Nach Sonderregel Novak Djokovic darf nicht einreisen: Australien schickt Serben wieder nach Hause

Dank einer Ausnahmeregelung umgeht Novak Djokovic die strengen Corona-Vorschriften in Australien und darf doch bei den Australian Open starten – allerdings wurde ihm die Einreise verwehrt.

von Béla Csányi  (bc)

Neues Jahr, neuer Zündstoff in der Corona-Debatte um den mutmaßlich ungeimpften Tennis-Superstar Novak Djokovic (34). Dank einer Sonderregel hätte der Serbe bei den am 17. Januar 2022 beginnenden Australian Open starten dürfen – was nicht nur in Australien für eine Welle der Kritik sorgt.

Zwei unabhängige Expertengremien im Bundesstaat Victoria hatten Djokovics Antrag auf eine medizinische Ausnahmegenehmigung im Rahmen eines strengen und mehrstufigen Verfahrens stattgegeben. Was genau die Sonder-Erlaubnis für den Weltranglisten-Ersten und Titelverteidiger in Australien begründet, ist allerdings nicht bekannt.

Premierminister Scott Morrison (53) forderte daher ausreichende Belege für die Ausnahmegenehmigung. Sollte er keinen akzeptablen Nachweis erbringen, würde Djokovic „im ersten Flieger nach Hause“ sitzen, warnte Morrison.

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Aber diese Belege hatte der Serbe wohl nicht dabei! Denn die Grenzhüter Australiens ließen ihn am Flughafen abblitzen, da sein Visum wohl ungültig war.

„Nicht-Staatsbürger, die bei der Einreise kein gültiges Visum besitzen oder deren Visum annulliert wurde, werden festgesetzt und aus Australien ausgewiesen“, hieß es in der Mitteilung des Australischen Staatzschutzes. Djokovic soll wohl noch am Donnerstag ausgeflogen werden, allerdings haben seine Anwälte laut der Zeitung „The Age“ Einspruch eingelegt.

Australian Open: Harte Kritik an Starterlaubnis für Novak Djokovic

Während Austragungsort Melbourne bereits sechs knallharte Lockdowns seit Pandemie-Ausbruch erlebte und überall strenge 2G-Beschränkungen gelten, werden die Corona-Regeln für den besten Tennisspieler der Welt aufgeweicht. Besonders die australische Presse zeigt sich entsetzt über die Nachsicht mit Djokovic.

„Die medizinische Ausnahmegenehmigung für Novak Djokovic ist eine kranke Heuchelei. Seine Teilnahme ist eine Beleidigung für jeden Australier, der wegen Covid durch die Hölle gegangen ist“, schimpfte etwa „The Herald Sun“. Das Blatt „The Canberra Times“ zeigte sich „angewidert“ und beklagte „das Gefühl, als hätten wir alle gerade eine massive Ohrfeige bekommen“.

Und auch in anderen Ländern erntete die Entscheidung vornehmlich Unverständnis. Beißend kommentierte die englische „Daily Mail“: „Nachdem Australien seine Bürger mit unerbittlichem Eifer im Kampf gegen Corona drangsaliert hat, hat es mit ‚No-vax‘ Djokovic einem Mann eine öffentliche Plattform gegeben, der für die andere Seite zu arbeiten scheint... sie sollten sich schämen.“

Novak Djokovic verkündet Start bei Australian Open

Bei Instagram hatte Djokovic am Dienstag (4. Januar 2022) seine Start-Erlaubnis für das erste Grand-Slam-Turnier der Tennis-Saison verkündet. „Ich wünsche euch allen Gesundheit, Liebe und Freude in jedem Moment“, schrieb er, verbunden mit einer Spitze an seine zahlreichen Kritiker: „Möget ihr Liebe und Respekt gegenüber allen Wesen auf diesem wunderbaren Planeten empfinden.“

Seit Pandemie-Beginn ist die Haltung von Djokovic in der Tennis-Welt höchst umstritten. Im Juni 2020 etwa organisierte er trotz der unsicheren Lage die Adria Tour vor vollen Rängen in mehreren Ländern, die letztlich wegen zahlreicher Corona-Infektionen vorzeitig abgebrochen wurde. Im Anschluss handelte sich auch der deutsche Tennis-Star Alexander Zverev (24) Kritik ein. Er nahm wenige Tage später an einer Party teil, obwohl er zuvor eine zweiwöchige Selbstisolation wegen des Kontakts zu mehreren Corona-Fällen beim Turnier angekündigt hatte.

Australian Open nach Ausnahme für Novak Djokovic um Offenheit bemüht

Bis zuletzt hatte es für Djokovic auf dem Papier eigentlich keine Aussichten auf den Start bei den Australian Open gegeben. Entsprechend bemüht sind die Organisatoren nun, die Gemüter mit Offenheit zu beruhigen. Turnierdirektor Craig Tiley (60) forderte, dass Djokovic die Hintergründe für seine medizinische Ausnahmegenehmigung offenlegen solle. Die Entscheidung darüber liegt allerdings ganz beim Spieler selbst, der auch über seinen Impfstatus schweigt.

Noch im Dezember hatte der stellvertretende Ministerpräsident des Bundesstaates Victoria, James Merlino (49), betont, medizinische Ausnahmen seien „kein Schlupfloch für privilegierte Tennisspieler“. Jetzt rätselt nicht nur Australien, wie Djokovic letztlich doch noch sein Corona-Schlupfloch finden konnte

Die Nummer eins der Weltrangliste wollte mit einer medizinischen Ausnahmegenehmigung für Ungeimpfte bei den Australian Open in Melbourne (ab 17. Januar) antreten, hatte aber offensichtlich das falsche Visum beantragt. Die ganze Nacht hatte Djokovic am Flughafen festgesessen – und am Ende doch nicht einreisen durfte.