Köln/BonnFlughafen will Kontrollen selbst übernehmen – Verdi läuft Sturm gegen Arbeitsbedingungen

Warteschlangen im Flughafen Köln/Bonn.

Seit Wochen gleichen sich die Bilder: lange Warteschlangen im Flughafen Köln/Bonn, wie hier am 30. Juni 2022.

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Sicherheitsdienstes am Flughafen Köln/Bonn sind derzeit wahrlich nicht zu beneiden. Der Flughafen selbst möchte sich nun an der Arbeit beteiligen.

Als Konsequenz aus den langen Warteschlangen will sich der Flughafen Köln/Bonn bei den Sicherheitskontrollen selbst mit einbringen.

„Wir als Flughafen sind bereit, bei den Kontrollen Verantwortung zu übernehmen. Das heißt auch, dass wir mitentscheiden können und Einfluss auf die Organisation der Kontrollen bekommen müssten“, sagte Flughafen-Chef Thilo Schmid dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Samstag (16. Juli 2022).

Flughafen Köln/Bonn will sich bei den Sicherheitskontrollen einbringen

Auch eine vom Flughafen gestellte Infrastruktur könne dabei helfen. „Wir sind in dem Zusammenhang bereit, selbst auch in technische Ausrüstung zu investieren, um die Abläufe auch dadurch zu beschleunigen“, führte Schmid aus.

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„Wir haben eine große Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Dienstleistern und könnten diese auch einbringen. Was die Planung, Steuerung und das Monitoring angeht, haben wir viel Expertise.“

Bislang stehen die Sicherheitskontrollen unter Aufsicht der Bundespolizei und sind weitgehend an private Dienstleister ausgelagert – unter anderem an Securitas. Auch am Freitag, 15. Juli, kam es wieder zu langen Warteschlangen im Flughafen Köln/Bonn. Die Fluggäste standen vor dem Sicherheitscheck bis zum Terminal 2 an.

Flughafen Köln/Bonn: Verdi läuft Sturm gegen Arbeitsbedingungen

Für Özay Tarim, Gewerkschaftssekretär bei Verdi, unzumutbare Zustände: „Die Fluggäste und unsere Kolleginnen und Kollegen in der Fluggastkontrolle werden täglich durch den erheblichen Personalmangel bei Securitas in Geiselhaft genommen.“

Für Securitas sei es aber ein lukratives Geschäft mit dieser Luftsicherheitsaufgabe, sagt Tarim: „Seit dem 1. Juli wird nämlich der Sicherheitsdienstleister am Flughafen Köln/Bonn vom Staat nach abgefertigten Fluggästen vergütet. Das heißt übersetzt: Mit wenig Personal viele Fluggäste abfertigen, bringt mehr Geld in die Kasse von Securitas.

Es spielt anscheinend für die Bundespolizei und Securitas dabei keine Rolle, dass durch den Personalmangel die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer Kolleginnen und Kollegen massiv gefährdet ist.“

Der Krankenstand von circa 24 Prozent sei das Ergebnis der gewinnorientierten Luftsicherheitsaufgabe. Die richtige Antwort der Beschäftigten auf diese Missstände seien bislang 160 Überlastungsanzeigen. „Die Arbeitsschutzbehörde ist eingeschaltet und war auch schon vor Ort gewesen“, sagt Özay Tarim gegenüber EXPRESS.de. (nb/dpa)