Alexander Zverev beschwert sich am Rande des Laver Cups über zu viele Turniere im Tennis.
„Ich darf nichts sagen anscheinend“Zverev lässt Pläne nach „Maulkorb“ offen – und schimpft auf Tennis-Kalender
Dank einer starken Aufholjagd hat sich Team Europa beim Laver Cup doch noch den Sieg geholt. Auch Lokal-Matador Alexander Zverev (27) hatte am Sonntag (22. September) seinen Anteil daran. Doch unter den Jubel mischte sich beim besten deutschen Tennis-Spieler auch Ärger.
Der Hamburger hatte in Berlin wie zuletzt auch bei den Olympischen Spielen und während der nordamerikanischen Hartplatz-Saison mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
Zverev spielt trotz Krankheit
„Ich war diese Woche ein bisschen krank. Ich glaube, meine Herzfrequenz war ziemlich hoch“, hatte er nach seiner Niederlage am Samstag gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz (26) gesagt.
Aus seiner Turnierplanung in den kommenden Wochen und seinen konkreten Gesundheitszustand machte er dann zunächst allerdings ein Geheimnis. „Mir wurde so ein bisschen ein Maulkorb gegeben von meinem Management da hinten, von meinem Bruder und Sergej (Bubka jr., die Red.). Deswegen die Fragen bitte an die beiden. Ich darf nichts sagen, anscheinend.“ Bruder und Manager Mischa Zverev (37) hielt sich aber ebenfalls bedeckt: „Es geht um die Gesundheit eines Menschen und da werden wir nichts sagen.“
Einen Tag später stand Zverev, der zuletzt von Roger Federer (43) für seine Spielweise kritisiert wurde, gegen Frances Tiafoe (USA,26) dann aber wieder auf dem Platz, kämpfte sich mit 6:7 (5:7), 7:5, 10:5 durch. Die Niederlage für das Team Europa im Duell mit einer Weltauswahl war vorerst abgewendet. Für die Entscheidung im Showturnier sorgte dann der Spanier Carlos Alcaraz (21) durch ein 6:2, 7:5 gegen Fritz. Team Europa gewann 13:11 und feierte den fünften Gesamtsieg.
„Es war ein Alles-oder-Nichts-Spiel. Ich musste all meine Energie auf dem Platz lassen. Ich bin froh, dass es zum Sieg gereicht hat“, sagte ein erschöpfter Zverev. „Eine Woche Urlaub“, kündigte Zverev über das Hallenmikrofon an, wolle er sich nun gönnen.
Aus der Woche könnte nun aber doch ein längerer „Urlaub“ werden. Denn wie Zverev am Dienstag (24. September) bekanntgab, wird er sich eine Auszeit nehmen und das bevorstehende ATP-Turnier in Peking ausfallen lassen. In Berlin plagten in unter anderem Fieber und Husten.
Ob der Deutsche wie geplant das Masters-1000-Turnier vom 2. bis 13. Oktober in Shanghai spielt, ist noch offen. Anschließend stünden für Zverev noch die Events in Wien und Paris auf dem Plan, bevor es zu den ATP-Finals der besten acht Spieler in Turin geht.
Am Rande des Showturniers in Berlin hatte Zverev den Tennis-Kalender massiv kritisiert. Die Organisatoren der Profitour würde es „nicht interessieren, was die Spieler zur Belastung sagen“, denn es gehe „ums Geld“. Die ATP-Saison sei „die längste im Sport“ mit „unnötig vielen Turnieren“, hatte Zverev gewettert.
Mit der Kritik am dicht getakteten Kalender steht Zverev nicht alleine dar. Vor allem im Olympia-Jahr stöhnen viele Profis – sowohl auf der Herren als auch auf der Damen-Tour – über die zu hohe Belastung.
„Ich gehöre zu den Spielern, für die es zu viele Pflichtturniere im Jahr sind. Und wahrscheinlich werden es in den nächsten Jahren noch mehr. Das wird uns umbringen“, sagte beispielsweise Alcaraz.
Neben den vier Grand-Slam-Turnieren sind die Masters 1000er Events verpflichtend für die Spieler. „Wenn du ein ehrgeiziger, junger Mensch bist, der das Gefühl hat, noch nicht alles erreicht zu haben, ist das keine Option“, antwortete Zverev auf die Frage, ob er weniger spielen wolle. Ein Streik käme nicht infrage, denn dann drohten Geldstrafen, so Zverev.
Der Laver Cup, bei dem Zverev trotz seiner gesundheitlichen Beschwerden drei Matches in drei Tagen absolvierte, ist allerdings ein reines Show-Turnier. Die Teilnahme ist keine Pflicht, Weltranglisten-Punkte gibt es auch nicht. Allerdings jede Menge Kohle – für die Veranstalter und für die Spieler ... (mit sid/dpa)