SantaclausophobieHat Thriller-König Sebastian Fitzek etwa Angst vorm Weihnachtsmann?

Thriller-König Sebastian Fitzek thematisiert eine eher seltene Phobie in seinem neuesten Werk. Und es gibt noch mehr skurril anmutende Ängste, die für Betroffene freilich die Hölle sind.

von Andrea Kahlmeier  (ak)

Sobald Olivia Rauch im Autoradio „Last Christmas“ hört, bekommt sie Schnappatmung. Der Anblick eines Weihnachtsmannes jagt ihr einen größeren Schrecken ein als Godzilla. Die Protagonistin in Sebastian Fitzeks neuem Thriller „Kalendermädchen“ leidet unter „Santaclausophobie“ (Angst vor Weihnachten).

Auch Thriller-Königin Charlotte Link macht in ihrem aktuellen Bestseller „Dunkles Wasser“ eine Phobie zum Thema: Gephyrophobie (Angst vor Brücken). Nur Fiktion oder gibt es solche skurrilen Phobien wirklich?

Weihnachtsphobie? Die gibt's – wie Sebastian Fitzek erklärt

Ja, diese Ängste treiben in der Tat Menschen um. Aber wie kommt man auf so etwas Abgefahrenes wie eine Weihnachtsphobie? Sebastian Fitzek: „Die Grundidee war, dass ich etwas an sich Schönes wie Weihnachten in das Gegenteil umwandele, das Grauen in die schöne Umgebung einziehen lasse.“

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Der Thriller fußt dieses Mal auf der real existierenden Tradition des lebendigen Adventskalenders mit gegenseitigen Besuchen. Doch bei Fitzek schleicht sich ein Psychopath darunter und zwingt eine junge Frau, einen Adventskalender des Grauens zu öffnen.

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Da sei es naheliegend gewesen, in die Handlung eine „Person einzubauen, die durch alles, was mit Weihnachten zu tun hat, getriggert wird, unter einer Santaclausophobie leidet“.

Er selbst sei allerdings das genaue Gegenteil von seiner Protagonistin, schmunzelt er. „Ich liebe Weihnachten. Und für mich kann der Schmuck gar nicht kitschig genug sein, da schleppe ich aus dem Baumarkt zum Entsetzen meiner Frau auch schon mal einen riesigen Weihnachtswichtel oder aufblasbaren Schneemann an.“

Was sind seine größten Ängste? „Als Kind hatte ich – ‚Aktenzeichen XY... Ungelöst‘ sei Dank – panische Angst davor, entführt zu werden. Heute ist meine größte Angst, dass durch einen fahrlässigen Fehler von mir, etwa bei einem Unfall, ein Mensch sein Leben lang leiden muss.“

Sebastian Fitzek habe jedoch einige Menschen im Bekanntenkreis, die unter echten Angststörungen und Panikattacken leiden, sagt er. Und selbst wenn die Phobien erst mal kurios klingen: In der Haut derjenigen, die darunter leiden, möchte man nun überhaupt nicht stecken ...

Erdnussbutter, Knöpfe, Bauchnabel: Diese Phobien gibt es wirklich

  1. Alektorophobie: Angst vor Hühnern oder Geflügel
  2. Allodoxaphobie: Angst vor anderen Meinungen
  3. Arachibutyrophobie: Angst, dass Erdnussbutter am Gaumen kleben bleibt
  4. Blennophobie: Angst vor Schleim
  5. Cacophobie: Angst vor Hässlichkeit
  6. Cyberphobie: Angst vor Computer -(arbeit)
  7. Diagraphephobie: Angst davor, Dateien zu löschen
  8. Ephebiphobie: Angst vor jungen Menschen
  9. Gamophobie: die Angst vor der Ehe/Heirat
  10. Gelotophobie: Angst vor dem Ausgelachtwerden
  11. Gerascophobie: Angst vor dem Altern
  12. Hexakosioihexekontahexaphobie: Angst vor der mystisch belasteten Zahl 666
  13. Hypnotopophobie: Angst, ins Bett zu gehen
  14. Koumpounophobie: Angst vor Knöpfen/Kleidung
  15. Lepidopteraphobie: Angst vor Schmetterlingen
  16. Mageirocophobie: Angst vor dem Kochen
  17. Nomophobie: Angst, ohne Mobiltelefon zu sein
  18. Oikophobie: Angst vor Hausgegenständen
  19. Omphalophobie: Angst vor Bauchnabeln
  20. Ombrophobie: Angst vor Regen und davor, nass zu werden
  21. Paraskavedekatriaphobie: Angst vor Freitag dem 13.
  22. Pediophobie: Angst vor Puppen
  23. Pogonophobie: Angst vor Bärten und Bartträgern
  24. Spektrophobie: Angst vor Spiegeln bzw. Spiegelflächen
  25. Thalassophobie: Angst vorm Baden, auch in der Wanne
  26. Triskaidekaphobie: Angst vor der Zahl 13
  27. Xanthophobie: Angst vor der Farbe Gelb oder gelben Dingen

Keine Angst vor der Phobie – viele sind heilbar

15 bis 20 Prozent der Deutschen leiden im Laufe ihres Lebens an eigentlich behandlungsbedürftigen Panikattacken oder Phobien, also an übermäßige und irrationale Angstreaktion auf bestimmte Situationen, Objekte oder Tiere. Arachnophobie (Spinnenangst), Klaustrophobie (Angst vor geschlossenen Räumen) oder soziale Phobie werden am häufigsten diagnostiziert.

Viele Menschen versuchen erst einmal, die angstauslösenden Situationen zu vermeiden. Aber wie soll man es zum Beispiel schaffen, jede Brücke zu meiden? Durch eine Kombination aus Therapie und Medikamenten könnten viele Phobien schnell geheilt werden. Aber: „Die Abstufungen sind groß, reichen von etwas unangenehm bis hin zu Panikattacken“, erklärt Andreas Pelzer, Leitender Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Münster, in einem Interview.