Kölner Kult-BüdchenSenol ist der „Baba“ von Ehrenfeld – Bluttat beschäftigt ihn noch heute

Senol Cosan vom „Kiosk Ergin“ in Köln-Ehrenfeld kennen viele als „Baba“.

Senol Cosan vom „Kiosk Ergin“ in Köln-Ehrenfeld kennen viele als „Baba“.

Senol Cosan ist als „Baba“ in Köln-Ehrenfeld bekannt. Er arbeitet im „Ergin-Kiosk“.

von Ayhan Demirci  (ade)

„Baba“ von Ehrenfeld – dieser Mann ist eine Institution an der Venloer Straße. Wenn der „Baba“ besonders gut drauf ist, dann erhebt er seine Stimme wie die berühmten Fischverkäufer vom Hamburger Hafen. Dann gibt es die volle Dröhnung.

„Wunderschönen guten Tag!“ Oder er legt, Reminiszenz an seine Jugend, einen geschmeidigen Hip-Hop-Move hin. Senol Cosan (53), das bedeutet: Hart, aber herzlich. In den Straßen von Ehrenfeld ist er aufgewachsen.

„Ergin-Kiosk“: „Baba“ ist ein Ehrenfeld-Kenner

Der „Ergin-Kiosk“, in dem der „Baba“ seit 15 Jahren die Frühschicht schiebt, ist 24 Stunden geöffnet, also auch eine Nachtwache im Viertel. Das schlauchförmige Büdchen, an dessen Stelle sich früher die Hinterhofzufahrt zum benachbarten, lange nicht mehr existierenden Helios-Kino befand, ist permanente Anlaufstation.

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„Mit den Menschen umzugehen, das ist schön, das macht mir Spaß“, sagt Senol.

Eine Ausbildung zum Bauschlosser hatte er abgebrochen, wollte dann Energieanlagenelektroniker werden. Einen Test, an dem 70 Leute teilgenommen hatten, bestand er als Bester. „Als ich als Hobby Boxen angegeben habe, hat man mich aber abgelehnt. Ich machte angeblich einen aggressiven Eindruck“, erzählt „Baba“.


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Zugegeben: Er kann finster gucken. Und ja: Er musste sich auch hier und da durchschlagen durchs Leben. Ehrenfeld war ein hartes Pflaster. Das erzählen hier viele. Trotzdem: „Früher fand ich es schöner“, erzählt Senol, „wir gingen im Helios oder im Urania in der Thebäerstraße ins Kino. Jackie-Chan-Filme oder Bruce Lee, King Kong haben wir als Jugendliche gesehen und viele türkische Filme.“ Es sei sauberer im Viertel gewesen und es hätte mehr Geschäfte geben, „es gab allein sieben Schuhgeschäfte.“

Der „Baba“, den sie hier im Viertel aus Respekt und Sympathie so nennen, ist mit dem Büdchen vieles in einer Person: Kummerkasten und Infobörse, Muntermacher und Organizer – Drucker, Kopierer und Fax sind vorhanden. „Setz mal einen Tee auf, mein geliebter Freund!“, ruft er nach hinten, wo ein Kollege heiße Getränke zubereitet. „Und du, pass gut auf dich auf“, sagt er zu einem Stammkunden, dem er ein Päckchen Tabak rüberschiebt.

Der „Baba“ ist der Kundschaft stets zugewandt. Er hat selbst einen 27-jährigen Sohn und eine 31-jährige Tochter, er kennt die Freuden und die Mühsal des Lebens.

Bluttat in Kölner Kiosk – Täter wurde gefasst

Im Sommer vor fünf Jahren kam es zu einer Bluttat im Büdchen, die zur Schlagzeile im EXPRESS wurde. Ein Messerangreifer hatte den Büdchenchef Ihsan Ergin im hinteren Bereich des Ladens niedergestochen.

Als „Baba“ die Situation bemerkte, stürzte er sich ins Geschehen, konnte aber nicht verhindern, dass der Täter flüchtete. „Auch durch eure nachdrückliche Berichterstattung im EXPRESS konnte der Fall geklärt werden“, sagt Ihsan Ergin heute. Der Mann wurde später gefasst und zu acht Jahren Haft verurteilt.

„Baba“ bereut es bis heute, dass er den Messerstecher nicht mehr zu packen bekam. „Ein paar Jahre früher war ich schneller“, schmunzelt er. Fast so schnell wie Jackie Chan in seinen Filmen.