Ein halbes Jahrhundert setzte Jean Paul Gaultier in der Modewelt Akzente. Eine Show über sein Leben beweist das. Die schrille Revue mit vielen Kostümen und Musik sollte auch in die Lanxess-Arena kommen.
Jean Paul GaultierSechs Arena-Shows der Mode-Ikone gestrichen – Veranstalter reagiert ehrlich
Exzentrisch, skandalös, provokant, übermütig. Mode-Ikone Jean Paul Gaultier (72) erwarb sich schon frühzeitig den Ruf, das Enfant terrible der französischen Mode zu sein. Er wollte stets anders sein. Im Frühjahr 2020 präsentierte der Designer seine letzte Modenschau. Kreativ blieb er trotzdem.
Nach 50 Jahren Meisterleistungen auf dem Laufsteg hat sich der Künstler einen anderen Traum erfüllt. In seiner „Fashion Freak Show“ blickt Gaultier auf sein Leben und sein schrilles Schaffen zurück. Die Show ist eine Mischung aus Revue, Pop-Konzert, Tanz und Cabaret auf dem Catwalk. Ein mitunter verwirrendes Spektakel für die Augen, nicht nur wegen der Kostüme.
„Fashion Freak Show“: Revue über das Leben von Jean Paul Gaultier
Vom 17. bis 21. Juli 2024 sollte die „Fashion Freak Show“ gleich sechsmal in der Lanxess-Arena steigen. Köln rund um den CSD war als die perfekte Station für das Spektakel auserkoren. Doch daraus wird nichts.
„Leider müssen wir die Absage bekannt geben“, teilte der Veranstalter mit. „Aufgrund des schlechten Ticketvorverkaufs wird das Gastspiel ersatzlos abgesagt. Wir bedauern mitteilen zu müssen, dass unter solchen Bedingungen diese aufwendige Produktion wirtschaftlich einfach nicht umsetzbar ist.“
Die Show führt das Publikum durch das turbulente, aufsehenerregende Leben des Designers. Zu sehen gibt es die typischen gestreiften Matrosenpullover, Röcke für Männer, Korsette und Kegel-BHs, wie sie Madonna berühmt gemacht hat.
Dazu gibt es zahlreiche Hits zu hören – von Disco bis Funk, von Pop bis Rock, von New Wave bis Punk. Kult-Hits wie „Karma Chameleon“, „Sweet Dreams“, „Let's dance“, „Le Freak“, „Relax“ oder „Bohemian Rhapsody“ treiben das Programm an. Ein großes Ensemble aus Schauspiel, Tanz und Akrobatik veranstaltet auf der Bühne einen Zirkus der Mode.
Doch Köln wird nicht in den Genuss des Spektakels kommen. „Es tut uns sehr leid und wir bitten um Verständnis. Tickets können dort zurückgegeben werden, wo sie gekauft wurden“, lautet die Mitteilung. Auch die Termine vom 10. bis 14. Juli in der Wiener Stadthalle wurden gestrichen.
Gaultier hat für die Revue Hunderte von neuen, exklusiven Outfits entworfen und hat natürlich auch nicht vergessen, seine legendärsten und berühmtesten Kreationen hinzuzufügen. Über 400 Outfits stecken in der Show. Kylie Minogue oder Lady Gaga ließen sich nicht grundlos vom Künstler einkleiden. Entstanden ist ein (s)exzessives Varieté-Programm mit viel nackter Haut.
„Mich hat neben Mode auch immer schon Show und Theater interessiert. Damit erfülle ich mir einen Lebenstraum“, sagt der Franzose. Unter dem Motto „Plastic Fantastic“ werden im Programm Schönheits-OPs kritisiert. Auch der Aids-Tod von Gaultiers großer Liebe Francis Menuge kommt vor, ehe im Publikum Kondome verteilt werden.
Der etwas sperrige Titel kommt daher, dass aus Gaultiers Sicht in der Branche extrem viele Freaks unterwegs sind. „Ich denke, für die meisten Menschen sind Freaks, diejenigen, die nicht wie die anderen sind. Mode ist auch eine Reflexion der Society. Es ist unsere Aufgabe, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Wenn man im Modebusiness anfängt, muss man die Regel brechen, sonst ist man zu langweilig. Das brachte auch viel Neid, aber ich wollte nicht langweilig sein“.
Jean Paul Gaultier: „Ich wollte nicht langweilig sein“
Dennoch sei nach 50 Jahren der perfekte Schlussstrich gezogen. „Wenn man jung ist, hat man viel zu sagen. Im Alter nicht mehr, das ist normal. Jetzt fühle ich mich zu alt dafür. Nicht nur für die Provokation, sondern auch dafür, neue Trends zu setzen“. Alles, was er sich als Kind erträumt habe, sei in Erfüllung gegangen. Inzwischen kreiert er nur noch Parfums.
„Ein Look sagt viel über eine Person aus. Sich eigenwillig zu kleiden, das erfordert Mut. Denn es ruft Hater genauso auf den Plan wie Bewundernde“, sagt der 72-Jährige. „Ich mochte immer das Rebellische.“ Diversität und Originalität standen für den Mode-Schöpfer stets ganz oben. Deshalb wurde er auch gerne als „Rockstar der Designer“ bezeichnet.
Dabei verrät er, dass er privat eher langweilig unterwegs sei. „Ich bin eigentlich furchtbar konservativ. Mein Leben ist recht einfach: Essen, schlafen und hoffentlich wieder aufwachen. Ich habe gesagt, was zu sagen ist“.