Corona in KölnVater von Karnevals-Star: Not-OP nach tagelangem Koma

Pripro

Bei der Proklamation des Dreigestirns wurde die Rednerin gefeiert.

von Bastian Ebel  (bas)

Köln – Ihr Blick geht nach nur vorne. Aber der Blick zurück ist für sie nicht einfach: Denn sie wurde gefeiert und musste dann doch um das Leben ihres Vaters bangen:

Erstmals erzählt Annette Eßer, die als Putzfrau „Achnes Kasulke“ im Kölner Karneval für Furore sorgt, öffentlich von ihrer Achterbahnfahrt der Gefühle in den letzten Wochen.

Köln: Vater von Annette Eßer an Corona erkrankt

Es ist der 10. Januar: Als Frau muss Annette Eßer den Eisbrecher bei der Kölner Prinzenproklamation übernehmen – und erobert die Herzen der Menschen im Sturm. Als sie Politiker, Künstler oder die Kirche aufs Korn nimmt, jubeln ihr die Leute im Gürzenich zu.

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Achnes_Kasulke

Endgültiger Durchbruch auf der Pripro: Achnes Kasulke

Es ist ihr gefeierter Durchbruch im Kölner Karneval. Damals voller Stolz am Fernsehen: Papa Helmut (64), der sich mit Mutter Hildegard für Annette und ihren großen Erfolg freut.

„Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich in den nächsten Wochen so ein Auf und Ab erleben würde, dem hätte ich einen Vogel gezeigt“, sagt sie heute. Denn es folgen bange Stunden, Tage, Wochen für die Familie.

Köln: Nach Corona-Erkrankung direkt auf Intensivstation

„Mein Vater und meine Mutter waren noch im März im Urlaub. Da ging es noch einigermaßen“, erinnert sich Annette. Doch am 29. März ging für Vater Helmut nichts mehr. „Er hatte Atemnot, er musste ins Krankenhaus.“ Die Diagnose kam wenig später: Er hatte sich mit Corona infiziert, wurde direkt auf der Intensivstation beatmet.

Köln: Schlimmer Corona-Verlauf ohne Vorerkrankung

Keinerlei Vorerkrankungen, topfit und agil – so sei Papa immer gewesen. Und dann fiel ausgerechnet er ins Koma. Für die Familie ein Schock. Die Büttenrednerin: „Wir durften ihn nicht sehen, mussten ja quasi minütlich damit rechnen, dass er geht.“

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Vater Helmut kämpfte um sein Leben.

Doch ihr Vater gab nicht auf, konnte sich berappeln. Aber schnell war klar: „Die Lunge war so geschädigt, dass ein Lungenflügel in einer Operation entfernt werden musste.“

Vater von „Achnes Kasulke”: Not-OP nach Corona-Koma

Der Papa wurde in ein Klinikum nach Krefeld gebracht und schließlich am 28. April erfolgreich operiert. Einen Tag später gab es dann den ersten Telefon-Kontakt seit Wochen mit der Familie. Darüber kann Annette wirklich wieder lachend berichten. „Als die Schwester ihm das Telefon gegeben hat, konnte er wieder ganz schwach reden“, berichtet Eßer. Und dann kam der erste Satz: „Hildegard, ich bin et satt“, sagte Helmut auf Platt und wollte damit sagen: „Ich will wieder nach Hause, mir geht es gut.“

Köln: „Achnes Kasulke" will Mut machen

„Es ist für meinen Vater und für uns noch einmal gut ausgegangen“, sagt Annette. „Was ist ein Teil eines Lungenflügels gegen ein Leben? Damit wird er wunderbar weiter leben können. In vielen anderen Fällen ist es nicht so gut ausgegangen.“

Anette_Esser

Annette Eßer hat in den letzten Wochen ein Tal der Tränen hinter sich.

Das Schlimmste für Annette war und ist neben der Ungewissheit rückblickend die Kontaktsperre. „Meinen Vater nicht zu sehen und zu sprechen, tat ungeheuer weh. Ich fühle mit allen anderen Angehörigen, die das auch durchmachen müssen.“

Die Familie hat sich von diesem Tal der Tränen berappelt und möchte anderen Mut machen, niemals aufzugeben. Und wer weiß: Vielleicht kann „Achnes Kasulke“ ganz bald mit ihrem Humor Menschen wieder ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, denen es nicht so gut geht.

„Mein größter Wunsch wäre, wenn wir bald zur Normalität zurückkehren. Denn auch wir Künstler leiden sehr unter der Situation.”