„Letztes bisschen Vertrauen verspielt“Ford-Schock in Köln: Politik reagiert mit Welle der Entrüstung

Der angekündigte Stellenabbau von Ford sorgt in Köln für ein riesiges Echo. Auch aus der Politik kommen entrüstete Reaktionen.

von Niklas Brühl  (nb)

Die Ankündigung von Ford, bis Ende 2027 bis zu 2900 Stellen in Deutschland abbauen zu wollen, hat für eine Welle der Entrüstung gesorgt. In Köln soll der Großteil der angekündigten Stellenstreichungen erfolgen.

Nach Betriebsratsangaben hat Ford in der Domstadt derzeit rund 11.500 Stellen – das hieße, dass dort etwa jede vierte Ford-Stelle gestrichen werden könnte. Aus der Politik erfolgten prompt eindeutige Reaktionen.

Ford-Schock in Köln: Politik zeigt sich entrüstet und verspricht Solidarität

Ford-Manager Marcus Wassenberg sagte, dass man auch für zukünftige Generationen ein starkes Geschäft in Europa betreiben wolle. „Wir müssen daher schwierige, aber entschlossene Maßnahmen zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit von Ford in Europa umsetzen.“

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Das Management untermauerte seinen Appell an die Bundespolitik, die Marktbedingungen zu verbessern. In Deutschland und Europa fehlten „eine konsistente und klare politische Agenda zur Förderung der Elektromobilität“, moniert die Ford-Chefetage.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker reagierte bereits kurz nach des Bekanntwerdens auf die angestrebte Entlassungswelle und nannte die schwerwiegenden Maßnahmen unter anderem „schwer zu ertragen“. Im Laufe des Mittwochnachmittags kamen aus der Kölner Politik noch weitere Reaktionen zusammen – die Parteivertreter zeigten sich dabei entrüstet aufgrund des angekündigten massiven Stellenabbaus.

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Niklas Kienitz, CDU-Fraktionsgeschäftsführer im Kölner Rat, sagt: „Ford ist seit Jahrzehnten ein prägendes Unternehmen für Köln. Die Nachricht vom massiven Stellenabbau ist ein schwerer Schlag – insbesondere für die betroffenen Beschäftigten und ihre Familien, aber auch für den gesamten Wirtschaftsstandort Köln. Als CDU-Fraktion stehen wir solidarisch an der Seite der Menschen, denen nun der Arbeitsplatz-Verlust und damit eine ungewisse Zukunft droht.“

Und weiter: „Wir erwarten, dass Ford seiner Verantwortung gerecht wird und die angekündigten Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen ernsthaft führt. Gemeinsam müssen Lösungen gefunden werden, um die sozialen Härten abzufedern und Perspektiven für die Betroffenen zu schaffen. Die CDU-Fraktion wird sich dafür einsetzen, dass die Stadt Köln im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützend tätig wird. Gleichzeitig appellieren wir ausdrücklich an Bundes- und Landesregierung, die Rahmenbedingungen für die Auto-Industrie zu verbessern und umgehend den Dialog mit Ford aufzunehmen.“

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Christian Joisten, SPD-Fraktionsvorsitzender, sagt: „Das ist ein herber Schlag für den Industriestandort Köln. Wir stehen solidarisch an der Seite der Ford-Beschäftigten und denken an die vielen Familien, die diese schlimmen Nachrichten nun in der Vorweihnachtszeit erreichen. Wir werden gemeinsam mit dem Betriebsrat und den Beschäftigten für die Ford-Arbeitsplätze kämpfen. Die gesamte Automobilbranche in Deutschland ist in Schwierigkeiten und braucht nun Unterstützung, um in diesem Strukturwandel bestehen zu können.“

Und weiter: „Dafür braucht es endlich auch die richtigen Rahmenbedingungen für die Umstellung auf Elektromobilität. Eine schnelle Wiedereinführung der E-Auto-Prämie auf Bundesebene, Investitionen in Forschung und Batterieproduktion durch das Land NRW und einen massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur durch die Stadt Köln. Wir werden uns auf allen Ebenen für dafür einsetzen, dass diese Unterstützung im Strukturwandel endlich kommt und unser industrieller Kern mit seinen Arbeitsplätzen erhalten wird.“

Volker Görzel, FDP-Fraktionsvorsitzender, sagt: „Die Nachricht des massiven Stellenabbaus bei Ford trifft mich persönlich sehr. Nach der Meldung, dass tausende Mitarbeitende mehrere Wochen in Kurzarbeit geschickt werden, ist das für die Angestellten kurz vor der Weihnachtszeit ein noch größerer Schock. Die Rest-Bundesregierung aber insbesondere eine neue Bundesregierung muss sich zur Autoproduktion in Deutschland bekennen und das Auto nicht schlechtreden. Sonst verlieren wir noch weitere tausende Arbeitsplätze. Von Köln erwarte ich, endlich den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität zu forcieren, damit E-Autos attraktiver werden. Solange sich 18 Ämter mit der Genehmigung einer E-Ladesäule beschäftigen, ist die Stadt selbst auch ein Standortproblem für E-Mobilität und Absatzschwäche.“

Auch Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kölner Rat, meldete sich zu Wort: „Die schlechten Nachrichten bei Ford reißen nicht ab. Falsche Entscheidungen des Managements werden schon wieder auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen. Diesen Menschen und ihren Familien raubt man die Sicherheit und verspielt das letzte bisschen Vertrauen. Wir stehen solidarisch an der Seite der Beschäftigten, der Betriebsräte und Gewerkschaften. Die Probleme von Ford zeigen: Es ist jetzt höchste Zeit, dass auf Bundesebene die nötigen Voraussetzungen für eine umfassende Förderung von E-Mobilität geschaffen werden.“