Bis heute ungelöstLeiche 1982 in Kölner See gefunden: Wird Mord an Hans-Willy (†6) neu aufgerollt?

Ein kleiner Junge wurde auf einer Wiese fotografiert.

Hans-Willy Eichen (6) aus Chorweiler wurde 1982 sexuell missbraucht, getötet und seine Leiche in den Fühlinger See geworfen. Sein Mörder wurde bis heute nicht gefunden.

Der Mord an dem sechsjährigen Hans-Willy aus Chorweiler erschütterte im Winter 1982 ganz Köln. Der Täter konnte bis heute nicht gefasst werden. Doch das Cold-Case-Team der Kölner Polizei hat den Fall auf der Liste.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Mord verjährt nicht. Doch viele Opfer-Familien müssen lange auf Gerechtigkeit warten. Auch der Mörder des kleinen Hans-Willy Eichen (†6) aus Chorweiler läuft noch immer frei herum. Die Leiche des Kindes war 1982 im Fühlinger See entdeckt worden.

„Es ist ein Fall, den wir auch auf der Liste haben und den wir uns in absehbarer Zeit noch mal genauer angucken werden“, sagt Markus Weber, Chef-Ermittler der Cold-Case-Abteilung der Kölner Polizei, am Freitag (24. Mai 2024) gegenüber EXPRESS.de.

Hans-Willy (†6) aus Chorweiler – wird der Cold Case wieder aufgerollt?

Dabei werde überprüft, ob es im Mordfall Hans-Willy Eichen neue Ermittlungsansätze gibt, erklärt Weber. „Auch hoffen wir in diesem Fall, dass sich jemand meldet, der oder die etwas weiß – dies aber damals nicht sagen wollte oder konnte.“

Alles zum Thema Polizei Köln

Erst im März 2024 konnte ein Mann (57) für den Mord an der jungen Mutter Petra Nohl (†24) im Jahr 1988 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt werden. Das Kölner Cold-Case-Team kam dem Täter auf die Spur, nachdem Markus Weber den Fall Ende 2022 in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ...ungelöst“ vorgestellt und sich daraufhin ein Zeuge gemeldet hatte.

Wird der Mord am sechsjährigen Hans-Willy auch wieder aufgerollt? Seine Familie lebt noch immer mit dem Schmerz und hat auch nach mehr als 41 Jahren die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der Mörder gefunden und bestraft wird.

1. Dezember 1982: Leiche von Hans-Willy im Fühlinger See gefunden

Hans-Willy war an einem klirrend kalten Wintertag 1982 verschwunden. Am Morgen hatte er noch von seiner Tante 50 Pfennig bekommen, um sich auf dem Heimweg vom Kindergarten Süßigkeiten zu kaufen – doch in dem Laden kam der blonde Junge nie an.

Verbrechen an Kindern in Köln

Köln: Verbrechen an Kindern machen fassungslos

Derya (†24) und ihr Sohn Kian (†4) strecken dem Fotografen ihre Zungen raus.

Kian (†4) und seine Mutter Derya (†24) werden am Abend des 14. Novembers 2021 am Niehler Hafen erstochen, ihre Leichen in den Rhein geworfen. Der Doppelmörder ist Kians Vater. Er war mit einer anderen Frau verlobt und wollte verhindern, dass bekannt wird, dass er einen unehelichen Sohn hat. Auch wollte er keinen Unterhalt zahlen. Der Fall erschütterte die ganze Region. Im Herbst 2022 fiel das Urteil: lebenslänglich, zudem wurde zweifach die besondere Schwere der Schuld festgestellt.

Kerzen und Stofftiere stehen an der Fundstelle eines getöteten neugeborenen Babys.

Das kleine Mädchen darf nur fünf Wochen alt werden – weil sein Vater es am 13. Dezember 2022 tot schüttelt. Der damals 19-Jährige war mit dem Baby allein in der Wohnung in Köln-Nippes. Später räumte er im Prozess ein, seine neugeborene Tochter „aus Überforderung“ geschüttet zu haben, weil sie trotz Fläschchen immer weiter geschrien hätte. Er hatte selbst den Rettungsdienst alarmiert und zunächst von einem angeblichen Sturz des Neugeborenen berichtet. Wegen Körperverletzung mit Todesfolge wurde der Mann im Juli 2023 zu drei Jahren Haft verurteilt. Auf dem Symbolfoto stehen Kerzen an der Fundstelle eines getöteten Babys in Mönchengladbach.

Ein Mann trägt einen Kindersarg, mehrere Menschen folgn ihm.

