Die Belegschaft von Ford in Köln wird zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft IG Metall befürchtet weiteren Stellenabbau.
Ford in KölnIG Metall ruft zum Streik auf – Streit um höhere Abfindungen eskaliert

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Das Ford-Werk in Köln-Niehl, hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2021.
Es brodelt wieder im Werk in Köln-Niehl. Die Gewerkschaft IG Metall hat die Beschäftigten des Autobauers Ford ab Dienstagabend (1. April 2025) zum Streik aufgerufen.
Der Streit über einen geplanten Personalabbau erreicht eine weitere Eskalationsstufe. Nachdem das Management die Gewerkschaftsforderung nach hohen Abfindungen und einem „insolvenzgeschützten Sicherheitsnetz“ abgelehnt hatte, rief die IG Metall zu Arbeitsniederlegungen in Köln auf.
Köln: IG Metall ruft Ford-Belegschaft ab Dienstag (1. April) zum Streik auf
Es geht um Nacht-, Früh- und Spät-Schichten, die vom späten Dienstagabend bis Donnerstag geplant sind.
Mit den Warnstreiks werde gezeigt, dass die Belegschaft geschlossen hinter den Forderungen der IG Metall stehe, hieß es von der Gewerkschaft. Die Geschäftsführung müsse sich in den Verhandlungen zu einem Sozialtarifvertrag deutlich auf die Gewerkschaft zubewegen.
„Wir fordern nach wie vor ein nachhaltiges Zukunftskonzept für die Kölner Standorte und den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze, aber wir brauchen auch ein Insolvenzgeschütztes Sicherheitsnetz“, sagte der IG-Metall-Sprecher von Ford in Köln, David Lüdtke, der „Deutschen Presse-Agentur“.
„Die Kündigung der Patronatserklärung hat das Vertrauen unserer Kolleginnen und Kollegen in das Unternehmen nachhaltig erschüttert.“
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Mit der Patronatserklärung ist eine Art Bürgschaft gemeint, welche der US-Mutterkonzern seiner defizitären Deutschlandtochter ab 2006 gewährt hatte. Kürzlich hatte die US-Mutter eine dicke Finanzspritze gegeben, um den Schuldenberg der Deutschlandtochter großteils abzutragen, und zugleich besagte Patronatserklärung beendet. Dadurch ist nun eine Insolvenz der Deutschlandtochter möglich.
Nun fordert die IG Metall, dass die Ford Motor Company als Mutterkonzern den Kölner Beschäftigten einen Insolvenzschutz gewährt.
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Die Ford-Werke GmbH hat betriebsbedingte Kündigungen bis 2032 zwar ausgeschlossen. Inzwischen zeigt sich aber, dass die Jobs nicht so sicher sind wie gedacht: Im Falle einer Insolvenz könnten sie trotzdem verloren gehen.
Das Management betont, dass man auch künftig auf die Deutschlandtochter setze - das zeige ja die Bereitstellung von mehreren Hundert Millionen Euro für einen Geschäftsplan, mit dem das Ruder herumgerissen werden soll. Der Wegfall der Patronatserklärung sei ein Schritt zurück zur Normalität und keineswegs Ausdruck von mangelndem Ford-Engagement in Europa. Keine andere Ford-Tochter habe so eine Patronatserklärung.
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Ford hat im vergangenen Jahr zwei in Köln hergestellte Elektro-Geländewagen auf den Markt gebracht, deren Verkauf deutlich hinter den Erwartungen liegt. Ein Sprecher von Ford Deutschland sagte, man respektiere, dass die Belegschaft von ihrem Recht auf Warnstreiks Gebrauch mache. „Wir setzen uns weiterhin dafür ein, gemeinsam mit unseren Sozialpartnern schnellstmöglich ausgewogene und faire Lösungen zu finden.“
Ein Teil der Kölner Ford-Belegschaft ist bis Mai an bestimmten Tagen in Kurzarbeit, in der Warnstreik-Zeit ist das aber nicht der Fall. Insgesamt hat Ford in der Domstadt noch etwa 11.500 Beschäftigte. Das Unternehmen hat schon eine Schrumpfung hinter sich, 2018 waren es noch knapp 20.000 Beschäftigte. (dpa)