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Flug ewig verzögertKölnerin (35) stinksauer nach Klima-Protest – und jetzt „keine Aussicht auf Erfolg“

Menschen sitzen in einem Flughafen-Gate.

Die Passagierinnen und Passagiere des Flugs von Sofia nach Köln haben die Nacht von Mittwoch (24. Juli) auf Donnerstag komplett im Flughafen in Bulgarien verbracht.

Die Kölnerin Julia T. ist eine der Leidtragenden des Klima-Protests am Flughafen Köln/Bonn.

von Adnan Akyüz  (aa)

Den Flug von Sofia (Bulgarien) nach Köln am Donnerstag (24. Juli) wird Julia T. (35) wohl lange nicht vergessen. Nach mehreren Verspätungen aufgrund des Klimaprotestes am Köln/Bonner Flughafen ist die Kölnerin mit über 13 Stunden Verspätung angekommen. Jetzt ist sie stinksauer auf die Fluggesellschaft Ryanair.

Der Ryanair-Flug FR4453 aus Sofia sollte ursprünglich um 23.05 Uhr in Köln landen, angekommen ist er aber erst um 12.12 Uhr am nächsten Tag. Was die Biochemikerin Julia T. erlebt hat, erzählt sie bei EXPRESS.de.

Ryanair-Flug von Sofia nach Köln hat über 13 Stunden Verspätung

Insgesamt hat sich Julia T. dreimal auf den Weg zum Flughafen Sofia gemacht. „Der Flug wurde ständig verschoben. Erst hieß es 1.20 Uhr, dann 2.55 Uhr, dann 5.25 Uhr, dann 5.55 Uhr, dann 7.15. Wir sind dann irgendwann um 10 Uhr losgeflogen“, berichtet sie.

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Kurios: Die rund 180 Reisenden, darunter auch viele Kinder, saßen zwischendurch schon im Bus vom Gate zum Flieger. „Dann mussten wir aber aussteigen und wieder warten. Das hat einige sehr geärgert, die teilweise sehr aggressiv geworden sind. Genauso verärgert hat alle, dass wir keine offizielle Auskunft bekommen haben. Es hat sich aber rumgesprochen, dass der Pilot und die Crew eine Ruhezeit einlegen müssen“, sagt Julia T., die in Bulgarien jemanden besucht hat.

Über „Flightradar“, einer Anwendung für die Einsicht von Flugdaten, habe sie gesehen, dass das Flugzeug erst nach 4 Uhr morgens Richtung Sofia gestartet sei. „Schon da hätte die Fluggesellschaft doch wissen müssen, dass es eine Ruhezeit geben muss und uns informieren können“, ärgert sie sich. Manche seien schon seit 19 Uhr am Flughafen gewesen.

Aufgrund der ganzen Reisestrapazen sagt sie jetzt: „Wären wir rechtzeitig informiert worden, hätte ich umgebucht und wäre an einem anderen Tag geflogen. Wegen der vielen Verschiebungen wurde uns auch kein Hotel, das uns in so einer Situation zustehen müsste, nicht angeboten. Wir haben nur ein paar Snacks und Wasser bekommen.“

Eine Frau hält Schokoweckchen und Wasser in der Hand.

Julia T. zeigt die Verpflegung, sie während der Verspätung des Flugs von Sofia nach Köln bekommen hat.

Auf Anfrage von EXPRESS.de erklärt Ryanair, dass es „aufgrund der unerwarteten Schließung des Kölner Flughafens, die von einer kleinen Gruppe von Demonstrantinnen und Demonstranten verursacht wurde, der geplante Start des Flugzeugs verhindert“ wurde. Reisende seien durchgehend per E-Mail, SMS und Push-Nachrichten informiert worden, so ein Sprecher. Aufgrund der Länge der Verzögerung in Köln habe die Crew die erlaubte Arbeitszeit bei der Ankunft in Sofia erreicht. Der Start des Flugs sei laut des Sprechers dann weiter verzögert worden, „während wir die Crew ersetzt haben.“

Ryanair entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten, die „aufgrund der unerwarteten Schließung des Kölner Flughafens, die außerhalb unserer Kontrolle aufgetreten“ seien. Der Sprecher stellt auch klar, dass die betroffenen Reisenden keinen Anspruch auf eine Kompensation nach den EU-Richtlinien hätten.

Eine digitale Tafel zeigt die Ankunftszeiten von Flugzeugen.

Der Flug von Sofia nach Köln ist am Donnerstag mit 13 Verspätung gelandet, wie in der obersten Zeile der Auskunftstafel des Flughafens Köln/Bonn zu lesen ist.

Die Kölnerin Julia T. hat bei „flightright“ nach einer Entschädigung erkundigt. Der Dienstleister, der gegen Gebühr die Kompensation bei Flugausfällen oder Verspätungen für Reisende einholt, habe ihr mitgeteilt, dass ihr keine Entschädigung zustehe. „Mein Flug sei nicht anspruchsberechtigt, da es keine Aussicht auf Erfolg gebe, wurde mir gesagt“, erklärt die Kölnerin.


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Noch am Donnerstag hatte Claudia Brosche, Fluggastrechtsexpertin bei „Flightright“ erklärt, dass die Rechte der Fluggäste gemäß der Fluggastrechtsverordnung bestehen bleiben würden, obwohl es sich bei den Protesten Letzten Generation‘ am Flughafen Köln/Bonn „aller Wahrscheinlichkeit nach um einen außergewöhnlichen Umstand“ handelt, wie Brosche schilderte.

Julia T. will jetzt jedenfalls mit anderen Reisenden des Fluges Kontakt aufnehmen und schauen, ob sie rechtlich eine Chance hat, noch eine Entschädigung zu bekommen. „Ich habe einen halben Tag Urlaub nehmen müssen und habe die ganze Nacht nicht geschlafen“, ärgert sie sich.