Kölner Rotlicht„Dummse Tünn“ und Co.: Diese Milieu-Legenden leben noch heute

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Dummse Tünn heute. Der mittlerweile 82-Jährige hat die wilden Zeiten noch immer präsent, einst verbreitete er Angst und Schrecken.

von Markus Krücken  (krue)

Köln – Die Nachricht verbreitete sich am Donnerstagabend (1. April) wie ein Lauffeuer. Die früheren Kölner Rotlichtgrößen konnten es kaum fassen: Karate Jacky ist tot.

  1. Große Anteilnahme für verstorbenen Karate Jacky
  2. EXPRESS stellt lebende Milieu-Größen vor
  3. Roland Bebak erklärt die Faszination des einstigen „Chicago am Rhein“

Der im Veedel beliebte Jakob Franzen (†59) alias Karate Jacky war leblos in seinem Zimmer im Annoheim in der Südstadt aufgefunden worden.

Mit der früheren Türsteher-Legende hat ein weiterer Vertreter des einstigen „Chicago am Rhein“ das Zeitliche gesegnet. Ob Schäfers Nas, Beckers Dieter, Abels Män, Essers Häns oder jetzt Karate Jacky – die Einschläge in der Unterwelt von einst kommen immer näher.

EXPRESS zeigt: Diese Kölner Milieu-Veteranen gibt es heute noch

Doch wer von den damaligen Rotlicht-Größen lebt heute eigentlich noch? Viele verbüßten im Knast ihre Taten und gelten heute als rehabilitiert.

Der Kölner Milieu-Intimus Roland Bebak (58) hat der Zeit mit seinem Buch „Wenn es Nacht wird in Köln“ ein kleines Denkmal gesetzt und kennt die Protagonisten alle.

Kölner Rotlicht-Größen: Dummse Tünn ist unter die Taubenzüchter gegangen

Bekanntester noch lebender Repräsentant der Ära des Chicago am Rhein ist unbestritten Dummse Tünn (82), der im Alter begann Tauben zu züchten.

Doch früher war er alles andere als ein Friedensengel und wurde aufgrund seiner grobschlächtigen Hau-Drauf-Art als Straßenschläger und kompromissloser Lude gefürchtet.

„Ich habe ihn neulich erst besucht“, so Bebak, „er ist rüstig, verbal noch immer schlagfertig und seine ganze Wohnung ist mit Erinnerungen an die alte Zeit gespickt.“

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Anton Claaßen, der Lange Tünn, auf dem Kölner Ring.

Besagte Erinnerungen trägt Anton Claaßen alias „der Lange Tünn“, noch immer auf die Straße. Vor der Corona-Zeit war der 74-Jährige Fußballfan als Stadtführer zum Thema Milieu erfolgreich, nun bleibt dem manischen Spieler nur das Zocken übrig.

„Tünn ist geistig topfit, nur das Knie macht ab und an Probleme,“ weiß sein Freund Bebak.

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Piccolo-Lore beim EXPRESS-Interview vor wenigen Jahren in der Kölner Südstadt.

Kommen wir in der Reihe zu einer weiblichen Protagonistin, die noch lebt. Rund um die Friesenstraße war Hannelore Schilli nur die „Piccolo-Lore“, die mit ihren Animier-Damen manchem feierfreudigen Herrn frivole Abende bereitete.

Hinter der Theke und ihrem lieben Beckers Dieter zur Seite stand Katharina Cöllen.

Die urkölsche Witwe, wohnhaft direkt an der Severinstorburg, trägt ihr Veedels-Herz im Dialekt auf der Zunge und findet nie ein schlechtes Wort über die Kandidaten aus den wilden Tagen von einst im berüchtigten „Klein Köln“ – die Milieu-Kneipe, die einst ihrem Dieter gehörte.

Katharina Coellen

Karin Cöllen ist ein kölsches Original, lebt heute noch in der Südstadt.

Und in eben jenes „Klein Köln“ kehrte auch „Schmidte Udo“ gern ein. Dorthin brachte der bis heute langhaarige Ex-Kumpel von Schäfers Nas auch Fußball-Weltmeister Heinz Flohe gern mit.

Gemeinsam stand man in der Luden-Elf FC Johnny. Bebak: „Udo gibt manchmal sogar Autogramme, weil ihn Leute auf der Straße erkennen. Mit seinem Spezi Roger Witters verbringt er nach wie vor gern Zeit.“

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Schmidte Udo im Klein Köln auf der Frisenstraße.

Ebenfalls noch heute ein Aushängeschild für vergangene Tage: Pille Rolf.

Der einstige Dealer des Milieus, der als DJ und Vertreiber von Rauschmitteln in der Szene bekannt war, ist mit Luden-Hau-Drauf „Zementkopp“ nach wie vor befreundet.

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Pille Rolf genießt noch heute das Leben.

Mit „Hermanns Tünn“ alias „De Ax“, lebt ein Mythos vergangener Zeiten ebenfalls noch. In den Jahren vor der Corona-Pandemie verdiente sich der Mann, der mit einer Axt im Geigenkoffer einst zu einer Schlägerei fuhr, noch was dazu.

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Hermanns Tünn, genannt: De Ax, in seiner früheren kleinen Bar im Pascha.

Last bot not least: Willy Taylacher, selbst 81. „Er hat mich angerufen und konnte nicht glauben, dass der Karate Jacky mit 59 kaputtgegangen ist“, so Bebak.

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Willy Taylacher (l.) feierte runden Geburtstag mit Freunden.

Bebak, der eine Fortsetzung seines Buches plant: „Diese Menschen stehen für eine Zeit, die es nie wieder geben wird. Das legitimiert keine bösen Taten, die es gegeben hat. Aber dennoch: Auch an die guten Dinge, gerade heute, sehnen sich viele Kölner zurück.“