Fall schockte ganz KölnWas dieses Bild mit dem Sex-Mord am WDR zu tun hat

Der Entwurf des Mahnmals ist im Kölner Stadtmuseum ausgestellt. Aus dem Fenster blickt man in Richtung des damaligen Tatortes im Schatten der Minoritenkirche.

Der Entwurf des Mahnmals ist im Kölner Stadtmuseum ausgestellt. Aus dem Fenster blickt man in Richtung des damaligen Tatortes im Schatten der Minoritenkirche.

Ein schockierender Kriminalfall, der sich mitten in der Kölner Innenstadt abspielte. Jetzt soll ein Mahnmal an den Mord erinnern.

von Ayhan Demirci  (ade)

In der Kölner Kriminalgeschichte gehört der Mord an der 37-jährigen Angelika Bayer aus Düsseldorf zu den beklemmendsten Verbrechen. Vor fast auf den Tag genau 33 Jahren, am 5. Oktober 1991, wurde die Softwaremanagerin vergewaltigt und erwürgt – mitten in der Kölner Innenstadt.

Am Rande des Kolpingplatzes, zwischen WDR und Museum für Angewandte Kunst, fand ein Passant ihre Leiche in einem Gebüsch. Nur wenige Minuten vor dem Überfall hatte sie das Lokal „Schmittchen“ an der Breite Straße verlassen.

Vor 33 Jahren in der Kölner Innenstadt vergewaltigt und erwürgt

Der lange Schatten der schockierenden Tat, die viele Jahre ungeklärt geblieben war, reicht bis in die Gegenwart. In einem Ehrenfelder Café traf EXPRESS die Kölner Künstlerin Christine Kaul. Es war eine außergewöhnliche Folge des Frauenmordes: von Kaul existiert der Entwurf eines Mahnmals.

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Es zeigt eine am Boden liegende, stilisierte Frauenleiche. „Ich wollte etwas Einfaches, Aufrüttelndes“, sagt Kaul. Den Auftrag dazu hatte die „Emma“-Gründerin Alice Schwarzer erteilt – der Fundort der Leiche lag nur 50 Meter vom damaligen Redaktionsbüro der „Emma“ entfernt.

Entsprechend aufgebracht und bestürzt waren die Reaktionen der Frauenrechtlerinnen. Alice Schwarzer begab sich in Düsseldorf auf die Lebensspuren von Angelika Bayer, an deren Leiche sie und die Kolleginnen „in diesen zwei Tagen mehrere Male vorbeigegangen“ seien, wie sie in ihrer aufwühlenden Reportage berichtete. Die Leiche des Mordopfers war erst 48 Stunden nach der Tat entdeckt worden.

Schwarzer schrieb damals: „Es vergeht kein Tag in der Emma-Redaktion, an dem wir nicht über Angelika Bayer reden.“ Das Mahnmal sollte an sie und an alle anderen Frauen erinnern, die Opfer von vernichtender Männergewalt wurden.

Die Künstlerin Christine Kaul entwarf ein Mahnmal für die Ermordete Angelika Bayer.

Die Künstlerin Christine Kaul entwarf ein Mahnmal für die Ermordete Angelika Bayer.

Doch verwirklicht wurde das Projekt am Ende nicht. Es blieb beim Entwurf, der am ersten Jahrestag des Verbrechens bei einer Rede Alice Schwarzers vorgestellt wurde. Jahre später wurde der Entwurf vom damaligen Direktor Werner Schäfke in den Fundus des Kölner Stadtmuseums übernommen.

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Es ist eine Ironie der Geschichte oder eine bemerkenswerte Fügung: das unfertige Mahnmal ist nun ein prominent präsentierter Bestandteil der aktuellen Ausstellung im Interimsgebäude des Stadtmuseums – aus dem ehemaligen Modehaus Sauer an der Minoritenstraße sieht der Besucher oder die Besucherin beim Blick aus dem Fenster auf den Fundort der Leiche.

Doch der Wunsch von Christine Kaul bleibt, dass das Projekt eines Tages so realisiert wird wie ursprünglich vorgesehen: Als eine in das Kopfsteinpflaster am Kolpingplatz eingelassene Installation, versehen mit einer Informationstafel. Das Thema Frauenmorde sei jederzeit aktuell.

Angelika Bayer (†37): Mörder blieb 12 Jahre unentdeckt

Der Mörder von Angelika Bayer wurde erst zwölf Jahre nach der Tat überführt und 2004 zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Technik der DNA-Analyse hatte die Polizei auf die Spur des arbeitslosen, wegen Sexualdelikten vorbestraften Kölner Hausmeisters Detlev W. gebracht. Aus damals sichergestellten Hautpartikeln unter Angelika Bayers Fingernägeln schafften es Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Landeskriminalamts, unmittelbar nach dem Verbrechen eine Täter-DNA zu entschlüsseln.

Angelika Bayer wurde am 5. Oktober 1991 in der Kölner Innenstadt ermordet.

Angelika Bayer wurde am 5. Oktober 1991 in der Kölner Innenstadt ermordet.

Doch die Ermittlungen blieben über ein Jahrzehnt ohne Erfolg. Der Kölner City-Mörder blieb unentdeckt. Der Schlüssel zum späteren Durchbruch lag in einer verschärften Gesetzgebung – die hatte dazu geführt, dass W. Mitte der 90er Jahre als einschlägig vorbestrafter Sexualstraftäter eine Speichelprobe abliefern musste.

Sein genetischer Fingerabdruck wurde nach dem Aufbau der bundesweiten DNA-Kartei 1998 beim Bundeskriminalamt eingespeist. Als die Behörden 2002 den Fall Angelika Bayer erneut überprüften und die Daten in die Bundeskartei eingaben, führten die Computerangaben zu Detlev W. Der leugnete die Tat – doch die Indizien waren erdrückend.