Böse EntwicklungQueer-Feindlichkeit an Kölner Schulen nimmt zu – „hatten wir 25 Jahre nicht“

Ein Arbeiter hängt eine Regenbogenfahne vor der Kulisse des Doms und der Kirche Groß St. Martin auf.

Die Queer-Feindlichkeit nimmt an Kölner Schulen immer weiter zu. Das Foto vom 30. Juni 2017 zeigt einen Arbeiter, der eine Regenbogenfahne vor der Kulisse des Doms und der Kirche Groß St. Martin aufhängt.

Die Queer-Feindlichkeit an Schulen in Köln nimmt immer weiter zu. Ein Projekt schlägt nun Alarm und ruft zum Handeln auf.

von Gianluca Reucher  (gr)

Köln – eine Stadt, die für ihre Toleranz und Weltoffenheit bekannt ist. Die neusten Erfahrungen eines LGBTQI+-Aufklärungs- und Antidiskriminierungsprojektes zeigen allerdings eine besorgniserregende Tendenz auf. Es geht um zunehmende Queer-Feindlichkeit in der Schule.

„WiR* – Wissen ist Respekt“ ist ein Projekt aus Köln, das an Schulen in Workshops über die Lebensweisen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans, inter und queeren Menschen aufklärt. Dabei sei es zuletzt jedoch immer wieder zu unschönen Vorfällen gekommen ...

Queer-Feindlichkeit an Kölner Schulen: „Stimmung hat sich verändert“

„Wir bemerken, dass die Stimmung in den Workshops sich verändert hat. Neben vielen Schülerinnen und Schülern, die offen und zugänglich sind, gibt es immer mehr, die dem Thema deutlich ablehnend gegenüberstehen. Sie äußern dies auch zunehmend laut, stören die Workshops bewusst durch ihr Verhalten und sind in Teilen verbal aggressiv“, berichtet Dominik Weiss, Projektleiter von „WiR*“.

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Demnach äußerten einige Schülerinnen und Schüler in den Feedbacks zu den Workshops Sätze wie: „In euren Workshops werden Lügen erzählt!“, „Meine Eltern sagen, LGBTIQ* ist Quatsch!“, „Es gibt nur Mann und Frau!“, „Ich hasse Schwule“ oder „Wenn meine Schwester lesbisch wäre, würde ich sie schlagen und von zu Hause rausschmeißen.“ Und damit nicht genug.

Ehrenamtliche von „Anyway“ halten Aussagen, die sie so während der Aufklärungsworkshops von Schülerinnen und Schüler zu hören und zu lesen bekamen.

Ehrenamtliche von „Anyway“ halten Aussagen hoch, die sie so während der Aufklärungsworkshops von Schülerinnen und Schüler zu hören und zu lesen bekamen.

Vereinzelt sei es sogar zu Anrufen beim Verein „Anyway“ gekommen, der hinter dem Projekt „WiR*“ steht. Dabei sollen einzelne Ehrenamtliche beleidigt oder lächerlich gemacht worden sein. Auch die Teilnahme-Bereitschaft an den Workshops sei massiv zurückgegangen.

„In den letzten Monaten nahmen in Extremfällen bis zu zwei Drittel einer Klasse nicht an Workshops teil. In einigen wenigen Fällen mussten die Workshops sogar wegen zu geringer Schülerinnen- und Schülerzahl von den Schulen abgesagt werden“, so Weiss.

Gegenüber EXPRESS.de bezeichnet Falk Steinborn die Situation als „wirklich heftig“. Beleidigungen von Ehrenamtlichen seien inzwischen „keine Einzelfälle mehr“. Nun solle das Thema auch auf die politische Tagesordnung gebracht werden.

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„Es braucht viel mehr pädagogisches Standing und Qualifizierung, um die Workshops unter diesen Bedingungen durchführen zu können“, meint Weiss mit Bezug auf die seelische Belastung der Freiwilligen. Gleichzeitig fragen Schulen immer häufiger Workshops an, um der queer-feindlichen Stimmung entgegenzutreten.

„Die Aufklärungsarbeit befindet sich in einem Teufelskreislauf, wie wir ihn in den letzten 25 Jahren nicht im Anyway hatten“, sagt Jürgen Piger, geschäftsführender Vorstand von „Anyway“. „Mehr Queer-Feindlichkeit sorgt für mehr Nachfrage zu herausfordernden Bedingungen. Mit unseren aktuellen Ressourcen können wir aus diesem Kreislauf nicht herausbrechen.“