Der 1. FC Köln liegt Marco Höger noch immer am Herzen. Der Routinier spielt inzwischen bei Drittligist Waldhof Mannheim und kämpft um den Aufstieg. Beim FC hält er ein zweites Europa-Wunder für möglich.
„Das Europa-Wunder kann sich wiederholen!“Marco Höger über Waldhof, Modeste & den FC-Aufschwung
Nach einer erfolgreichen Hinrunde mit Waldhof Mannheim geht es für Marco Höger mit seiner Frau Jana nach Dubai in den Kurzurlaub. Auf gepackten Koffern spricht er im Interview mit EXPRESS.de über seine neue Aufgabe, seinen Freund Anthony Modeste und den Erfolg des 1. FC Köln.
Höger, einer der Führungsspieler in jener Mannschaft, die 2017 nach 25 Jahren den FC zurück nach Europa gebracht hatte, hält eine Wiederholung dieses Wunders für möglich! „Sie kommen aus der Rolle des Jägers, sind im Dunstkreis der internationalen Plätze. Je länger sie sich da halten, umso größer wird die Chance, das Wunder zu wiederholen“, sagt Höger.
Marco Höger: Deshalb ging ich zu Waldhof Mannheim
Marco Höger, nach fünf Jahren beim 1. FC Köln spielen Sie nun bei Waldhof Mannheim. Der richtige Schritt?
Marco Höger: Ja, auf jeden Fall. Ich wollte im Sommer nicht aufhören, habe einen Klub gesucht, der zu mir passt und der räumlich nicht so weit weg ist. Es gab einige Anfragen, auch ein paar sehr exotische Sachen. Vor ein paar Jahren hätte ich die vielleicht gemacht, aber meine Frau ist Beamtin in Bergisch-Gladbach und das ändert die Dinge dann doch.
Haben Sie denn Spaß in der dritten Liga?
Höger: Ja, auf jeden Fall. Wir schnuppern an den Aufstiegsplätzen, das Umfeld ist bundesliga-tauglich, das Stadion ist es auch. Mit Kaiserslautern und Saarbrücken sind zwei lokale Rivalen unsere Tabellennachbarn, das gibt heiße Derbys. Und Spiele wie an der Grünwalder Straße gegen 1860 München stimmen einen fast nostalgisch, da kommen Erinnerungen hoch.
Marco Höger: „Wir wollen doch nicht ins Krankenhaus...“
Und der Fußball?
Höger: Der ist dann doch eine ganze Spur physischer. Das macht schon Spaß. Aber mancher kompensiert dann andere Dinge mit körperlichem Einsatz. Da schüttel ich schon manchmal mit dem Kopf und denke mir manchmal: Leute, wir wollen doch alle heute Abend nach Hause – und nicht ins Krankenhaus. (lacht)
Haben Sie noch Kontakt zum FC?
Höger: Der ist schon noch viel da. Ich war neulich noch am Geißbockheim und hab die Jungs besucht, auch ein paar Worte mit dem Trainer gewechselt. Ich treffe mich aber auch so oft mit den alten Kollegen, Anthony Modeste vor allem, aber auch Jonas Hector, Mark Uth, Florian Kainz oder Timo Horn, wir gehen mit unseren Frauen oft essen.
Wundert Sie, dass es plötzlich so gut läuft?
Höger: Ich habe ja mit den meisten trainiert und mir war schon klar, dass die es können. Aber es muss auch viel passen, du brauchst auch in der einen oder anderen Situation das nötige Match-Glück. Das haben sie jetzt. Und mit dem neuen Trainerteam passt das sensationell. Ich glaube, mit Steffen Baumgart wäre auch ich prima ausgekommen. Man merkt auch, wie geil und wie wichtig die Fans im Stadion sind. Und dann läuft plötzlich alles, und dann kann der eine Idiot sogar seinen Kaffee rösten und alle lieben ihn dafür (lacht).
Sie spielen auf ihren Kumpel Tony Modeste an…
Höger: Ja, klar. Wir sind wirklich gute Freunde und ich gönne ihm jeden Erfolg. Aber mit zehn Punkten weniger hätte er mit dem Kaffee wohl nicht um die Ecke kommen brauchen. Mir war klar, dass es bei ihm sicher nicht am Alter oder an der Fitness liegt, dass er nicht trifft. Er ist halt ein sensibler Spieler – wie viele Stürmer. Und er hatte in der Vergangenheit vielleicht nicht dieses Vertrauen und die Zuneigung, die er brauchte, damit er funktioniert. Die hat er bei Baumgart. Dass es aber dann gleich so phänomenal wieder klappt, hätte glaube ich keiner unbedingt erwartet.
2016/17 schwammen Modeste und auch der FC schon einmal auf so einer Welle, die brachte Sie bis nach Europa. Ist das wieder möglich?
Höger: Auf jeden Fall! Klar, man weiß nicht, was Klubs wie Leipzig und Mönchengladbach in der Rückrunde machen, wie die aus der Pause kommen. Aber der FC hat auch noch in dem einen oder anderen Spiel Punkte liegen lassen. Intern muss man weiter kleine Brötchen backen und sollte an den bisherigen Saisonzielen festhalten. Aber je länger der FC so im Dunstkreis der internationalen Plätze ist, umso größer wird die Chance. Ich glaube, es ist ganz gut, dass sie nicht ganz vorne drinstehen, sondern auf Tuchfühlung bleiben. Dann wird der Druck nicht so groß, man hat etwas zu gewinnen und muss nichts verteidigen. Wir sind damals auch erst am letzten Spieltag von Platz acht auf Platz fünf. So ein Szenario ist für den FC durchaus möglich!