Seit vielen Jahren gehörte die Veranstaltung „Le Tour Belgique“ zum Belgischen Viertel in Köln. Nun steht das beliebte Event vor dem Aus.
Zoff um Veranstaltung„Le Tour Belgique“ in Köln vor dem Aus – Stadt wehrt sich gegen Vorwürfe
Das beliebte Kultur-Event „Le Tour Belgique“, eine Veranstaltung mit zahlreichen kulturellen Angeboten im belgischen Viertel, steht nach 13 Jahren vor dem Aus.
Das gaben die Veranstalter am Mittwochvormittag (11. Dezember 2024) per Instagram-Post bekannt. Der Grund für die Streichung der Veranstaltung: Anwohnerbeschwerden aufgrund des Müllaufkommens und des Wildpinkelns. Die Stadt wehrt sich gegen die Vorwürfe der Veranstalter.
Beliebte Kölner Veranstaltung vor dem Aus – Petition gestartet
„Schockierende Neuigkeiten! Die Stadt Köln beendet ‚Le Tour Belgique‘“, so beginnt der Beitrag der Veranstalter. Weiter heißt es: „Nach 13 Jahren ist Schluss. Eine der beliebtesten Veranstaltungen der Kölnerinnen und Kölner wird aufgrund von Anwohnerbeschwerden im Belgischen Viertel für immer eingestellt.“
So habe das Ordnungsamt keine Ausschankgenehmigungen mehr erteilt, auch Konzerte wurden nicht erlaubt. Dabei würde es laut den Veranstaltern auf der Hand liegende Lösungen geben – die Bereitstellung von mehr Mülltonnen oder Toiletten beispielsweise, oder härtere Sanktionen gegen Fremdveranstalter.
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Die Veranstaltung startete als reines Bar-Hopping-Event, mittlerweile hat sie sich zu einem beliebten kulturellen Potpourri im Belgischen Viertel entwickelt. Über 50 beteiligte Unternehmen im Veedel bieten kostenfreie Lesungen, Theater, Poetry Slams, Konzerte, Führungen, DJ-Sets oder kulinarische Spezialitäten an – doch damit ist nun offenbar Schluss.
Hier den Instagram-Beitrag anschauen:
Die Veranstalter wollen trotz der laut eigenen Angaben nicht erteilten Genehmigungen noch nicht aufgeben: „Köln, was ist los? Immer mehr wirkt es, als wolle Köln Kreativität, Vielfalt und Musik ersticken. Diese Stadt braucht Räume für Kultur, Begegnung und Gemeinschaft.“ Abschließend heißt es: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen!“
Es wurde bereits eine Petition für den Erhalt der Veranstaltung ins Leben gerufen. Zum jetzigen Zeitpunkt (13. Dezember 2024, 7.30 Uhr) unterschrieben diese bereits über 4300 Menschen.
„Le Tour Belgique“: Stadt wehrt sich gegen Vorwürfe
Die Stadt Köln wehrt sich unterdessen gegen die Vorwürfe des Veranstalters. In einer Mitteilung heißt es unter anderem: „Die Stadt Köln hat weder Anträge der Veranstalter für das kommende Jahr abgelehnt, noch hat sie den Veranstalter aufgefordert, die Veranstaltung einzustellen, und verboten oder untersagt oder beendet hat die Stadt Köln die Veranstaltung schon gar nicht. Für 2025 liegt dem Ordnungsamt der Stadt Köln bisher kein Antrag der Veranstalter vor.“
So hätten während und nach der Ende Mai 2024 stattgefundenen Veranstaltung „Le Tour Belgique“ die Veranstalter, als auch die Polizei Köln und die Stadt Köln auf verschiedensten Kommunikationswegen eine zweistellige Zahl an Bürgerbeschwerden erreicht.
Die Beschwerden hätten dabei den nächtlichen Lärm, die massive Vermüllung, das Wildpinkeln, die Behinderungen des Straßen- und Individualverkehrs, unzulässige Sondernutzungen und nicht eingehaltene Außengastronomie-Sperrzeiten durch teilnehmende Gaststätten betroffen. „Die Veranstaltung führte bereits in den Vorjahren zu hohen Beschwerdelagen und zog in der Regel ungeplante Maßnahmen der Polizei und/oder des Ordnungsamtes der Stadt nach sich“, heißt es weiter von Seiten eines Sprechers.
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Bereits im Vorfeld habe die Stadt mit dem Veranstalter gesucht, um ihn für die möglicherweise entstehenden Probleme zu sensibilisieren. Ein Sprecher der Stadt konkretisiert: „Dabei wurde zum Beispiel erläutert, warum Konzertveranstaltungen und Ausschankgenehmigungen für den öffentlichen Raum im bereits hoch belasteten Belgischen Viertel eine Sondernutzungserlaubnis erfordern, um entsprechende gesetzliche Vorgaben und Regeln einzuhalten.“
Nach Auswertung der Beschwerdelage der Veranstaltung Ende Mai 2024 habe die Stadt Köln die Veranstalter erneut zum konstruktiven Gespräch eingeladen – dieses Treffen habe Ende Juni 2024 stattgefunden. „Dabei wurde den Veranstaltern erneut erläutert, wie künftig eine Durchführung im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben grundsätzlich möglich sein kann. Die Stadt Köln hat künftige Veranstaltungen weder untersagt noch die Veranstalter aufgefordert, die Veranstaltung nicht mehr durchzuführen. Die Veranstalter haben im Gespräch mit der Stadt Köln deutlich gemacht, dass sie aus eigenen Stücken von einer Durchführung künftig absehen werden“, sagt der Sprecher.
Die Stadt Köln habe den Veranstaltern folgende Punkte aufgezeigt, die eine Durchführung der „Le Tour Belgique“ grundsätzlich denkbar machen:
- Jährliches Beantragen einer Sondernutzungserlaubnis nach Straßen- und Wege-Gesetz des Landes NRW inklusive der sonstigen notwendigen Genehmigungen
- Einreichen eines Veranstaltungskonzepts, eines Verkehrskonzepts (beide genannten Konzepte sollen die berechtigten Interessen der Anwohnerinnen und Anwohner berücksichtigen), ein Abfallkonzept, ein Toilettenkonzept sowie ein Schallschutzkonzept
- Einsatz von ausreichend privaten Sicherheits- und Servicekräften für etwaige Entfluchtungs- und Sperrszenarien
Auch eine beratende Begleitung der Veranstaltung habe die Stadt den Veranstaltern in diesem Zuge in Aussicht gestellt. Der Sprecher stellt klar: „Da es sich um eine kommerzielle Veranstaltung handelt, müssen die Veranstalter die Kosten zur Durchführung der Veranstaltung tragen beziehungsweise sich darauf mit den teilnehmenden Gewerbebetrieben verständigen. Aktuell liegt der Stadt Köln kein Antrag für eine Sondernutzungserlaubnis für die genannte Veranstaltung für das Jahr 2025 vor.“
Die Verwaltung stehe wie auch in der Vergangenheit für lösungsorientierte Gespräche mit den Veranstaltern zur Verfügung. Die Stadt Köln könne sich aber nicht über gesetzliche Regeln hinwegsetzen.