Die Kölner Ford-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen sind extrem sauer und frustriert. Es geht um ihre Jobs.
Totaler Ford-Frust in KölnHarkan vom Fließband wird deutlich: „Fühlen uns verarscht“

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Ford-Mitarbeitende auf dem Weg zur Betriebsversammlung am 12. März 2025
Am Mittwochmorgen (11. März 2025) hatte sich die Belegschaft von Ford zu Tausenden bei der Betriebsversammlung versammelt.
Die Ankündigung der US-Mutter, in Zukunft die umfangreiche Bürgschaft für die deutsche Tochter einzuschränken, hatte für beträchtliche Unsicherheit gesorgt. Vor dem Werkstor war die Besorgnis der Beschäftigten deutlich spürbar. Nur wenige wollten öffentlich sprechen, ihren Namen preisgeben oder fotografiert werden.
Ford-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen sind sauer und frustriert
Die Verunsicherung ist groß: „Man habe einfach Angst um seinen Job und ob es hier überhaupt noch eine Perspektive gibt“, erklärte Thomas, ein Mitarbeiter, der seit einem Vierteljahrhundert in der Produktentwicklung tätig ist, gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
In diesem Bereich, der einstmals das Herzstück für die zukünftigen Ford-Modelle war, werden besonders drastische Kürzungen sichtbar. Von den anfänglich 4000 Beschäftigten sind bereits 1700 Stellen gestrichen worden, und dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Zukünftig sollen weitere 600 Arbeitsplätze wegfallen.
„Für Ford zu arbeiten, war immer mein Wunsch und ich habe mich dem Unternehmen immer sehr eng verbunden gefühlt. Jetzt kann man sich von der Geschäftsführung nur noch verraten fühlen“, äußerte Thomas seine tief greifende Enttäuschung.
Die Entwicklung zeigt, wie gravierend die Umstrukturierungen bei Ford derzeit wirken, und lässt die Zukunft vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Ungewissen.
Seid ihr Mitarbeiter oder Mitarbeiterin bei Ford? Wie sind eure Gedanken? Schickt uns hier eure Meinung:
„Uns wird durch den Wegfall der weitreichenden Bürgschaften hier am Standort die Grundlage entzogen, das ist einfach furchtbar“, sagt Frank Koch, der seit 27 Jahren bei Ford im Ersatzteilzentrum arbeitet.

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Ford-Mitarbeiter Frank Koch
Auch Christian, seit rund zehn Jahren bei Ford in der IT, stellt seine Zukunft beim Kölner Autobauer mittlerweile grundsätzlich in Frage: „Ich habe zwei Kinder und ein Haus abzubezahlen. Ich kann mir nicht mehr sicher sein, dass es für mich hier eine Zukunft gibt.“
Harkan, seit 1995 am Fließband, fühlt sich von den „Chefs schlicht verarscht“. „Es ist wie in einer Ehe — wenn es zuende geht, zeigt sich das wahre Gesicht.“

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Ford-Mitarbeiterin Jessica
Jessica, seit 24 Jahren bei Ford in der Produktentwicklung, sagt: „Wir lassen uns hier nicht unterkriegen. Wir haben gute Produkte, auf die wir stolz sein können. Wir haben Angst, aber wir werden kämpfen – oder wie Henry Ford gesagt hat, ‚Trotzdem vorwärts‘.“
„Die Kündigung der Patronatserklärung ist unverantwortlich“, sagt Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka. Ohne eine klare Unternehmensstrategie werde es Ford in Deutschland schwerfallen, langfristig stabile Gewinne zu erzielen. „Alles wird nur noch in den USA entschieden.“ (red)