Ehre wem Ehre gebührt: Großer Bahnhof für Wilfried Schmickler (66) in München: Der Kölner Kabarettist ist mit dem bayerischen Kabarettpreis ausgezeichnet worden.
So spielt das LebenWilfried Schmickler (66): Vor sechs Monaten fast tot, jetzt Preisträger
München/Köln. In seiner Branche hat er quasi schon alles abgeräumt, was es so an Ehrungen mitzunehmen gibt. Schmickler, lange Jahre eines der Gesichter der WDR-Mitternachtsspitzen, heimste bereits unter anderem den Deutschen Kleinkunstpreis (2001, 2009), den Deutschen Kabarettpreis (2007) oder den „Salzburger Stier“ (2010) ein.
München: Wilfried Schmickler erhält Ehrenpreis im Lustspielhaus
Ein Mann, der privat beim Tresen-Pils am Stehtisch das Ohr am Veedels-Volk hat und gleichermaßen auf der Bühne als Profi das Publikum mit Feinsinn sprachgewandt begeistert. Nun der vorläufig nächste Ritterschlag für den kauzigen Südstädtler: Im ehrwürdigen Münchner Lustspielhaus bekam er am Montagabend (8. November) den bayerischen Kabarettpreis in der Kategorie „Ehrenpreis“ verliehen.
Schmickler freute sich sehr überse neuerliche Auszeichnung, wie er im Gespräch mit EXPRESS.de am Morgen nach der Zeremonie (Aufzeichnung im BR Fernsehen am Donnerstag, 11. November 2021, 21.00 Uhr) auf der Rückreise nach Köln verriet: „Für jemand aus Nordrhein-Westfalen einen bayerischen Preis zu kriegen, ist was ganz Besonderes. Das fand ich schon super, dass sie das, was ich mache, aus der Ferne wahrgenommen haben.“
Speziell der Rahmen der Veranstaltung gefiel ihm. Schmickler: „Eine tolle Veranstaltung. Im Zuge der Laudatio wurde auch ein Film mit alten Bildern von mir präsentiert, das haben sie vom Bayerischen Rundfunk echt nett gemacht.“
Laudator und Kollege Urban Priol (60): „Neben all dem Furor spürt man auch immer seine Liebe zum Komödiantischen, zum Spiel und auch zur Sprache. Vor allem in Frauenfiguren schlüpft er mit großem Spaß: sei es als Angela Merkel, Loki Schmidt, als Carmen Geiss oder die Queen. Politisches und Alltägliches bringt er geschmeidig zusammen, über den korrupten Politiker wettert er genauso wie über den bigotten Kleinbürger.“
Eine tolle Nachricht für den bekennenden Anhänger von Bundesligist Bayer Leverkusen nach schweren Monaten. Denn Ende März ging es plötzlich ganz schnell und Schmickler fand sich unversehens auf dem Operationstisch wieder.
Der Ausnahme-Satiriker hatte mitten in der Corona-Pandemie ein gefährliches Bauchanareuysma erlitten, musste notoperiert werden und kam mit dem Schrecken davon. Wochen der Reha und sichtbarer Gewichtsverlust waren die Folge. Doch nun geht es Schmickler, der sich immer wieder gegen Rechtsextremismus zu Wort meldet und trotz seiner Popularität im Veedel keinerlei Allüren zeigt, wieder gut.
Der Preis, eine Statue, sei ihm auch ein Ansporn, weiter Gas zu geben und für seine Anhänger kreativ zu bleiben und aufzutreten. Vielleicht künftig auch mal mehr weiter südlich? „Ich bin gut angekommen, auf jeden Fall hilft der Preis, die Hemmung gegenüber Süddeutschland abzulegen. Auch wenn das natürlich 600 Kilometer Entfernung sind“, schmunzelt er.