„Das wissen wir bis heute nicht“Ali (†33) in Köln von Zug erfasst – jetzt spricht seine Freundin

Ein Mann mit Mütze und dicker Jacke steht im Winter nahe Bahngleisen.

Bahnmitarbeiter Ali Ceyhan (†33) wurde am 11. September 2023 in Köln bei Arbeiten im Gleis von einem Zug erfasst. Er starb vier Tage später im Krankenhaus.

Jedes Jahr gibt es tödliche Unfälle bei Arbeiten an Bahngleisen. Die ZDF-Sendung „Frontal“ hat das Thema aufgegriffen. Dabei ging es auch um den Fall des Kölners Ali Ceyhan (†33).

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Bald ist der erste Todestag ihres Lebensgefährten, dem Bahnmitarbeiter Ali Ceyhan (†33) – und bis heute weiß Katharina Duarte nicht, warum er sterben musste.

Am Dienstagabend (20. August 2024) ging es in einer Dokumentation der ZDF-Sendung „Frontal“ um die Sicherheit von DB-Mitarbeitern und um Alis Fall. „Ich habe zehn Monate mit dem ZDF daran gearbeitet“, erklärt Katharina Duarte gegenüber EXPRESS.de.

Köln, Trimbornstraße: Bahnmitarbeiter Ali Ceyhan (33) wird von Zug erfasst

Zu Beginn der Dokumentation hält sich Katharina Duarte an einem Geländer der Hohenzollernbrücke fest, als ein ICE an ihr vorbeifährt. „Er sagte zu mir, dass ich mir keine Sorgen machen solle“, sagt sie in die Kamera, „dass die Bahngleise gesperrt werden, wenn sie dort am Arbeiten sind.“ Doch an jenem tragischen September-Tag war das Gleis offenbar nicht gesperrt ...

Alles zum Thema Deutsche Bahn

Am 11. September 2023 wurde Ali Ceyhan bei Arbeiten am Gleis im Bereich der Haltestelle Trimbornstraße von einem RE6 erfasst. Er erlitt lebensgefährliche Kopfverletzungen, musste mehrfach reanimiert werden. Vier Tage später starb er im Krankenhaus.

„Wer da einen Fehler gemacht hat, wissen wir bis heute nicht“, erklärt seine Lebensgefährtin. „Wie konnte es passieren? Hat er gelitten? Diese Fragen belasten einen sehr.“

Während der Recherche meldete sich beim ZDF-Team ein Fahrdienstleiter und bestätigt: „Bei einer Reparatur an dieser Stelle – da hätte man auf jeden Fall das Gleis sperren müssen. Da hat irgendjemand seinen Job nicht gemacht.“

Kurz vor dem Unglück in Köln stirbt DB-Azubi Simon bei Arbeiten im Gleis

Dass Reparaturen ohne notwendige Gleissperrungen erfolgen, sei kein Einzelfall, heißt es. Ein weiterer Bahnmitarbeiter, der bei ZDF-Frontal anonymisiert zu Wort kommt, behauptet, dass das sowohl der Bahn als auch den Aufsichtsbehörden bekannt sein soll. Die Bahn widerspricht dem aber.

Nur drei Tage bevor Ali Ceyhan in Köln bei Gleisarbeiten von einem Zug erfasst wurde, war der DB-Auszubildende Simon H. (†19) ums Leben gekommen. Bei Markierungsarbeiten neben einem Gleis am Stellwerk Fischerhof in Hannover wurde er von einem Güterzug erfasst.

„Wer hat da geschlafen, wer hat Informationen nicht weitergeben?“, fragt seine Mutter in der ZDF-Sendung verzweifelt und kämpft mit den Tränen. Auch Simons Eltern warten seitdem auf Antworten.

Jedes Jahr gibt es tödliche Unfälle am Gleis. Wie im Mai 2023 bei Hürth, wo zwei Gleisarbeiter (†27, †31) von einem ICE erfasst wurden. Auch hier steht der Verdacht grober Sicherheitslücken im Raum.