Bereits zum 18. Mal fand im Kölner Dom der ökumenische Gottesdienst für alle Karnevalisten statt. Dabei wurde nicht nur eine Kerze stellvertretend für die Session gesegnet.
Jecke feiern ihren GottesdienstKuckelkorn erhält Weihwasser-Dusche – Orgelregister klemmt beim Finale
Zwei Tage vor der Proklamation des Kölner Dreigestirns trafen sich die Jecken bereits zum 18. Mal im Kölner Dom zum Gottesdienst der Karnevalisten.
Mit Kappen, farbigen Mänteln, Schals und Kostümen saßen die Jecken am Mittwochabend (8. Januar 2025) im rappelvollen Dom. Die Standartenträger zogen stolz mit ihren Plaggen und Fahnen durch den Mittelgang. Auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker war dabei.
Kölner Dom: Gottesdienst für die Kölner Karnevalisten zum 18. Mal
Der ökumenische Gottesdienst stand unter dem diesjährigen Sessionsmotto „FasteLOVEnd – Wenn Dräum widder blöhe“. Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger luden dabei zum Träumen von einer besseren Welt ein. „Es liegt auch an uns, dass Träume blühen“.
Kleine zitierte aus der berühmten „I have a dream“-Rede von Martin Luther King. „Wenn nicht jetzt, wann dann, braucht es Menschen, die eine andere Vision vom Miteinander der Menschen haben? Ein Miteinander, das sich von dem unterscheidet, was wir gerade allzu oft erleben und worunter sicherlich nicht wenige von uns leiden“.
Der Dom- und Stadtdechant rief dazu auf, gesellschaftliche Vielfalt anzunehmen. „Gott hat jede und jeden einzigartig geschaffen.“ Das bedeute, dass in Gesellschaft und Kirche niemand wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Sprache, seiner Herkunft, seiner Religion oder seiner sexuellen Orientierung wegen diskriminiert werden dürfe, so der Priester.
Zugleich kritisierte er den nationalistischen Kurs von Ländern wie Amerika. Für die Bundestagswahl in Deutschland wünschte sich Kleine von den Parteien, dass Werte wie Menschlichkeit, Nächstenliebe und Solidarität zentral in den Wahlprogrammen stehen. „Ich träume von Wahlen, die Parteien gewinnen, die nicht auf Hass und Ausgrenzung setzen und die aus der deutschen Geschichte gelernt haben und nicht in unselige Zeiten zurückfallen.“
Pfarrer Bernhard Seiger sagte, die Liebe sei „die beste Form, um Träume zu leben“ – einschließlich der queeren Liebe. „Gott legt seinen Segen auf die, die träumen und sich für Gemeinschaft, Frieden, Respekt, Vielfalt und ein gutes Miteinander einsetzen.“
Traditionell wurden auch das Dreigestirn, das Kinderdreigestirn und die neuen Standarten der Gesellschaften gesegnet. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn entzündete – nachdem auch er eine Ladung Weihwasser abbekommen hatte – die Karnevalskerze, die das Kinderdreigestirn gestaltet hatte und die nun bis Aschermittwoch im Dom brennt. Zudem überreichte er den Festkomitee-Orden und den Mottoschal.
Nur eins lief nicht ganz nach Plan. „Wir hören jetzt eines der schönsten Lieder unserer Stadt“, kündigte Kleine an. Doch als Organist Winfried Bönig an der Schwalbennestorgel das Register „Loss Jonn“ zog, herrschte Stille. Die Verantwortlichen schoben es auf die winterlichen Temperaturen. Zum Schluss wurde dafür wie gewohnt bei der Hymne „Am Dom zu Kölle“ geschunkelt.