Real-Madrid-Profi.