Horror-Crash in KölnIst das die Wende? A57-Rambo meldet sich endlich bei Familienvater

Screenshot aus einem Überwachungsvideo von der A57 in Köln. Gerade kracht ein schwarzes Auto in eine Begrenzungsmauer.

Der 27. Mai 2023, um 7.29 Uhr: Das Auto von Michael Hahnke und seinem Sohn (roter Kreis) wird auf der A57 in Köln von einem anderen Auto bei voller Geschwindigkeit in die Mauer gedrückt. Der Unfallfahrer (im Auto rechts) begeht Unfallflucht und ist bis heute nicht identifiziert.

Ein Horror-Crash, viele Schutzengel und Fahrerflucht: Drei Monate nach ihrem schlimmen Unfall auf der A57 in Köln leiden Michael Hahnke und sein Sohn Felix noch immer.

von Thomas Werner  (tw)

Die Eckdaten des Unfalls kann Michael Hahnke bis heute wie im Schlaf aufzählen. Womöglich bleibt das so bis zum Ende seines Lebens. „Der 27. Mai 2023 um 7.29 Uhr“, sagt er im Gespräch mit EXPRESS.de. „Einen Tag später hatte meine Tochter Geburtstag.“ Aber die eigentlich geplante Feier der Familie aus Nettetal musste ausfallen.

Denn: Papa Michael (55) und Sohn Felix (22) sind schwer verletzt, statt Geburtstags-Party ist ein Besuch auf der Intensivstation angesagt.

Unfall auf A57: Michael Hahnke und sein Sohn Felix schwer verunglückt

Die beiden sind an dem Samstagmorgen im Peugeot von Felix unterwegs nach Frankfurt. Michaels Sohn hat dort einen Job gefunden, an dem Tag ist Schlüsselübergabe für seine neue Wohnung. Das Wochenende wollen sie nutzen, um richtig anzupacken.

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Doch auf der A57 in Köln, etwa an der Ausfahrt Bickendorf, der Schock: Auf gerader Strecke wird der Peugeot bei voller Geschwindigkeit von hinten von einem Kia Sorento gerammt. Felix, der am Steuer sitzt, verliert bei dem heftigen Aufprall sofort die Kontrolle. Das Auto steuert ungebremst nach rechts in die Mauer, schlägt frontal ein – total zerstört kommt das Wrack auf der Autobahn zum Stehen.

Schau dir hier das Video des schlimmen Unfalls auf Facebook an:

Felix und Michael haben Schutzengel an Bord, überleben den schweren Unfall. Trotzdem sind sie körperlich gezeichnet. „Ich hatte zwei Lendenwirbel gebrochen, zwei Rippen und das Brustbein. Dazu eine Wunde am Auge, diverse Prellungen und Schmerzen am Daumen, die bis heute nicht weg sind“, sagt Michael. Sein Sohn kommt mit einem schmerzhaften Bruch im Brustwirbel davon.

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Fast unglaublich: Beide erinnern sich an jede Sekunde des Unfalls, bekommen von einer Kollision aber zunächst nichts mit. „Es gab einen lauten Knall und wir dachten, es wäre ein Reifen geplatzt.“ Erst im Krankenhaus erfahren sie, was wirklich passiert ist.

Besonders bitter für die Familie: Der Fahrer des Kia begeht Unfallflucht, hätte sich im Ernstfall auch nicht für Felix' und Michaels Tod interessiert.

Ein Mann schaut für ein Selfie in die Kamera.

Michael Hahnke will nach dem Unfall auf der A57, dass der Fall aufgeklärt wird.

Weil der Fahrer bisher nicht identifiziert werden konnte, war das Verfahren von Seiten der Staatsanwaltschaft bereits eingestellt. Doch am Montag (28. August) die Wende: Per Facebook meldete sich der Unfallfahrer bei Michael!

„Er sieht die Dinge rund um den Unfall etwas anders“, sagt der Familienvater. „Er gibt an, seine Lenkung und Bremsen seien ausgefallen.“ Eine Version, die Hahnke aber nicht so recht glauben will.

Nach dem Crash war der Unfallfahrer bei der Polizei, gab aber dort wohl eine etwas eigene Version der Geschehnisse ab. So blieb der Zusammenhang zum Unfall von Felix und Michael bei den Behörden bisher unbekannt.

Jetzt, auch nach der Berichterstattung von EXPRESS.de, kommt wieder Bewegung in die Sache: „Aufgrund der medialen Berichterstattung werden die Ermittlungen wieder aufgenommen“, sagt Staatsanwalt Ulrich Bremer.

