Inmitten des Konflikts zwischen ihrem Heimatland USA und Olympia-Gastgeber China sollte Ski-Freestylerin Eileen Gu, die 2019 die Staatsbürgerschaft wechselte, in Peking glänzen – und holte schon im ersten Anlauf Gold.
„Bester Moment meines Lebens“US-Model startet für China – und holt mit 18 Olympia-Gold
Eileen Gu, in Kalifornien geboren und mit nur 18 Jahren bereits die beste Ski-Freestylerin der Welt – die Erfolgsgeschichte wurde jetzt auch bei Olympia vergoldet! Durften die USA bei den Olympischen Winterspielen in Peking über die Medaille mit Ansage jubeln?
Mitnichten! Denn Gu geht für das Gastgeberland China auf Medaillen-Jagd. Warum? Weil die 18-Jährige seit 2019 für China startet, nachdem sie die Staatsbürgerschaft ihrer Mutter angenommen hat. So sicherte sich China durch den Gu-Sieg im Ski-Freestyle am Dienstag (8. Februar 2022) sein bis dato drittes Olympia-Gold.
Eileen Gu studiert ab Herbst in den USA
Doch noch ist die Mission nicht erfüllt: Die Chinesen wünschen sich von der 18-Jährigen mit den glänzend braunen Haaren und dem ansteckenden Lächeln nicht weniger als drei Olympia-Siege! Derweil beginnt Gu im Herbst in ihrem Geburtsland ein Studium an der renommierten Stanford University und ziert dort als Model die Titelseiten diverser Hochglanzmagazine.
Bei Olympia 2022 in Peking sind längst nicht nur aus sportlichen Gründen alle Augen auf sie gerichtet. Als Gu am Dienstag im Ski-Freestyle-Wettbewerb zum ersten Gold flog, dürften ihre Worte in den USA für Verstimmung gesorgt haben. Gu sprach jubelnd vom „besten Moment meines Lebens. Ich kann nicht glauben, was gerade passiert ist“.
Eileen Gu wechselte bereits mit 15 Jahren die Nationalität
Schließlich hatten die Vereinigten Staaten im vergangenen Dezember als erstes Land einen diplomatischen Olympia-Boykott angekündigt. China reagierte damals gereizt, die Stimmung ist angespannt. Unfreiwillig steht die gebürtige Kalifornierin, die stets eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlt, nun inmitten des Konflikts zwischen zwei Weltmächten.
Mit gerade mal 15 Jahren beschloss Gu, für das Heimatland ihrer Mutter zu starten. Sie wolle „Millionen junger Menschen inspirieren“, begründete sie damals ihre heiß diskutierte Entscheidung.
Eileen Gu: „Wenn ich in den USA bin, bin ich Amerikanerin“
Bislang wiederholte Gu, angesprochen auf ihre Nationalität, stets: „Wenn ich in den USA bin, bin ich Amerikanerin. Wenn ich in China bin, bin ich Chinesin.“ Von Angst, für politische Zwecke missbraucht zu werden, war nie die Rede. Dabei hat China die hochtalentierte Überfliegerin längst zu seinem Gesicht der Spiele gemacht.
Auf Social Media gibt sich die Doppel-Weltmeisterin von 2021 dieser Tage gewohnt entspannt. Sie sei stolz, dazu beigetragen zu haben, dass „mehr als 300 Millionen Chinesen“ mit Wintersport begonnen haben, schrieb sie am Donnerstag bei Instagram unter einem Foto, auf dem sie lässig mit Sonnenbrille neben den Olympischen Ringen posiert.
Während Gu in China gefeiert wird, gibt es in den sozialen Medien auch Kritik. Einige Nutzer können die Entscheidung der 18-Jährigen, für China anzutreten, nicht nachvollziehen – und lassen ihren Frust in den Kommentaren der Sportlerin. „Aus Neugier“, schreibt ein Instagram-Nutzer, „Warum lebst du nicht dort? Warum ist deine Mutter in die USA gegangen?“
Doch damit nicht genug: „Wie gefällt es dir, die USA für ein Land zu verlassen, das Uiguren ermordet?“, fragt ein anderer. „Du solltest dich schämen“, schreibt ein weiterer Instagram-Nutzer. Für die junge Sportlerin ist es sicher nicht leicht, mit so viel Hass umzugehen.
China erhofft sich drei Goldmedaillen von Eileen Gu
Und dennoch: Von Angst vor einem politischen Fehltritt auf der großen Bühne keine Spur. Den gigantischen Druck auf ihren schmalen Schultern lässt sich Gu zumindest nach außen hin nicht anmerken.
Ganz China erwartet von seiner „Schneeprinzessin“ sportliche Höchstleistungen. Selbstverständlich beobachtet auch der Machtapparat mit Argusaugen, ob und wie sich Gu politisch positioniert – und ob sie die Hoffnungen erfüllen wird. (sid)