„Gehirnwäsche unterzogen“Ex-FC-Coach schießt gegen Trainer-Legende Arsène Wenger

Arséne Wenger klatscht bei einem Spiel bei der WM 2022 auf der Tribüne

Arsène Wenger am 24. November 2022 auf der Tribüne beim Spiel zwischen der Schweiz und Kamerun während der WM 2022.

So beliebt und geschätzt er als Trainer war, so viel Unverständnis und Kritik erntet er für seine Arbeit als Entwicklungs-Direktor bei der Fifa. 

Über Jahrzehnte gehörte er zu den Größten seiner Zunft, wurde für viele nachfolgende Trainer zum Vorbild. Doch seit dem Ende seiner aktiven Laufbahn als Coach reißt Arsène Wenger (73) sein mühsam aufgebautes Denkmal Schritt für Schritt selbst wieder ein.

Der Franzose, besonders aus seiner 22 Jahre andauernden Ära beim FC Arsenal bekannt, ist inzwischen Teil der Fifa, soll dort Entwicklungen in Spiel und Regelwerk vorantreiben. Gab es zu Trainer-Zeiten noch große Anerkennung für Wengers Arbeit, erntet er mit dem Funktionärs-Job vor allem Kopfschütteln.

Stale Solbakken knöpft sich Arsène Wenger vor

So deutlich wie kaum jemand anderes formulierte die Kritik jetzt der frühere Bundesliga-Coach Stale Solbakken (54), der im Vorfeld der WM 2022 auch die Austragung in Katar verurteilt hatte.

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„Es schaudert mich zu sehen, dass der intelligenteste Mann der Welt, Arsène Wenger, zu dem all die Jahre aufgeschaut wurde, irgendwie einer Gehirnwäsche unterzogen wurde und dass er jetzt die dümmsten Aussagen macht“, sagte der Ex-Trainer des 1. FC Köln dem norwegischen Sender TV2.

Stale Solbakken sitzt bei einem Norwegen-Länderspiel auf der Trainerbank.

Stale Solbakken am 24. September 2022 bei einem Länderspiel von Norwegen in der Nations League in Slowenien.

In seiner Rolle als Entwicklungs-Direktor beim Fußball-Weltverband hatte sich Wenger in vielen Angelegenheiten den Ansichten des umstrittenen Fifa-Präsidenten Gianni Infantino (52) angeschlossen, etwa bei der Forderung nach der Austragung der WM im Zweijahres-Rhythmus. Er sorgte aber auch mit eigenen Vorstößen für Aufsehen.

Schon seit 2020 regt er etwa an, die Abseitsregel zu revolutionieren. Geht es nach Wenger, dann soll die Abseitsposition eines Spielers nicht mehr an dessen vorderstem Körperteil gemessen werden, sondern der hinterste Teil als Referenz herangezogen werden. Ein Großteil der heutigen knappen Abseitsstellungen wäre bei dieser Auslegung plötzlich korrekt.

Solbakken hat für Wengers Karriere nach der Trainer-Zeit nur noch Verachtung übrig. „Es ist beängstigend mit all den Leuten, zu denen wir in der Fußballwelt jahrelang aufgeschaut haben“, sagte er im norwegischen Fernsehen weiter.  Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Solbakken ist seit zwei Jahren Nationaltrainer Norwegens, einem der Verbände, die der Fifa am kritischsten gegenüber stehen. Der achtfache Meister-Coach des FC Kopenhagen zeigte sich besorgt über eine aktuell im Fußball stattfindende „Polarisierung.“ Er habe Angst, „dass die immer schlimmer wird“, so Solbakken.

Im Laufe der WM hatte es auch aus Deutschland scharfe Kritik an Wenger gegeben. Nachdem der Franzose der DFB-Auswahl vorgeworfen hatte, den Fokus auf den Fußball in der Diskussion um politische Proteste verloren zu haben, konterte ZDF-Experte Christoph Kramer (31): „Die Aussage ist komplett sinnlos, ganz, ganz großer Schwachsinn.“(bc)