100.000 Menschen teilen das Unfall-Video auf Facebook: Gibt es neue Hinweise?

Ob der Fall nun nochmal Fahrt aufnimmt? Es wäre genau das, was Michael möchte: Auf Facebook ist er deshalb in die Offensive gegangen und hat am 21. August das Video einer Überwachungskamera gepostet, das den Unfall zeigt. Dadurch erhoffte er sich neue Hinweise, die sind jetzt da.

Die Bilder des Unfalls: kaum zu verstehen. Fast wie absichtlich rast der Kia ungebremst in das Heck des Peugeot, der Einschlag in der Wand ist heftig. Doch der Kia fährt einfach weiter – eine eiskalte und herzlose Aktion. Selbst wenn die Version mit der Ausfall der Lenkung und der Bremsen stimmen sollte.

Blick bei laufendem Verkehr auf die A57 bei Köln. Auf dem Foto ist der Unfall noch nicht zu sehen.

Kurz vor dem Unfall: Der Kia nähert sich mit hoher Geschwindigkeit, bremst aber nicht ab und trifft den Peugeot (beide im roten Kreis) bei hoher Geschwindigkeit.

Im Netz ist die Resonanz riesig, auch in großen Gruppen wie dem „Nett-Werk Köln“ ist der Beitrag veröffentlicht worden. Mehr als 100.000 Menschen haben das Video geteilt und wollen Michael helfen.

Spurensicherung der Polizei

So markiert die Polizei die Spuren nach einem Unfall

Spurensicherung nach einem tödlichen Unfall auf der Siegburger Straße in Köln.

Spuren, die mit dem Vorfall (Unfall, Tötungsdelikt o. ä.) in Zusammenhang stehen, werden mit einem Kreis/Kringel markiert und durchnummeriert. Spuren können zum Beispiel Fahrzeugteile, Patronenhülsen oder Gegenstände, die eine Person verloren hat, sein. Aber auch Speichel.

Auf einer Fahrbahn sind acht aufgemalte, durchnummerierte Kringel.

Im Nachgang gesicherte Spuren erhalten neben der Ziffer der Spur, in deren Nähe sie gefunden wurden, zusätzlich einen Buchstaben. In diesem Fall wurde eine Spur mit „4a“ markiert.

An einer Unfallstelle sind Markierungen auf der Straße zu sehen.

Das komplette Spurenbild wird in ein Viereck eingefasst, dessen Ecken mit Kreuzen (hier gelb, oft aber auch weiß) markiert werden. Dies sind fotogrammetrische Fixpunkte und dienen dazu, Entfernungen digital messen zu können. Auf die Fixpunkte werden dreieckige Blechkärtchen („Pointer“) gestellt, dann wird das Spurenbild fotografiert – von so weit oben wie möglich, zum Beispiel mit einer Drohne oder, je nach Einsatz, von der Drehleiter der Feuerwehr aus. Die Ermittlerinnen und Ermittler erhalten so quasi eine Unfall-Skizze.

Markierungen auf der Fahrbahn nach einem Unfall.

Bewegungsspuren, zum Beispiel eines an einem Unfall beteiligten Autos, werden gestrichelt dargestellt.

Auf einer Straße sind mehrere Markierungen, unter anderem gepunktete, kurze Linien.

Bewegungsspuren werden gepunktet markiert, wenn unklar ist, wo zum Beispiel eine Brems- oder Schleifspur aufhört.

Auf einer Straße sowie im angrenzenden Gleisbett sind Unfallmarkierungen der Polizei.

Markierungen in unterschiedlichen Farben sind Einzelfall abhängig. Zum Beispiel, welche Farbe sich am deutlichsten vom Untergrund abhebt.Aber auch, wenn sich verschiedene Spuren überlagern oder bei Unfällen mit mehreren beteiligten Fahrzeugen.

Auf dem Boden ist die Lage eines E-Scooters markiert worden.

Nicht immer so deutlich wie hier zu erkennen: Die Polizei hat die Lage eines E-Scooters nach einem Unfall markiert.

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„Für mich und meine Familie wäre es sehr wichtig, dass der Fall aufgeklärt wird, sonst hätte ich das Video nicht veröffentlicht“, sagt er zu EXPRESS.de. Erst dann wird die Familie wirklich mit dem Fall abschließen können.

Autofahren können Felix und Michael mittlerweile beide wieder – ihren Schutzengeln sei Dank. Nur das „Wie“ hat sich verändert. „Ich habe keine Angst in dem Sinne, aber die Leichtigkeit ist weg“, sagt Michael. „Früher habe ich mich auf meine Autofahrten gefreut, heute nicht mehr.“