Zwölf Jahre kümmerte sich Rüdiger „Rudi“ Schlott als Prinzenführer um die Kölner Dreigestirne. Nun wurde ihm selbst eine ganz besondere Ehre zuteil. Er krönte seine Zeit im Schützenverein.
„Ich war total aufgeregt“Für Kölner Ex-Prinzenführer „Rudi“ Schlott wird ein Traum wahr
In seiner Amtszeit als Prinzenführer (2008 bis 2019) hat Rüdiger „Rudi“ Schlott (59) die Kölner Dreigestirne zwölf Jahre lang vom ersten bis zum letzten Termin durch die Session geführt und dabei die Fäden zusammengehalten.
Als dienstältester Prinzenführer aller Zeiten übergab Schlott 2019 den Staffelstab Aschermittwoch an seinen Nachfolger Marcus Heller. Von Kölns wohl bekanntester „Männer-WG“ ging es für Schlott nun auf einen ganz besonderen Thron.
Rüdiger „Rudi“ Schlott gab 2019 das Amt des Prinzenführers ab
Neben seiner Leidenschaft für den Karneval hat der in Grevenbroich geborene und in Noithausen aufgewachsene Jeck seit seiner Jugend noch eine zweite Leidenschaft – er wurde 1979 Mitglied im Bürgerschützenverein (BSV) Grevenbroich, der in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen feiert. Seit 30 Jahren ist Rudi Schlott nicht nur der Vorreiter beim großen Schützenumzug, sondern engagiert sich seit 1990 im Vorstand des BSV.
Seiner Heimatstadt ist er immer treu geblieben, obwohl er mit seiner Ehefrau Stephanie in Köln-Dellbrück lebt. „Wir zwei sind im wahrsten Sinne des Wortes Pendler, denn wir pendeln wohntechnisch zwischen Köln-Dellbrück und Grevenbroich. Aber nicht nur das: Jahrelang pendelten wir auch zwischen Karneval und Schützenfest“, erzählt Schlott im EXPRESS.de-Gespräch. Kennengelernt haben sich die beiden 1996 über den Reitsport, 2007 folgte die Hochzeit.
Zum 175-jährigen Jubiläum des Bürgerschützenvereins krönte Schlott seine bisherige Schützenkarriere und wurde Schützenkönig in seiner Heimatstadt. Bei der Frage, ob es schon immer sein Traum war, „Majestät“ zu werden oder doch lieber Prinz im Kölner Dreigestirn, lacht Schlott: „Schützenkönig zu werden, hatte ich bereits als junger Mann im Hinterkopf, dagegen Prinz war für mich nie ein Thema.“
So wie ihr Mann teilt auch Stephanie die Begeisterung für die Schützen. „Sie ist ein kölsches Mädchen und hat schnell ihr Herz für die Schützen entdeckt. Sie war sofort von der Idee Schützenpaar mit Hofdamen und tollen Kleidern Feuer und Flamme. Da waren keine Überredungskünste nötig“, erinnert sich seine „Majestät“.
Zwar hat Schlott, der auch Mitglied in der Prinzen-Garde Köln ist, durch sein Amt als ehemaliger Prinzenführer jede Menge Bühnenerfahrung, aber plötzlich selbst im Rampenlicht zu stehen, war schon eine Erfahrung für sich: „Ich habe Unmengen an Krönungen erlebt, aber plötzlich selbst mitten auf der Bühne zu stehen und die Kette des Schützenkönigs umgehängt zu bekommen, war schon eine andere Nummer. Ich war total aufgeregt, habe mir aber gesagt: Junge, hier bist du zu Hause, was soll schon passieren. Es war auf jeden Fall ein sehr cooles Gefühl.“
Am Sonntag (1. September 2024) erlebte das Schützenkönigspaar Schlott den Höhepunkt. Durch Grevenbroich zog der mit über 2000 Teilnehmenden bisher größte Schützenzug. Elf Tambourkorps und elf Kapellen mit fast 600 Musikerinnen und Musikern begleiteten 21 Königspaare und deren Delegationen bei strahlendem Wetter durch die Stadt.
Für eine besondere Überraschung sorgte „seine Majestät“ beim Festgottesdienst: „Ich bin seit langem mit Monsignore Robert Kleine befreundet, daher hat er es sich nicht nehmen lassen, zu dieser Gelegenheit aus der Dom- in die Schloss-Stadt zu reisen.“
Und auch beim Königsball Sonntagabend sorgte das Königspaar Schlott für zwei weitere Überraschungen. Zunächst begeisterte die Tanzgruppe „Zunft-Müüs“, ehe Micky Brühl mit seinen unzähligen Hits das Zelt zum Kochen brachte.
Für Steffie und Rudi Schlott war es ein intensives Jahr mit unzähligen Begegnungen. Den emotionalsten Moment erlebten beide im Seniorenheim von Steffies Mama Brigitte (85): „Ich habe jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Die alten Herrschaften, allen voran meine Schwiegermama Brigitte, hatten solch einen Spaß, dass wir sie mit alle Mann besucht haben und dann auch noch Schokolädchen mitgebracht haben, ich kann das gar nicht in Worte fassen.“
Bleibt zum Schluss die Frage, ob der Schützenkönig nicht die Zeit mit den Dreigestirnen vermisse. „Nein, ich vermisse nichts. Man hockt viele Wochen aufeinander und auch bei guter Chemie kann es stressig werden. Hinzu kommt, dass es sich bei den Dreigestirnen oft um erfolgreiche Geschäftsleute handelte, die es eben nicht gewohnt waren, dass ihnen einer sagte, wo es lang geht“, lacht Schlott.
Ex-Prinzenführer Schlott: „Ich vermisse die Zeit mit den Dreigestirnen nicht“
„Es gab Prinzen, denen man Aschermittwoch Tschö gesagt hat. Andere sind bis heute meine Freunde, wie das Dreigestirn der Nippeser Bürgerwehr der Session 2018. Mit Michael Gerhold, Christoph Stock und Erich Ströbel bin ich bis heute befreundet und die drei waren auch bei unserem großen Königsball dabei, was mich total gefreut hat.“
Fast schon wehmütig wird Schlott, wenn er an seinen Abschied als Prinzenführer denkt: „Als ich mich von meinem Amt verabschiedet habe, haben sich auch viele Menschen, die sich bis dahin meine Freunde nannten, verabschiedet. Das hat mir ein großes Stück die Lust am Karneval genommen.“