Thriller-König Sebastian Fitzek thematisiert eine eher seltene Phobie in seinem neuesten Werk. Und es gibt noch mehr skurril anmutende Ängste, die für Betroffene freilich die Hölle sind.
SantaclausophobieHat Thriller-König Sebastian Fitzek etwa Angst vorm Weihnachtsmann?
Sobald Olivia Rauch im Autoradio „Last Christmas“ hört, bekommt sie Schnappatmung. Der Anblick eines Weihnachtsmannes jagt ihr einen größeren Schrecken ein als Godzilla. Die Protagonistin in Sebastian Fitzeks neuem Thriller „Kalendermädchen“ leidet unter „Santaclausophobie“ (Angst vor Weihnachten).
Auch Thriller-Königin Charlotte Link macht in ihrem aktuellen Bestseller „Dunkles Wasser“ eine Phobie zum Thema: Gephyrophobie (Angst vor Brücken). Nur Fiktion oder gibt es solche skurrilen Phobien wirklich?
Weihnachtsphobie? Die gibt's – wie Sebastian Fitzek erklärt
Ja, diese Ängste treiben in der Tat Menschen um. Aber wie kommt man auf so etwas Abgefahrenes wie eine Weihnachtsphobie? Sebastian Fitzek: „Die Grundidee war, dass ich etwas an sich Schönes wie Weihnachten in das Gegenteil umwandele, das Grauen in die schöne Umgebung einziehen lasse.“
Der Thriller fußt dieses Mal auf der real existierenden Tradition des lebendigen Adventskalenders mit gegenseitigen Besuchen. Doch bei Fitzek schleicht sich ein Psychopath darunter und zwingt eine junge Frau, einen Adventskalender des Grauens zu öffnen.
Auch interessant: ARD-Serienstar – sein wahres Flüchtlingsschicksal ist dramatischer als jeder Film
Da sei es naheliegend gewesen, in die Handlung eine „Person einzubauen, die durch alles, was mit Weihnachten zu tun hat, getriggert wird, unter einer Santaclausophobie leidet“.
Er selbst sei allerdings das genaue Gegenteil von seiner Protagonistin, schmunzelt er. „Ich liebe Weihnachten. Und für mich kann der Schmuck gar nicht kitschig genug sein, da schleppe ich aus dem Baumarkt zum Entsetzen meiner Frau auch schon mal einen riesigen Weihnachtswichtel oder aufblasbaren Schneemann an.“
Was sind seine größten Ängste? „Als Kind hatte ich – ‚Aktenzeichen XY... Ungelöst‘ sei Dank – panische Angst davor, entführt zu werden. Heute ist meine größte Angst, dass durch einen fahrlässigen Fehler von mir, etwa bei einem Unfall, ein Mensch sein Leben lang leiden muss.“
Sebastian Fitzek habe jedoch einige Menschen im Bekanntenkreis, die unter echten Angststörungen und Panikattacken leiden, sagt er. Und selbst wenn die Phobien erst mal kurios klingen: In der Haut derjenigen, die darunter leiden, möchte man nun überhaupt nicht stecken ...
Erdnussbutter, Knöpfe, Bauchnabel: Diese Phobien gibt es wirklich
- Alektorophobie: Angst vor Hühnern oder Geflügel
- Allodoxaphobie: Angst vor anderen Meinungen
- Arachibutyrophobie: Angst, dass Erdnussbutter am Gaumen kleben bleibt
- Blennophobie: Angst vor Schleim
- Cacophobie: Angst vor Hässlichkeit
- Cyberphobie: Angst vor Computer -(arbeit)
- Diagraphephobie: Angst davor, Dateien zu löschen
- Ephebiphobie: Angst vor jungen Menschen
- Gamophobie: die Angst vor der Ehe/Heirat
- Gelotophobie: Angst vor dem Ausgelachtwerden
- Gerascophobie: Angst vor dem Altern
- Hexakosioihexekontahexaphobie: Angst vor der mystisch belasteten Zahl 666
- Hypnotopophobie: Angst, ins Bett zu gehen
- Koumpounophobie: Angst vor Knöpfen/Kleidung
- Lepidopteraphobie: Angst vor Schmetterlingen
- Mageirocophobie: Angst vor dem Kochen
- Nomophobie: Angst, ohne Mobiltelefon zu sein
- Oikophobie: Angst vor Hausgegenständen
- Omphalophobie: Angst vor Bauchnabeln
- Ombrophobie: Angst vor Regen und davor, nass zu werden
- Paraskavedekatriaphobie: Angst vor Freitag dem 13.
- Pediophobie: Angst vor Puppen
- Pogonophobie: Angst vor Bärten und Bartträgern
- Spektrophobie: Angst vor Spiegeln bzw. Spiegelflächen
- Thalassophobie: Angst vorm Baden, auch in der Wanne
- Triskaidekaphobie: Angst vor der Zahl 13
- Xanthophobie: Angst vor der Farbe Gelb oder gelben Dingen
Keine Angst vor der Phobie – viele sind heilbar
15 bis 20 Prozent der Deutschen leiden im Laufe ihres Lebens an eigentlich behandlungsbedürftigen Panikattacken oder Phobien, also an übermäßige und irrationale Angstreaktion auf bestimmte Situationen, Objekte oder Tiere. Arachnophobie (Spinnenangst), Klaustrophobie (Angst vor geschlossenen Räumen) oder soziale Phobie werden am häufigsten diagnostiziert.
Viele Menschen versuchen erst einmal, die angstauslösenden Situationen zu vermeiden. Aber wie soll man es zum Beispiel schaffen, jede Brücke zu meiden? Durch eine Kombination aus Therapie und Medikamenten könnten viele Phobien schnell geheilt werden. Aber: „Die Abstufungen sind groß, reichen von etwas unangenehm bis hin zu Panikattacken“, erklärt Andreas Pelzer, Leitender Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Münster, in einem Interview.