Ärzte hatten ihn aufgegebenKölner 4 Monate im Koma: Dann passiert das Corona-Wunder

Copyright: Aydin Ashrafi
Mehdi Ashrafi (2. v. l.) ist endlich zu Hause und überglücklich im Kreise seiner Familie: Ehefrau Azem (61) mit Herz-Ballon. Schwiegertochter Nurcan (32) und Sohn Aydin (34) mit ihren neugeborenen Zwillingsmädchen sowie der jüngere Sohn Aras Atila (21).
Köln – So viele Tote forderte das Coronavirus bereits, so viel Leid. Auch Mehdi Ashrafi (62) erwischte es im November 2020 mit voller Wucht. Der Zustand des Diplom-Ingenieurs aus Köln verschlechterte sich schnell dramatisch: Intensivstation, monatelang künstliches Koma, angeschlossen an der Lungenmaschine. Kurz vor Heiligabend sahen die Ärzte kaum mehr Hoffnung. Doch dann geschah ein Wunder ...
- Kölner Mehdi Ashrafi erkrankte schwer an Corona
- Diplom-Ingenieur aus Köln kämpfte um sein Leben
- Es kam zum „Wunder von Köln“
Am Mittwoch (19. Mai) wurde Mehdi Ashrafi entlassen. Den Weg zu seinem Haus ging er zu Fuß, ließ den Rollator stehen. „Mein Vater ist das Corona-Wunder aus Köln, er hat entgegen aller Prognosen überlebt“, sagt Sohn Aydin (34) mit Tränen in den Augen. Fast sieben Monate voller Angst und quälender Ungewissheit, aber auch Hoffnung liegt hinter der Familie.
Köln: Diplom-Ingenieur Mehdi Ashrafi steckte sich vermutlich bei Bekannten mit Corona an
Einen Monat, bevor Mehdi Ashrafi in Frührente gehen wollte, steckte er sich Ende Oktober mit dem Virus an. Vermutlich bei Bekannten, die zu dem Zeitpunkt selbst noch nicht wussten, dass sie Corona hatten. Der 62-Jährige bekam Atemnot, Husten, fühlte sich immer schlapper. Am 6. November war sein Zustand so schlecht, dass Sohn Aydin den Notarzt rief.
Mehdi Ashrafi kam nach Auskunft seiner Familie ins St. Antonius Krankenhaus nach Bayenthal und wurde am 23. November auf die Lungenintensivstation der Kölner Kliniken nach Merheim verlegt. Doch kurz vor Weihnachten schienen alle Therapieansätze ausgeschöpft. „Wir waren an seinem Bett, um uns zu verabschieden“, erzählt der Sohn leise. Die Maschinen abzustellen, kam für die Familie jedoch nicht in Frage. „Mein Onkel Azad Farshid, selbst Lungenarzt, bat darum, die Maschine auf 50 Prozent weiterlaufen zu lassen.“
Das Wunder von Köln: Sohn Aydin (34) gab seinem Vater im Koma Kraft
Ab da sei ein Weihnachtswunder passiert. „Mein Vater hat sich auf dem niedrigen Niveau stabil gehalten. Es gab also doch noch einen Funken Hoffnung“, erklärt der 34-jährige Kölner Immobilien-Makler. Am 2. Januar habe sein Vater dann zum ersten Mal seine Fingerkuppen bewegt. Aydin Ashrafi: „Er ist ein Kämpfer und hat sich zurück ins Leben gekämpft!“

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Aydin Ashrafi durfte seinen Vater auf der Intensivstation dank Ausnahmegenehmigung regelmäßig besuchen.
Der Sohn wich, soweit es in Coronazeiten möglich ist, nicht von der Seite des Vaters. Dank einer Ausnahmegenehmigung habe er seinen Vater täglich kurz besuchen dürfen. „Zwei Wochen bevor er ins Krankenhaus eingeliefert wurde, haben meine schwangere Frau und ich erfahren, dass wir Zwillinge bekommen. Das war seine Motivation, seine Enkelkinder zu erleben.“ Während des künstlichen Komas habe er seinem Vater erzählt, dass es zwei Mädchen werden. Aydin Ashrafi: „Er hat meine Hand gedrückt und gelächelt.“
Familie von Medhi Ashrafi dankbar für Einsatz in Kölner Krankenhaus
Was kaum jemand für möglich hielt, geschah: Der 62-jährige Mehdi Ashrafi kämpfte sich immer weiter zurück ins Leben. „Ich bin froh, dass man ihn in Merheim nicht aufgegeben hat“, so der Sohn dankbar. „Corona ist ja für alle neu, auch für die Ärzte. Die machen dort einen unglaublich guten Job.“
Er habe immer noch Kontakt zu einem der Intensivpfleger, halte ihn über die Entwicklung seines Vaters auf dem Laufenden. „Die freuen sich riesig. Wenn man täglich mit so vielen schweren Schicksalen zu tun hat – und dann hier so ein Wunder sieht ...“

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Mehdi Ashrafi (2. v. l.) ist endlich zu Hause und überglücklich im Kreise seiner Familie: Ehefrau Azem (61) mit Herz-Ballon. Schwiegertochter Nurcan (32) und Sohn Aydin (34) mit ihren neugeborenen Zwillingsmädchen sowie der jüngere Sohn Aras Atila (21).
Am 19. Februar konnte Mehdi Ashrafi in eine Frührehaklinik und am 28. April in eine Rehaklinik verlegt werden. Und am Donnerstag (19. Mai) war denn endlich der große Tag: Er durfte nach Hause – und nicht nur Frau, die beiden Söhne und die Schwiegertochter in den Arm nehmen, sondern auch zum ersten Mal seine Enkelinnen Ava und Ayda, die am 5. April geboren wurden.
Bald steht auch für Mehdi Ashrafi ein großes Fest an, am 9. Juni wird er 63 Jahre alt. Aydin blickt seinen Vater liebevoll an und sagt grinsend: „Da feiern wir dann seinen ersten Geburtstag.“