Die Tour de France 2023 läuft – vom 1. bis zum 23. Juli rollt das Fahrerfeld durch Frankreich mit dem Ziel in Paris. Dabei riskieren viele Profis wieder alles, um zu siegen.
Tour de FranceDie schlimmsten Stürze der Frankreich-Rundfahrt
Ein Sturz im Radsport, das ist wie in der Badehose aus einem Auto bei hohem Tempo zu springen. Die Profis riskieren auch bei der diesjährigen Tour de France wieder alles.
Bei den Sprint-Ankünften duellieren sich die Fahrer dicht gedrängt bei Geschwindigkeiten von knapp 80 km/h. Auf Abfahrten im Gebirge erreichen die Top-Stars 110 km/h. Ein kleiner Fehler oder eine Bodenwelle können fatale Folgen haben, wie die Historie beweist. Einige der schlimmsten Stürze der Tour de France:
1935: Erster Todesfall nach einem Sturz
Der Spanier Francisco Cepeda stürzte am 11. Juli auf der siebten Etappe von Aix-les-Bains nach Grenoble in der Nähe von Bourg-d'Oisans in eine Schlucht. Damals trugen die Fahrer noch keinen Helm. Cepeda wurde nach Grenoble in die Klinik gebracht, wo er drei Tage später an den Folgen eines Schädelbasisbruchs verstarb.
1985: Bernard Hinault siegt mit gebrochener Nase
Der viermalige Toursieger Bernard Hinault aus Frankreich kam bei einem Massensturz kurz vor dem Ziel der 14. Etappe zu Fall und brach sich die Nase. Er fuhr weiter und gewann seine fünfte Tour.
1994: Laurent Jalabert sprintet nicht mehr
Am 3. Juli veränderte sich das Leben des Franzosen Laurent Jalabert schon auf der 1. Etappe. Beim Zieleinlauf in Armentières wollte ein französischer Polizist ein Erinnerungsfoto vom Sprintfinale knipsen. Er wagte sich zu weit auf die Fahrbahn und brachte Jalabert, Fabiano Fontanelli und Wilfried Nelissen bei Höchsttempo schwer zu Fall. Alle drei mussten die Tour schwer verletzt aufgeben. Jalabert beendete seine Karriere als Sprinter und wurde ein Fahrer für die Gesamtwertung. 1995 wurde er Vierter bei der Tour. Die rasanten Sprintfinals mied er aber.
1995: Fabio Casartelli stirbt nach Sturz gegen Betonklotz
Einer der traurigsten Tage in der Tour-Historie! Bei seiner ersten Teilnahme bei der Frankreich-Rundfahrt stürzte der Italiener Fabio Casartelli am 18. Juli auf der 15. Etappe zwischen Saint-Girons und Cretes du Lys auf der Abfahrt vom Col de Portet-d'Aspet. Casartelli schlug mit dem Kopf ohne Helm auf einen Betonklotz, der als Straßenbegrenzung diente. Drei Stunden später erlag er seinen schweren Kopfverletzungen im Krankenhaus, er wurde nur 24 Jahre alt. Die Diskussion über eine Helmpflicht im Profi-Radsport begann, viele Fahrer trugen seitdem Helme. Seit 2004 ist dies Pflicht.
1999: Foto-Fan bringt Guerini zu Fall
Der Italiener Giuseppe Guerini wurde im Trikot des Teams Telekom als Solist kurz vor dem Ziel in Alpe d'Huez von einem Fan zu Fall gebracht. Der junge Mann wollte ein Foto machen, sprang aber zu spät wieder zur Seite. Guerini stürzte, konnte sich aber aufrappeln und gewann die 10. Etappe am 14. Juli mit wenigen Sekunden Vorsprung.
2003: Joseba Beloki stürzt, Armstrong kürzt ab
Am 14. Juli kam es auf der 9. Etappe auf einer Abfahrt zwischen Bourg d'Oisans und Gap zu einem folgenschweren Unfall. Der spätere Toursieger Lance Armstrong (USA) und sein spanischer Rivale Joseba Beloki verfolgten den Kasachen Alexander Winokurow. In einer Kurve auf der Abfahrt von der Cote de La Rochette stürzte Beloki und brach sich den Oberschenkelhals im rechten Bein, das rechte Handgelenk und den rechten Ellenbogen. Armstrong konnte gerade noch ausweichen und fuhr den Hang über eine abgemähte Wiese ab, bevor er sein Rad über einen Graben wieder auf die Straße heben konnte.
2009: Schock-Moment nach Unfall von Jens Voigt
Jens Voigt stürzte wegen einer Bodenwelle auf der Abfahrt vom Col du Petit Saint Bernard. Den Zuschauerinnen und Zuschauern stockte der Atem, denn Vogt blieb zunächst regungslos und mit blutverschmiertem Gesicht auf der Straße liegen. Er brach sich den Kiefer, das Jochbein, hatte ein Blutgerinnsel im Kopf, mehrere Wunden mussten genäht werden. Doch er überlebte und fuhr noch fünfmal die Tour.
2011: Hoogerland landet im Stacheldraht: mit 33 Stichen genäht
Das tat allen Fans beim Hinschauen mächtig weh: Johnny Hoogerland kam auf der 9. Etappe am 10. Juli in einer Ausreißergruppe durch ein Begleitfahrzeug des französischen Fernsehens zu Fall, überschlug sich und landete in einem Stacheldrahtzaun. Seine Beine wurden übelst aufgeschlitzt, der Niederländer rettete sich dennoch ins Ziel, wo er unter Tränen das Bergtrikot übergestreift bekam. Statt Etappensieg hatte er 16 Minuten Rückstand. Seine Wunden mussten mit 33 Stichen genäht werden. Er verteidigte das Bergtrikot dennoch bis zur elften Etappe und schaffte es bis Paris.
2015: Cancellara bricht sich Rückenwirbel
Massensturz auf der dritten Etappe nach Huy! Der Schweizer Fabian Cancellara musste die Tour de France beenden, weil er sich zwei Rückenwirbel gebrochen hatte. (ubo)