Bryan Adams machte mit seiner „So Happy it Hurts“-Tour Station in der Kölner Lanxess-Arena. Dabei präsentierte sich der Kanadier in großer Spielfreude und ging auf spezielle Wünsche der Fans ein.
Das schaffen andere Stars nichtLanxess-Arena: Bryan Adams spielt in Köln Hits auf Zuruf
Er möchte am liebsten 18 sein, bis er stirbt, heißt es in seinem Hit „18 till I die“. Doch Bryan Adams wurde im November schon stolze 63. Dennoch singt er immer noch gerne den frivolen Mega-Hit „Summer of '69“. Und nein, der Sommer im Jahr 1969 ist damit nicht gemeint, wie die entsprechenden Videoprojektionen von viel nackter Haut noch einmal belegten.
Mit seinen 1,72 Meter gehört der kanadische Rocksänger und Gitarrist sicher zu den Kleineren seiner Zunft. Musikalisch ist er aber auch nach rund 40 Jahren auf der Bühne immer noch einer der ganz Großen. Was der Mann mit der markanten Zahnlücke am Sonntagabend (11. Dezember 2022) in der mit 11.500 Fans offiziell ausverkauften Lanxess-Arena präsentierte, war erstklassiges Handwerk.
Bryan Adams: 29 Songs zwischen erdigem Rock und viel Gefühl
Vor dem Konzertstart drehte erst einmal das aufblasbare Chrysler-Plastikcabrio namens „Doris“ ein paar Runden über den Köpfen der Fans. Anschließend ertönte die Stimme von Monthy-Python-Urgestein John Cleese (83), der das erste Buch Mose zitierte: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde, dann Wasser und Land, dann den Menschen, der jedoch degenerierte und in einen Abgrund voller schlechter Musik herabstieg“, lautete die Einführung.
Doch Rettung war nach Köln gekommen: „Er sandte einen Engel, der Stiefel, Bluejeans und Baseballkappe trug ...“ Adams gab direkt mit seiner vierköpfigen Band Vollgas. „Kick Ass“, „Can’t stop this thing we startet“, „Somebody“ – ohne Worte ballerte der Frontmann – mit schwarzer Lederjacke, akkurat gegeltem Scheitel und Sneakern – die Songs aneinander.
„Mein Name ist Bryan. Willkommen zur Show“, lautete erst später sein leicht verschmitzter Einschub. „Wenn ihr früh nach Hause gehen wollt, dann könnt ihr das vergessen“, fügte er lachend an und freute sich über seine wenigen Deutschkenntnisse: „Könnt ihr vergessen“, wiederholte er stolz. Und in der Tat lieferte das Rock-Urgestein 135 Minuten feinste Unterhaltung.
Im Vorfeld hatte das Management durch zweifelhafte Verträge dafür gesorgt, dass keine aktuellen Fotos der Show gemacht werden können. Auch die Planung, im Innenraum Stühle aufzustellen, war ein totaler Flop. Von der ersten Sekunde standen die Fans. Die Ordner achteten dennoch penibel darauf, dass die Gänge frei blieben. „So viel Platz hier. Da kann man Häuser dazwischen bauen“, spottete selbst Adams.
Nach 45 Minuten Vollgas-Programm streute er drei Balladen ein, bevor er mit seiner Band wieder aufs Pedal drückte. Gitarrist Keith Scott (68) durfte sensationelle Soli präsentieren, schleuderte sein Instrument gekonnt einmal um den Körper. Bassist Solomon Walker (51), der das ganze Konzert einen Mund-Nasen-Schutz auf der Bühne trug, packte sogar einen Kontrabass aus.
Dass Adams nicht nur ein erfolgreicher Komponist, sondern auch Fotograf ist, wurde bei den atmosphärisch stimmigen Videoprojektionen und dem Lichteinsatz deutlich. Musikalisch wechselte er zwischen gradlinigem, schnörkellosem Rock einerseits und zarten, gefühligen Lovesongs. Ein mitreißender Ritt durch vier Jahrzehnte mit 29 Titeln und einem in heutigen Konzertzeiten absolut unüblichen Part.
Bryan Adams spielte vier Hits auf Zuruf der Kölner Fans
Fans durften Musikwünsche auf die Bühne rufen oder hatten ihre Lieblingssongs sogar auf Pappschilder geschrieben. Spontan spielte Adams mit seiner Band „Inside out“, „Kids wanna rock“, „Fits ya good“ und „Please forgive me“. So gab es auch im 77. Konzert der „So Happy it Hurts“-Tour noch überraschende Momente.
So wild es über weite Strecken in der Arena zuging, so besinnlich endete der Rock-Abend. Mit den Balladen „Straight from the Heart“, „All for love“ und „Christmas Time“ verabschiedete sich der Star allein mit Akustik-Gitarre vom Publikum. Bevor er die Kölner Bühne verließ, filmte er noch einmal die leuchtenden Handy-Lichter im Henkelmännchen. „Das muss ich meiner Mutter zeigen“, sagte er stolz. Auch mit 63 kann man sich noch wie ein 18-Jähriger freuen.