In Kalk haben Obdachlose ihr Lager vor einer Filiale der Drogerie-Kette dm aufgeschlagen. Stadt und Polizei sind alarmiert.
KölnBetten vor Schaufenster aufgeschlagen: Obdachlose lagern vor Drogerie-Markt – das sagen Stadt und dm
Obdachlosigkeit hat viele Gründe. Job weg, Frau weg, Wohnung weg. Oft sind es Schicksalsschläge, durch die Frauen und Männer auf der Straße landen. Auch in Köln-Kalk haben Obdachlose ihr Lager aufgeschlagen – allerdings an einer eher ungewöhnlichen Stelle.
Auf der Kalker Hauptstraße, direkt vor einer dm-Filiale, reihen sich ihre Schlafstätten vor dem Schaufenster des Drogerie-Marktes. Decken, Kissen, Plüschtiere, außerdem Koffer, Kisten und Tüten mit ihrem wenigen Besitz.
Obdachlose vor dm in Kalk: Kundin beschwert sich über Ordnungsamt
Diese lägen dort bereits seit Monaten, behauptet dm-Kundin Anna R. (66) gegenüber EXPRESS.de. „Seit einigen Tagen sind sie schon zu viert.“ Besonders abends sei es als Frau äußert unangenehm, dort entlang zu gehen.
„Obwohl ich bereits mehrfach beim Ordnungsamt angerufen habe und mir mitgeteilt wurde, dass diese Angelegenheit vorliegt, geschieht nichts“, beklagt Anna R. „Wie soll man das Kindern erklären, dass erwachsene Leute mit offenem Mund mitten auf der Straße rumliegen?“ Sie fühlt sich in dieser Situation hilflos und allein gelassen.
Kalker Hauptstraße: Obdachlose liegen nicht auf Mietfläche von dm
EXPRESS.de hakte bei dm nach. Kerstin Walschburger, dm-Gebietsverantwortliche, bestätigt: „Es ist richtig, dass sich vier Obdachlose vor unserem dm-Markt in der Kalker Hauptstraße 114 niedergelassen haben. Diese sind soweit unauffällig zu unseren Kundinnen und Kunden sowie zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“
Die Obdachlosen hätten sich aber in einem Bereich niedergelassen, der nicht in die dm-Mietfläche falle. „Sodass hier der Vermieter bereits Gespräche mit den Behörden suchte, um einen neuen Platz für die vier obdachlosen Männer zu finden“, erklärt Kerstin Walschburger.
Obdachlosen-Situation in Köln-Kalk Polizei und Stadt bekannt
Dass sich im Bereich des Drogeriemarktes, aber auch des angrenzenden Kauflandes wohnungslose Menschen mitunter dauerhaft aufhalten, ist auch der Polizei Köln bekannt. „Es wurde bereits ein Bericht an die Stadt Köln weitergeleitet“, sagt Sprecherin Annemarie Schott. Eine Auswertung aller Polizeieinsätze seit Januar 2022 an dieser Örtlichkeit habe aber keine Einsätze mit Bezug zu dieser Gruppe der Wohnungslosen ergeben.
Die vor Ort angetroffenen Menschen würden zum Personenkreis der aus dem EU-Osteuropäischen Raum Zugewanderten (Polen) zum Teil ohne Leistungsansprüche gehören, erklärt Simone Winkelhog vom städtischen Presseamt auf EXPRESS.de-Nachfrage. „Sie sind seit längerem in Betreuung des Streetworkerteams und zum Teil auf Arbeitssuche. Unterbringungsangebote seitens Streetworker wurden abgelehnt“, so die stellvertretende Pressesprecherin.
Stadt Köln geht gegen aggressiv bettelnde Obdachlose vor
Auch der Ordnungsdienst führe laut Winkelhog auf der Kalker Hauptstraße regelmäßig Kontrollen durch. Dabei würden die dort lagernden Personen angesprochen und zum Beispiel aufgefordert, die Örtlichkeit aufzuräumen, falls starke Vermüllung festzustellen sei. „Letzteres ist allerdings selten der Fall“, sagt sie.
Gegen auffallend aggressiv bettelnde Obdachlose sowie pöbelnde Personen würde seitens des Ordnungsdienstes konsequent nach den Regeln der Kölner Stadtordnung und sonstigen relevanten Vorschriften vorgegangen. „Insbesondere das aggressive Betteln wird durch unter anderem Platzverweise geahndet“, erklärt Simone Winkelhog. Doch der reine Aufenthalt sitzender obdachloser Personen stelle auch unter Alkoholeinfluss keine Ordnungswidrigkeit dar.