Die Domstürmer waren vor der neuen Session besonders kreativ und haben vier neue Titel veröffentlicht. Einer davon hat das Zeug zum neuen Karnevalsohrwurm.
Ernstes Thema im neuen SongKölner Sänger findet kritische Worte – „die ganze Stadt kuscht“
Sie sind echte Dauerbrenner auf Kölns Bühnen und absolvieren in der anstehenden Karnevalssession wieder über 200 Auftritte. In diesem Jahr sind die Domstürmer volljährig geworden.
Passend zu ihrem besonderen Geburtstag hat die Band einen äußerst kreativen Lauf. Gleich mit vier neuen Songs geht es in die Session. Während auf dem Sampler „Kölsch & Jot 2025“ die Schunkelnummer „Fastelovend“ zu finden ist, sind die Domstürmer bei „Kölsch für alle – Runde 3“ mit der Rockhymne „Et es wie et es“ vertreten.
Domstürmer haben gleich vier neue Songs gleichzeitig veröffentlicht
Darüber hinaus hat die Band die kölsche Ballade „Heimatstadt“ und den Song „Wunsch ist Wunsch“ als digitale Singles veröffentlicht. Letztere Nummer, die auf keinem Sampler vertreten ist, räumt bereits vor der Session mächtig ab.
„Witzigerweise entpuppt sich die vermeintlich musikalisch einfachste Nummer unserer vier neuen Songs beim Publikum zum absoluten Ohrwurm“, sagt Sänger Micky Nauber im EXPRESS.de-Gespräch. „Zuletzt ist uns 2016 mit ‚Ohne Dom, ohne Rhing, ohne Sunnesching‘ solch ein Ohrwurm gelungen. Da haben auch direkt alle mitgesungen.“
Welche Geschichte steckt hinter „Wunsch ist Wunsch“? Micky Nauber: „Wir haben gefühlt alles in unserer Gesellschaft im Überfluss, dennoch fühlen sich immer mehr Menschen auf der Welt allein und einsam. Gerade junge Menschen haben außerhalb der digitalen Welt Probleme, Beziehungen einzugehen, obwohl sie sich danach sehnen.“
Aus den Gedanken ist der neue Sessionstitel entstanden. „Die Geschichte ist ganz einfach. Stell dir vor, du sitzt allein am Rhing und plötzlich kommt eine Fee vorbei und fragt dich nach deinem Wunsch und du sagst: Ich wünsche mir eine Nacht mit dir. Wie diese Nacht aussieht, kann jeder für sich interpretieren. Das Happy End des Songs ist, dass er später der Fee einen Wunsch erfüllen möchte und sie sagt: ‚Ich wünsche mir, dass du dir nochmal das Gleiche wünschst, denn auch ich möchte nicht mehr allein sein.‘“
Die Botschaft ist zwar einfach, aber enorm wichtig: „Geht mehr aufeinander zu und redet miteinander. Es muss niemand allein sein“, betont Nauber. Mit dem Song könnte den Domstürmern ein absoluter Ohrwurm gelungen sein. „Wir sind eine Band, die sehr viel im Karneval spielt, daher erreichen wir in der Session rund 700.000 Menschen. Dadurch haben wir zwar eine enorme Plattform, aber man braucht auch den richtigen Titel.“
Die große Stärke der Domstürmer sind ihre Live-Auftritte: „Oft versucht man im Studio alles so perfekt wie möglich zu machen, auf der Bühne ist man aber perfekt unvollkommen. Das ist so, als wenn du beim Liebesakt vor den Bettpfosten knallst. Das ist zwar nicht brauchbar für ein schönes Erotikvideo, aber der Moment ist echt. Und so ist es auch bei unseren Auftritten – da steht die Leidenschaft und nicht die Perfektion im Mittelpunkt.“
Am 11. im 11. startet die Band in ihre 19. Session. „Früher war der Karneval strenger und die Präsidenten gnadenloser“, sagt der Frontmann. „Bei einem unserer ersten Auftritte im Gürzenich, der noch nicht so gut war, wurden wir sieben Jahre lang nicht mehr von der Gesellschaft gebucht. Da hieß es dann nur: ‚Beweist erstmal, ob ihr das Zeug für unsere Sitzung habt.‘“
Micky Nauber wünscht sich mehr Miteinander in Köln
Aber nicht nur das Können stand im Fokus, sondern auch die Kleidung. „Mit dreckigen Turnschuhen hatte man überhaupt keine Chance.“ Nauber hat zudem den Eindruck, dass es von allem zu viel gibt. „Wir haben Vereine, bei denen wir jedes Jahr auf der Bühne stehen. Denen sagen wir, dass sie doch auch mal eine andere Band anstelle der Domstürmer buchen sollen. Damit es für das Publikum interessant bleibt und sie sich im nächsten Jahr wieder auf uns freuen, anstatt zu sagen: ‚Ach, die schon wieder‘.“
Auch wenn sich Köln gerne als tolerante Stadt hinstellt, sieht Micky Nauber noch einen großen Makel: „Ich würde mir wünschen, dass wir das Gesellschaftliche miteinander hinbekommen und dass sich nicht nur einer beschweren muss und eine ganze Stadt kuscht. Wir müssen sagen: Ja, wir dürfen diese Veranstaltung mal machen und ja, es ist jetzt auch mal nach 22 Uhr. Wir können in Köln friedlich zusammen feiern, während gefühlt die ganze Welt durchdreht. Den Zusammenhalt, den wir alle besingen, sollten wir auch leben. Nicht immer den Zeigefinger erheben, sondern die Probleme gemeinsam anpacken.“