Pizza zum Frühstück, 7000 Kalorien pro TagDie irren Geheimnisse eines Ironman-Triumphators

Ironman-Weltmeisterschaft: Der Norweger Gustav Iden jubelt, als er die Ziellinie überquert und den Hawaii Ironman Triathlon der Männer gewinnt..

Gustav Iden siegt am 8. Oktober 2022 beim Ironman auf Hawaii in Rekordzeit.

Zum Frühstück eine Pizza und ein neuer Wunderschuh: Gustav Iden lüftet bei EXPRESS.de seine Sieg-Geheimnisse. Darunter auch ein geheimnisvoller Mentor mit einer Kölner Vergangenheit.

von Alexander Haubrichs  (ach)

Von Kona auf Hawaii gleich nach Los Angeles. Der Norweger Gustav Iden (26) sitzt nach seinem Triumph beim Ironman am 8. Oktober 2022 in einem Café in Kalifornien, während er EXPRESS.de ein Exklusiv-Interview gibt.

Der Mann, der die Bestzeit von Deutschlands Ikone Jan Frodeno (41) pulverisierte und bei seinem ersten Start des legendären Triathlons siegte, verrät seine Geheimnisse. Er erklärt, warum er Pizza zum Frühstück mag, woher er seine kultige Leoparden-Badehose hat und warum sein Mentor eine Kölner Vergangenheit hat.Außerdem richtet Iden noch seinen Blick auf sein nächstes Ziel. „Olympia in Paris wird der Wahnsinn. Jetzt werfe ich alles in die Ring für die Goldmedaille!“

Ironman auf Hawaii: Triathlon-Triumphator über seine Geheimnisse

Gustav Iden, 7 Stunden und 40 Minuten für 3,9 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und dann noch einen Marathon. Eine Fabelzeit. Was waren Ihre Gefühle, als Sie die Ziellinie überquerten?Gustav Iden: Das war ein ganz spezieller Moment, es war noch emotionaler, als ich gedacht habe. Ich habe schon einige Rennen vorher gewonnen, aber in Hawaii habe ich dann doch die Magie gespürt, wie ikonisch dieser Ironman ist.

Sie haben schon Weltmeisterschaften gewonnen, viele Siege gefeiert. Wo ordnen Sie diesen Erfolg ein? Gustav Iden: Das war schon mein größter Triumph bislang. Das war das letzte fehlende Mosaikstück, jetzt konzentriere ich mich voll auf die Kurzstrecke. Ich will die World Series gewinnen und natürlich das olympische Gold, am besten schon in Paris. Das wird sicher der Wahnsinn. In Tokio haben einfach die Zuschauer gefehlt, das wird 2024 sicher anders sein und das gehört bei Olympia einfach dazu. Und da will ich ganz oben auf dem Treppchen stehen, nachdem ich letztes Jahr leer ausgegangen bin.

Wann war Ihnen klar: Ich kann dieses Rennen gewinnen?Gustav Iden: Im „Energy Lab“, dem härtesten Teil der Laufstrecke, habe ich mich einfach gut gefühlt. Ich habe dann Kristian Blummenfelt zurückgelassen und in diesem Part 30 Sekunden auf den bis dahin führenden Sam Laidlow gut gemacht. Da war klar, dass ich das Ding gewinnen kann.

Sie kämpften lange zusammen mit ihrem Partner Kristian Blummenfelt auf der Strecke. Doch irgendwann setzten sie sich ab…Gustav Iden: Es war hart, ihn zu „brechen“. Er war lange an mir dran. Aber irgendwann wusste ich, dass ich alles auf eine Karte setzen musste und da musste ich ihn zurücklassen.

Wie feiert man einen Ironman-Triumph?Gustav Iden: Wenn ich ehrlich bin, hatte ich bislang kaum Gelegenheit dazu. Auch nicht zum Ausruhen oder Trainieren. Es waren so viele Termine, Sponsoren, Medien. Dann der anstrengende Trip nach Los Angeles. Das muss ich nach der Saison nachholen, die nach dem Triathlon in Abu Dhabi endet. Wir haben in zweieinhalb Wochen schon die Weltmeisterschaft für die Halbdistanz in St. George. Meine Beine sind immer noch ziemlich zerstört und ich muss alles tun, um mich so schnell wie möglich zu erholen.

Beeindruckend war Ihre Leoparden-Badehose, mit der Sie auf dem Siegerbild posieren. Wo bekommt man die?Gustav Iden: Ich habe sie online gekauft und erst dachte ich: Oh, die kannst du nicht tragen – aber dann fand ich, dass es ein lustiges Bild wäre. Aber das ist meine Trainingshose für den täglichen Gebrauch.

