Der irische Sänger Chris de Burgh machte nach fast 50-jähriger Karriere mal wieder Station in Köln. Dabei waren ihm auch einige politische Botschaften sehr wichtig.
Konzert in KölnChris de Burgh kämpft mit seinen Emotionen und wettert gegen Putin
Die meisten denken bei Chris de Burgh (74) sicher an den Schmusesänger, der mit „The Lady in Red“ einen Nummer-eins-Hit in 20 Ländern landete. Doch der irische Sänger und Komponist hat ein viel breiteres Spektrum als nur Radio-Dudelei.
Gerade in diesen Tagen beschäftigt das aktuelle Weltgeschehen den Komponisten, der 330 Songs im Laufe seiner gut 50-jährigen Karriere geschrieben hat. Am Tag vor der Jubiläumskundgebung zu „30 Jahre Arsch Huh“ gab sich der Musiker am Mittwoch (9. November 2022) äußerst politisch und meinungsstark in der Lanxess-Arena.
Chris de Burgh singt in Köln emotionale Version von „Borderline“
Vor seinem Flüchtlings-Song „Cry no more“ ergriff der Sänger das Wort. „Wladimir Putin ist der größte Mörder, das größte Monster und der größte Kriminelle. Wir müssen ihn stoppen, es reicht“, rief er ergriffen. „Er hat nicht nur einen Krieg gestartet, er hat auch sein eigenes Volk bestohlen. Man sollte dieses Geld in Putins Grab schmeißen, so schnell wie möglich.“
Die Chris-de-Burgh-Fans in Russland werden ihren Liebling in der Zukunft nicht mehr zu Gesicht bekommen. „Ich habe oft in Russland gespielt, auch im Kreml in Moskau. Eins ist sicher: Ich werde nie wieder dahin zurückgehen. Dafür freue ich mich, irgendwann wieder in der Ukraine aufzutreten, wenn es ein freies Land ist. Und das wird es bald sein“, kündigte er an.
Vom Auftaktsong „The Hands of Man“ über „The Road to Freedom“ bis hin zur Zugabe „Where the peaceful Waters flow“ zog sich das Thema Krieg und die Hoffnung auf Frieden durch das zweieinhalbstündige Programm des Sängers. Emotionaler Höhepunkt war der Hit „Borderline“, der 1982 durch den Falkland-Krieg entstanden war, aber derzeit aktueller denn je ist. Chris de Burgh schluckte mehrmals, atmete tief durch und kämpfte mit den Tränen.
Den letzten Titel, „Legacy“, widmete er zudem dem iranischen Volk. „Dieses Regime muss fallen. Die Frauen dort müssen alle Rechte bekommen und auf dem Kopf tragen dürfen, was sie wollen. Wir können alle etwas ändern. Eine Stimme wird zu Hunderten, dann zu Tausenden und Millionen.“
So entwickelte sich in der Arena trotz extrem leerer Reihen ein bewegender Abend. Auch der Ire hat mit der allgemeinen Konzertflaute zu kämpfen. Während er früher in vollen Arenen auftrat, fanden sich diesmal gerade mal 1500 Fans ein. Die genossen dafür die fast schon persönliche Betreuung. Mehrere Frauen brachten Blumen, Rotwein und Briefe zur Bühne. Ein Fan orderte dem Sänger ein Kölsch.
Der revanchierte sich und spielte Titel auf Zuruf, die eigentlich gar nicht vorgesehen waren. So kamen die Besucherinnen und Besucher in den Genuss, die Fan-Lieblinge „Spanish Train“ und „Patricia The Stripper“ zu hören. Eigentlich war Chris de Burgh in Begleitung seiner Band angekündigt worden. Doch die Musik kam stellenweise vom Band, der 74-Jährige bestritt die über 30 Titel allein mit seiner Zwölf-Saiten-Gitarre und E-Piano.
„Das Gute daran, als Solo-Künstler aufzutreten ist, dass man sich nicht trennen kann wie eine Band. Und dass man spielen kann, was man will“, sagte der Entertainer angesichts der reingerufenen Fan-Wünsche. Am Ende folgte der obligatorische Hit-Block mit „Don’t pay the Ferryman“ und „High On Emotion“.
Chris de Burgh beweist es sich selbst: „Kann er noch singen?“
Ansonsten dominierten die nachdenklicheren Titel vom Album „Moonfleet & Other Stories“ und vom aktuellen Robin-Hood-Musical sowie viele erzählte Geschichten. Dazu kamen Coversongs von Elvis Presley („Always On My Mind“), von den Beatles („Let It Be“) oder Roy Orbison („Pretty Woman“).
„Viele werden sich fragen: Lebt Chris de Burgh noch? Kann er noch singen? Hat er noch Spaß? Ich sage: Ja, ja, ja“, beantwortete er sich die Fragen selbst. Die wenigen, dafür euphorischen Fans gaben ihm recht.