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Kölner Milieu-MythosWitwe erzählt: Die Wahrheit zum Tod von Beckers Dieter (✝44)

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Immer wieder im Mittelpunkt: Beckers Dieter (vorne Mitte) war im Milieu sehr beliebt, hier feiert er unter anderem mit Kuhlse Rudi (genau mittig hinter ihm) und der Oll, Peter Olligschläger (ganz r.)

von Markus Krücken  (krue)

Köln – TV-Dokumentationen, Bücher wie „Wenn es Nacht wird in Köln“: Das berüchtigte Kölner Milieu der 70er und 80er Jahre wird in den letzten Jahren wieder geradezu modern.

Die einen halten die Protagonisten von einst wie Schäfers Nas für Haudegen mit Ganovenehre, viele empören sich, wenn die heute noch lebenden Gestalten wie „Zementkopp“ auf der Straße jubelnd erkannt werden und sogar Autogramme geben.

Fest steht eins: Das seinerzeit so genannte Chicago am Rhein“ lässt bis heute niemanden kalt. Auf EXPRESS.de erinnern wir mit Anekdoten an die polarisierende, wilde Vergangenheit, die nicht verklärt werden darf.

Alles zum Thema Südstadt

Kölner Milieu: Karin Cöllen war mit Beckers Schmal verheiratet

Karin Cöllen kann berichten, wie es war. Denn sie ist die Witwe des einst früh verstorbenen Beckers Dieter (✝44).

Katharina Coellen

Karin Cöllen ist ein kölsches Original, lebt heute noch in der Südstadt.

Spitzname: Beckers Schmal. Der bärtige Ex-Boxer aus Kalk galt als Lieblings-Kneipier und Beichtvater der Luden.

Er war Präsident der legendären Zuhälter-Fußballmannschaft FC Johnny, bei der auch FC-Weltmeister Heinz Flohe mitspielte, war Inhaber des Szene-Treffpunkts Klein Köln und verkehrte stets privat als Stammgast im Wirtz nahe der Vringssraße, in die er gern mit seinem perlmutt-weißen Mercedes SL einsteuerte..

Kölner Milieu: Witwe schildert frühen Tod von Beckers Schmal

Bis heute ranken sich um den Milieu-Liebling, der wegen seines Organisationstalents geschätzt wurde und wie kein Zweiter schon zur damaligen Zeit vernetzt ohne Ende war, zahllose Legenden.

Doch die Umstände seines frühen Todes werfen bis heute Fragezeichen auf. EXPRESS hat Beckers Witwe Karin deshalb in der Südstadt besucht.

Das kölsche Original, das mit ihrem Dieter das Klein Köln einst gemeinsam erfolgreich führte, erinnert sich an den letzten Tag mit ihrem Schmal.

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Scheinbar lustige Runde in den 80ern: Dummse Tünn (r.) mit Freunden wie Beckers Dieter.

„Meine Mutter war zu Besuch da, und an diesem Tag war der längste Desch vun Kölle, es war ein Sonntag, in der Nacht zuvor hatten wir noch im Klein Köln gearbeitet“, erinnert sie sich.

Kölner Milieu: Karin Cöllen erinnert sich an Party mit Beckers Dieter

An diesem Sonntag sei die Party direkt an der Severinstorburg schon um 7 Uhr morgens losgegangen. Dieter sei dann irgendwann herunter gekommen, da einige Bekannte aus der Stadt sich angekündigt hatten.

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Illustre Gesellschaft in den Miljö-Zeiten der 80er: Dieter Becker (r.) mit dem legendärem Indianer Akki (l.) aus Frankfurt und Szenegröße namens Bambel.

Karin: „Zum Essen hab ich ihm vom längsten Desch ein paar Kleinigkeiten mitgebracht, dann haben wir zwei Ramazotti getrunken. Und plötzlich fällt der Dieter auf meine Schulter. Ich dachte er hätte einen Zuckerschock. Aber da war er schon tot.“

Kölner Milieu-Kultfigur: Beckers Dieter genoss sein Leben in vollen Zügen

Beckers Dieter. Ein Mann, der sich um seinen Lebenswandel nicht scherte und nichts ausließ. „Er sagte immer: Es kommt nicht darauf an wie lange man lebt, sondern wie man lebt“, so die Witwe.

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Box-Fan Dieter im Ring.

Von Insulinspritzen hielt der Diabetiker, dem man alle Zehen an einem Fuß hatte abnehmen müssen, deshalb nichts, behalf sich nur mit Tabletten. Mit gerade mal 44 Jahren gab es dann die Quittung.

Der Notarzt konnte Beckers Schmal nicht mehr retten. Karin Cöllen weiß es noch wie gestern: „Jugendliche behinderten den Rettungswagen. Es hatte Gerüchte gegeben, dass es eine Schlägerei gegeben habe, aber das war ja Quatsch. Die Wiederbelebungsversuche bei meinem Dieter scheiterten, es war ganz schlimm. Ich denke heute noch daran.“

Kölner Kultfigur Beckers Dieter: Massenauflauf bei der Beerdigung

Wie beliebt er in ganz Deutschland gewesen war, das zeigte sich bei Beckers Beerdigung, zu der einige hunderte Trauergäste angereist kamen.

Karin Cöllen: „Die Beerdigung war Wahnsinn, ich musste doppelt soviel bezahlen, aus ganz Deutschland waren Leute da. Am 16.9. ist er gestorben, am 28.9 wäre er 45 geworden, am gleichen Tag wie Max Schmeling und Brigitte Bardot. Bis heute hängt er als Foto an meiner Wand. Ich werde meinen Dieter niemals vergessen.“