Emotionen und OvationenPremiere für neues Sitzungsformat in Kölner Flora – „ihr macht mich sprachlos“

Michael Hehn auf der Bühne der Flora.

Michael Hehn tritt normalerweise als Nubbel in die Bütt. Am Samstagabend (18. Januar 2025) schlüpfte er in der Flora jedoch in die Rolle von Willi Ostermann.

Die Willi Ostermann Gesellschaft hat ein neues Programmformat in den Kalender aufgenommen. In der Flora fand die Premiere von „Die Ostermannsitzung – Auf einen kölschen Moment“ statt.

Dass Karnevalssitzungen nicht immer nur laut und wild und eine einzige Party sein müssen, das hat in den vergangenen Jahren der Erfolg der sogenannten Flüstersitzungen gezeigt.

Am Samstagabend (18. Januar 2025) feierte die Willi Ostermann Gesellschaft in der Flora die umjubelte Premiere ihres neuen Sitzungsformates „Die Ostermannsitzung – Auf einen kölschen Moment.“

Willi Ostermann Gesellschaft: Premiere der neuen Sitzung in Flora

„Wir haben uns schon immer Gedanken gemacht, wie wir in einer Veranstaltung unseren Namen Willi Ostermann in den Mittelpunkt stellen können“, erklärte Präsident Ralf Schlegelmilch im EXPRESS.de-Gespräch. Bereits in der Coronazeit entwickelte die Gesellschaft eine neue Serie am Ostermann-Brunnen in der Kölner Altstadt.

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„Bereits dort haben wir unter dem Titel ‚Auf einen kölschen Moment‘ sehr emotional mit Künstlerinnen und Künstlern gefeiert, die man vielleicht nicht jeden Abend auf den großen Bühnen erlebt. Uns ist einfach wichtig, besondere Momente für unsere Gäste zu schaffen.“

Schlegelmilch, der auch mit seinem Team für das Programm der Prinzenproklamation verantwortlich ist, gab für das neue Format die Devise vor, dass alle Künstlerinnen und Künstler Bezug auf Willi Ostermann nehmen mussten.

Das Tanzcorps der Rezag Husaren begrüßte das Publikum beispielsweise mit typischer Ostermann-Melone. Mit aufgezogen war auch das Kölner Dreigestirn. „Ihr seid Familie und ihr seid ein Stück Dreigestirn, denn wir drei sind, wie die ganze StattGarde, eure Ehrenmitglieder“, sagte Prinz René I.

Ludwig Sebus sitzt im Publikum.

Unter den Gästen war auch Karnevalslegende Ludwig Sebus mit Haushälterin Inge Hellwig.

Ehe Marc Metzger übernahm, gab es ein großes Lob für die Ostermänner von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn: „Karneval ist Ehrenamt und im Ehrenamt wird Unglaubliches geleistet. Am 11.11. seid ihr das Aushängeschild des Kölner Karnevals. Auf dem Heumarkt präsentiert ihr den Karneval in allerhöchster Präzision und dafür gebührt euch unser aller Dank.“

Gleich zwei Tanzgruppen ließen das musikalische Erbe von Willi Ostermann hochleben. Die Hillige Knäächte un Mägde tanzten unter dem Motto „Einmal am Rhein“, die Tanzgruppe der Ostermann-Gesellschaft, Kölsch Hänneschen, wurde nach ihrem Ostermann-Potpourri mit stehenden Ovationen gefeiert. Kölsche Legenden wie Ludwig Sebus, die Urgesteine Bömmel Lückerath (Bläck Fööss), Bubi Brühl (Paveier) und Hannes Schöner (Höhner) verfolgten das Programm.

Marc Metzger steht auf der Bühne.

Auch Marc Metzger war als Blötschkopp beim neuen Sitzungsformat der Willi Ostermann Gesellschaft dabei.

Für die kölschesten Momente des Abends sorgten Michael Kuhl, Michael Hehn und JP Weber. Zusammen mit Frank Buohler am Klavier holte Kuhl das Publikum von den Stühlen. Neben Ostermann-Hits wie „Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia“, „Heimweh nach Köln“, oder „Einmal am Rhein“ würdigte er unter anderem gesanglich und an der Trompete die Bläck Fööss.

Als er mit dem Song „Kleine Trötemann“ sein Leben erzählte, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. „Es gibt nur noch wenige Formate, wo man so ein aufmerksames Publikum hat – ihr macht mich sprachlos“, lobte der Musiker sichtlich gerührt. Da die Zugabe-Rufe nicht enden wollten, verkürzte Präsident Schlegelmilch unter lautem Applaus der Gäste die Pause um 20 Minuten.

Michael Kuhl steht auf der Bühne in der Flora.

Michael Kuhl begeisterte mit seinen auf der Trompete vorgetragenen Ostermann-Hits.

„Wer mich kennt, weiß, dass ich selten sprachlos bin, aber dieses Publikum ist einfach grandios und zeigt uns einmal mehr, dass der Karneval nicht, wie viele behaupten, nur aus Party und Saufen besteht. Ich gestehe, dieser Abend macht Lust auf die Zukunft“, sagte Schlegelmilch.

Michael Hehn, der bekannt ist für seine Type als „Nubbel“, kam als Willi Ostermann auf die Bühne. Er berichtete von seinen Eindrücken aus dem Himmel auf das heutige Köln. „Ich kann mich nicht beschweren, denn ich habe es auf Melaten ganz gut angetroffen. Ich bin da in einem Projekt ‚betreutes Wohnen‘. Einbettzimmer, ruhige Lage, günstige Kaltmiete und ich habe einen netten Vermieter namens Kuckelkorn. Ich habe gehört, der ist mittlerweile Festkomitee-Präsident. Ne Bestatter? Ist das jetzt euer Motto: ‚Von der Wiege bis zum Grab – Kölle alaaf?‘.“

JP Weber steht neben Ralf Schlegelmilch auf der Bühne.

Ergriffen stand JP Weber (l.) nach seinem Auftritt neben Präsident Ralf Schlegelmilch und kämpfte mit den Tränen angesichts der Ovationen des Publikums.

Sehr erschrocken zeigte er sich über die Zustände in Köln samt seiner Stadtverwaltung: „Die haben nur ein Gehirn, das teilen sie sich. Es weiß nur keiner, wer es gerade hat.“

JP Weber brach schließlich eine Lanze für das Brauchtum und das Ehrenamt. „Ich lass’ mir meine Stadt nicht nehmen, von keinem.“ Als er auf der Flitsch „Heimweh nach Köln“ und „Loss mer singe“ anstimmte, sang der ganze Saal und spendete anschließend so lange Applaus, dass Weber ergriffen neben Schlegelmilch auf der Bühne stand.