Es heißt, Sie mögen Pizza zum Frühstück. Wie passt das zu einem Athleten-Leben?Gustav Iden: (lacht) Sie schmeckt halt gut. Na ja, ich brauche während des Trainings 7000 Kalorien am Tag. Da musst du schon alles nutzen, was so zur Verfügung steht. Es gibt auch nicht nur Pizza den ganzen Tag. Aber ich muss schon darauf achten, mich ausreichend zu ernähren. Ich weiß, was gesund ist. Nur Salat zu essen und zwei Kilo pro Tag zu verlieren, ist es sicher nicht.

Sie haben mit Ihrem Sieg die seit 2014 dauernde deutsche Dominanz beendet – für immer?

Gustav Iden: Ich denke, dass Jan Frodeno im nächsten Jahr zurückkommen wird. Da werde ich nicht dabei sein, Kristian Blummenfelt wird die norwegische Ehre verteidigen müssen. Aber wir haben auch einige gute französische und dänische Jungs. Es wird immer schwerer, in Kona zu gewinnen. Die Deutschen werden älter, es wird sehr schwer für sie in den nächsten Jahren.

Sie haben Frodenos Rekord pulverisiert. Hätten Sie das für möglich gehalten?Gustav Iden: Ja, ich hatte für diese Zeit trainiert und die Bedingungen waren fast optimal. Also: Ja, das war mein Ziel.

Aber es ist schon verblüffend: Mit Erling Haaland stellt Norwegen den wohl weltbesten Stürmer, mit Casper Ruud einen Ausnahme-Tennisspieler, dazu beherrschen die Ausnahme-Athleten Karsten Warholm und Jacob Ingebrigtsen in der Leichtathletik die Mittel-Distanzen. Woher kommt dieses norwegische Sportwunder?Gustav Iden: Norwegen hat nur fünf Millionen Einwohner, also auch nicht so viele Talente. Aber ihnen wird die Möglichkeit gegeben, sich voll auf den Sport zu konzentrieren. Du kannst schon früh „all in“ gehen. Ich habe bereits mit 15 härter und besser trainiert, als einige Profis es während ihrer Karriere tun. Weil ich wusste: Wenn es mit dem Sport nicht klappt, ist unser Sozialsystem so gut, dass ich aufgefangen werde und mich auf etwas anderes konzentrieren kann. Der Druck, die Ausbildung so früh wie möglich zu absolvieren, nimmt immer mehr ab.

Im Langlauf und bei den Biathleten galten die norwegischen Trainingsmethoden schon lange als führend. Eine Basis für den Erfolg?Gustav Iden: Wir entwickeln unsere Trainingsmethoden immer weiter, sammeln Daten, die kein anderer erhebt und ziehen daraus unsere Schlüsse, um uns weiterzuentwickeln. Es ist eine Melange aus vielen Faktoren. Der Wille, das Risiko einer Sportkarriere anzustreben, ist hoch in Norwegen. Dazu kommt, dass wir in unserem Stützpunkt-Programm „Olympiatoppen“ unser Wissen immer weiter vorantreiben. Da arbeitet auch mein Mentor Ørjan Madsen, früher ein erfolgreicher Kraulschwimmer.

Madsen hat an der Sporthochschule in Köln studiert, war Cheftrainer der SSF Bonn und der deutschen Schwimmer…Gustav Iden: Ja, er hat lange in Deutschland gearbeitet, jetzt hilft er uns in Norwegen. Er ist ein wichtiger Faktor in meinem Training.

Als Triathlet kommt es auch viel auf das richtige Material an. Sie haben kurz vor Hawaii den Ausrüster gewechselt, von Nike zum Schweizer Konzern on, der bislang nicht für seine Triathlon-Expertise bekannt war. Ein Risiko?Gustav Iden: Ja, schon. Sie hatten für mich den Cloudboom Echo. Ich bin vorher in Nike gelaufen und sie passten mir nicht richtig, wir mussten Veränderungen vornehmen und in kurzer Zeit viel testen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir das bis Kona hinbekommen. Aber sie haben keinen Stein auf dem anderen gelassen und alles möglich gemacht. Das war eine große Inspiration für mich, denn sie kamen am Ende nicht mit einem Schuh, der so gut war wie der Alphafly, er war besser. Das war aber erst der Anfang. Ich bin gespannt, wie wir den Schuh weiterentwickeln werden. Ich weiß, wie Asics und Nike arbeiten – aber das, was wir hier machen, wird der nächste Level sein.

Roger Federer ist in den Konzern eingestiegen. Hatten Sie schon Kontakt zum Tennis-Superstar?Gustav Iden: Nein, wir hatten noch nicht die Gelegenheit. Es gibt nur einen Schuh, auf dem unsere beiden Autogramme drauf sind. Näher war ich noch nicht an ihm dran.