„Der Abend ist schwierig“Kölner Festkomitee hat neues Konzept für die „Pripro“

Pripro im Gürzenich: Einzug des Dreigestirns.

Am 5. Januar 2024 steigt wieder die Prinzenproklamation. Das Event im Gürzenich gehört stets zu den ersten Highlights der Session.

Ein Kreativteam beim Festkomitee Kölner Karneval beschäftigt sich mit der Frage, wie die großen Sitzungen noch moderner gestaltet werden können. Zudem will man die Gäste länger im Saal halten.

von Marcel Schwamborn  (msw)Daniela Decker  (dd)

Das Kölner Festkomitee will bei der Gestaltung seiner Sitzungen wie der Prinzenproklamation am 5. Januar 2024 künftig neue Wege gehen. Dass Marcus Gottschalk die ARD-TV-Sitzung moderieren wird, hatte EXPRESS.de bereits exklusiv berichtet. Aber die Kölner Karnevals-Köpfe planen noch mehr.

Die Sitzungen des Festkomitees werden zukünftig von einem Kreativteam unter der Leitung von FK-Vorstandsmitglied Ralf Schlegelmilch gestaltet. Der Marketing-Experte erklärt im EXPRESS.de-Gespräch die Bedeutung von Tradition, aber auch die Notwendigkeit von Innovation.

Neues Kreativteam beim Festkomitee Kölner Karneval

Nach dem Ausscheiden von Dr. Joachim Wüst (63) als Programmgestalter der Fernsehsitzungen haben die Arbeit Menschen übernommen, die den Karneval verstehen, ihn aber aus einem anderen Blickwinkel betrachten.

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Neben Schlegelmilch gehören Dennis Hille (Literat der Prinzen-Garde Köln), Christoph Wittisch (freier Producer beim WDR) und Stephan Neumann (Geschäftsführer von Riverside Entertainment) zum Team. Abgerundet wird es von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn.

Ralf Schlegelmilch vom Festkomitee.

Ralf Schlegelmilch leitet das neue Kreativ-Team beim Kölner Festkomitee.

„Wir alle sind von der Mission getragen, dass wir auf der einen Seite die Tradition bewahren und auf der anderen Seite den richtigen Schritt in die Zukunft gehen müssen“, unterstreicht Schlegelmilch.

Und ergänzt: „Bei unserer Arbeit geht es nicht darum, welcher Redner um welche Uhrzeit auf der Bühne steht, sondern vielmehr um eine Formatierung gerade der Prinzenproklamation, die keine Sitzung im klassischen Sinn ist. Die Pripro ist und wird eine Gala bleiben.“

Obwohl in der Vergangenheit zahlreiche Versuche unternommen wurden, bleibt die Proklamation und die darauffolgende WDR-Fernsehübertragung jedes Mal ein Angriffspunkt für Kritiker.

Auf die Frage, wie das neue Kreativteam dem entgegenwirken will, hat Schlegelmilch gleich mehrere Ansatzpunkte: „Aufgrund des Mottos ‚Wat e Theater – Wat e Jeckespill‘ wird die Pripro in drei Akte aufgeteilt, die aber in sich stimmig sind und ein großes Ganzes ergeben werden.“

Christoph Kuckelkorn bei der Prinzenproklamation.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn wird die Prinzenproklamation in diesem Jahr alleine moderieren.

Nach jedem Akt wird sich der Vorhang schließen. Im ersten geht es schwerpunktmäßig um die Rede. Der zweite Akt steht ganz im Zeichen der Inthronisation des Dreigestirns, die ebenfalls eine Veränderung erleben wird. Dem dritten Akt ist die Musik zugeordnet, mit der die Partynacht eingeläutet werden soll.

Für die Tanzgruppen gibt es ein spezielles Projekt: „Hierfür vereinen wir alle Kölner Tanzgruppen aktiv und nicht als Dekoration auf der Bühne.“ Moderiert wird die Proklamation diesmal allein von FK-Präsident Kuckelkorn.

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Neben Neuerungen packt das Kreativteam bestehende Probleme an, wie zum Beispiel die Motivation der Gäste zu steigern, im Saal zu bleiben: „Der Abend ist schwierig, weil es die erste Veranstaltung ist, wo die Stadtgesellschaft im karnevalistischen Umfeld zusammenkommt und sich natürlich auch austauschen möchte. Daher werden wir außerhalb des Saales keine Angebote schaffen. Ich finde, es ist eine Frage der Wertschätzung, dass man bei dieser so traditionsreichen Veranstaltung im Saal bleibt. Unsere Aufgabe dabei ist, das Publikum an eine neue Art von Proklamation zu gewöhnen und ihnen zu zeigen, dass es sich lohnt im Saal zu bleiben.“

Der Leiter des Kreativteams glaubt, dass dies „Schritt für Schritt“ umsetzbar ist. Dazu zählt auch, dass die bisherigen Programme viel zu lang waren: „Wir haben teilweise 13 Programmpunkte gehabt, das ist einfach zu viel für die Aufmerksamkeit der Gäste. Zeitgemäßer sind Programme von vier bis fünf Stunden“, sagt Schlegelmilch.

Prinzenproklamation eines Tages in der Lanxess-Arena?

Dass Tradition und Neuerungen sich die Waage halten, dafür steht das neue Kreativteam: „Es ist zwar Zeit für etwas Neues, wobei neue, frische Ideen nicht bedeuten, dass die Proklamation oder die Fernsehsitzungen in die Party-Schiene abdriften. Tradition steht für das Festkomitee immer an oberster Stelle. Es soll nur nicht altbacken sein.“

Daher wird auch der Veranstaltungsort laut Schlegelmilch bleiben: „Die Pripro beispielsweise in der Lanxess-Arena zu veranstalten, damit viel mehr Menschen daran teilnehmen könnten, ist sicherlich eine Diskussion wert. Zu bedenken ist aber, dass eine Proklamation mit 16.000 Menschen die Veranstaltung von einer Gala zu einer Party wandeln würde. Damit würde der traditionelle, edle Charakter in eine ganz andere Richtung gehen. Die Proklamation im ehrwürdigen Gürzenich gehört für das Festkomitee zur Dramaturgie jeder Session einfach dazu.“