Seit 126 Jahren gibt es die Bahnhofsmission. Zum sechsten Mal gehörte auch für das Kölner Dreigestirn ein Besuch dort zum Programm. Prinz René I. sprach auch über die jüngsten politischen Entwicklungen.
Wärmende Worte im HbfKölner Dreigestirn mit Appell: „Müssen wir in der Wurzel ersticken“
„Wir werden viele große Bühnen vergessen, aber diese Besuche bleiben definitiv kleben“, sagte Prinz René I. Am Freitagmittag (31. Januar 2025) ging es für das Kölner Dreigestirn nicht in einen glitzernden Saal. An Gleis 1E im Hauptbahnhof wartete das Team der Bahnhofsmission auf die Tollitäten.
Zum sechsten Mal gehörte der Besuch bei den Ehrenamtlichen und Freiwilligen in diesem Jahr zum Programm des Trifoliums. Bei Berlinern und Live-Musik wurde fröhlich geschunkelt. Den Besuch der jecken Delegation nutzte Leiterin Ann Christin Frauenkron aber auch für wichtige Worte.
Kölner Dreigestirn zu Besuch bei der Bahnhofsmission im Hauptbahnhof
„Ihr erwärmt die Herzen all dieser Menschen hier, das berührt uns. In der Bahnhofsmission beschäftigen wir uns mit den kleinen und großen Sorgen unserer Gäste und nicht immer können wir dafür Lösungen finden. Wir sind für die Menschen da, unabhängig vom sozialen Status, Nationalität, sexueller Orientierung oder Religion“, sagte sie.
„Die Vielfalt unserer Gäste macht uns als Bahnhofsmission besonders und stark.“ Auf dem Banner vor der Tür war eine deutliche Botschaft angebracht: „Mer stonn zesamme für Frieden und Vielfalt“. Katja Schauen vom Träger „In Via“ sprach im Beisein des Dreigestirns deshalb auch die aktuellen politischen Ereignisse in Berlin an.
„Der Karneval eint wie nichts anderes in der Stadt. Beim ‚Stammbaum‘ liegen wir uns alle in den Armen, bei einem Lied über gelebte Integration. Aber die darin besungene, gemeinschaftlich getragene Menschlichkeit scheint gefährdeter denn je. Alle Menschen, denen Gleichheit, Toleranz und Freiheit wichtig ist, sind jetzt aufgefordert, diese Werte zu verteidigen.“
Den Worten konnte der Prinz nur komplett zustimmen. „Ihr sprecht uns allen aus dem Herzen und der Seele. Wir sind genau dafür angetreten, die Vielfalt mit Herz zu verteidigen. Gerade nach dem, was in den letzten Tagen passiert ist, wollen wir das Wort ergreifen. Lasst uns eintreten für die Demokratie und Freiheit und für alle anderen Werte. Wir brauchen das auch für den Karneval, denn nur dann können wir ihn so weiterleben.“
Das Jecken-Oberhaupt erinnerte an die Erlebnisse beim jüngsten Trip zum EU-Parlament nach Brüssel und an düstere Nazi-Zeiten, wo die Jungfrau im Dreigestirn durch eine Frau ersetzt wurde, weil ein Mann als Frau verboten wurde. „So etwas darf nie wiederkommen und das müssen wir in den Wurzeln ersticken. Daher haben auch wir gerade eine ganz wichtige Aufgabe. Die Antennen der Menschen sind sehr fein und sie haben verstanden, dass wir mit ganz viel Herz, authentisch, ehrlich, gradlinig und mit einer klaren Meinung durch die Säle ziehen.“
Künstler Günter Winckler hat wieder die „Jecke Kiste“ gestaltet
Was die Bahnhofsmission täglich leiste, sei eine Berufung. „Das kann man nur aus Überzeugung machen. Am eigenen Glück andere teilhaben zu lassen, ohne jegliche Vorteilsnahme – davor kann man sich gar nicht tief genug verneigen. Was ihr hier leistet, ist wirklich der Wahnsinn. Der Karneval soll auch dazu dienen, mal den Alltag zu vergessen und ein paar unbeschwerte Stunden zu genießen. Unser Land braucht wieder das Gefühl von Freiheit und grenzenlosem Optimismus.“
Wie in jedem Jahr wurde auch wieder die „Jecke Kiste“ enthüllt. Künstler Günter Winckler hat diese gestaltet, samt Dreigestirn, StattGarde-Bordkapelle und -Tänzern. Zudem wurden Jecke sowie Mitarbeitende der Bahnhofsmission geknetet. Entstanden ist die Idee aus der Krippe, die jedes Jahr errichtet wurde. „Ich habe eine Schwägerin, die ist die beste Freundin von Marie-Luise Nikuta gewesen. Daher ist es eine große Ehre gewesen, diese Kiste zu gestalten“, sagte Winckler.