Ein kleiner, weißer Sarg, so leicht, dass er auf Händen zu Grabe tragen kann... Die traurige Szene spielt sich am 22. Juli 2021 auf dem Nordfriedhof ab. Im Sarg: Elias, nur wenige Stunden alt. Seine Mutter hatte ihn zehn Tage zuvor heimlich zur Welt gebracht, in einem Schrank versteckt und schließlich in Köln-Bilderstöckchen vor einer Babyklappe auf die Fensterbank gelegt. Mitarbeitende des Hauses Adelheid fanden das tote Neugeborene und gaben ihm den Namen Elias. Die Polizei fahndete nach der zunächst unbekannten Mutter, konnte sie aber am 10. August aufgrund von Hinweisen festnehmen. Ende Februar 2022 wurde die damals 37-Jährige wegen Totschlags zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Ein Mann halt sich eine aufgeklappte Akte vors Gesicht, neben ihm eine Anwältin und ein Justizvollzugsbeamter.

Zahlreiche Kinder wurden von einem Kölner Babysitter (34) sexuell missbraucht. Er hatte als geringfügig-beschäftigter Betreuer in drei Kitas gearbeitet und sich außerdem auf Online-Plattformen als Babysitter angeboten, war so in Kontakt zu seinen späteren Opfern gekommen. Die Mutter einer Vierjährigen hatte schließlich die Polizei eingeschaltet und so den Stein ins Rollen gebracht. Denn es gingen immer mehr Hinweise auf weitere mutmaßliche Opfer ein. Im Juni 2022 wurde der Mann festgenommen und Ende August 2023 wegen schweren sexuellen Missbrauchs, Vergewaltigung und Herstellung kinderpornografischer Schriften zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Lea Sofie sitzt mit einem Teddy in Händen auf dem Boden und lächelt.

Lea-Sofie (†2) aus Köln-Chorweiler stirbt 2012, kurz vor Weihnachten. Der Freund der Mutter hatte das kleine Mädchen brutalst misshandelt, ihr den Kiefer mit Faustschlägen zertrümmert, sie immer wieder an den Haaren hochgerissen, bis sich die Kopfschwarte vom Schädel löste. Die Zweijährige ist schwerst verletzt, hätte aber gerettet werden können. Doch weder ihre Mutter noch ihr Ziehvater rufen einen Notarzt. Als Lea-Sofie nach einem mehrtägigen Todeskampf stirbt, stopfen beide die Leiche in einen Einkaufstrolley und werfen sie in ein Gebüsch am Fühlinger See.

Eine Frau sitzt neben ihrem Anwalt.

Ein Mädchen (viereinhalb Monate) wird im August 2022 von seiner Mutter in einem Frauenhaus in Kerpen mit einem Kissen erstickt. Den Leichnam des Säuglings findet die Polizei später in einem Kinderwagen am Boisdorfer See. Im März 2023 wurde die damals 31-jährige Mutter in Köln (auf dem Foto mit ihrem Verteidiger) wegen Totschlags in einem minder schweren Fall zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der Kindsvater. In der Urteilsbegründung hieß es, dieser sei „bizarr, eine Art Reichsbürger“, der sie ständig unter Druck gesetzt habe, ein Kind zu kriegen, um aus „germanischem Gedankengut“ heraus „die Ahnenlinie“ fortzusetzen. Den Anforderungen konnte die in ihrer Reife verzögerten Frau nichts entgegensetzen.

Dichter Rauch quillt aus einem Dach, ein Feuerwehrmann steht im Korb einer Drehleiter und hält von oben mit dem Schlauch drauf.

Im Müngersdorfer Villenviertel kommt es im April 2015 zu einem Familiendrama. Ein 53-jähriger Unternehmer erschießt seinen Sohn (13) im Bett, legt dann in der Wohnung Feuer und richtet schließlich die Waffe gegen sich selbst. Der 13-Jährige und seine Schwester lebten bei der Mutter, die Eltern waren geschieden. Dennoch besuchten die Kinder ihren Vater häufiger. „In den letzten Wochen kam aber nur noch der Junge“, sagte damals eine Nachbarin. Das Symbolfoto zeigt einen Dachstuhlbrand im Februar 2023 in Heimersdorf.

Die Entführung von Johannes Erlemann aus Köln wird verfilmt.

Johannes Erlemann ist elf Jahre alt (Foto), als er entführt wird. Am 6. März 1981 zerren drei Männer den Kölner Unternehmersohn im Forstbotanischen Garten vom Fahrrad, betäuben ihn und sperren ihn in einen Verschlag. Die Entführer forderten drei Millionen Mark Lösegeld. Am 12. März wurde dann eine Anzeige im EXPRESS geschaltet und damit signalisiert, dass das Lösegeld bereitstünde. Weil Johannes' Vater zu der Zeit wegen Betrugsverdachts in U-Haft saß, deponierte seine Mutter das Geld im Dünnwalder Tierpark. Johannes kam daraufhin frei. Rund zwei Monate später wurden seine Entführer, drei Brüder und ein Helfer, verhaftet und später zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

1/8

Zwei Tage später, am 1. Dezember, fand ein Spaziergänger seine Leiche im Fühlinger See. Sie trieb unterhalb der Brücke an der Regattabahn im Wasser. Da Hans-Willy voll bekleidet war, Anorak, Schuhe und sogar seine Fäustlinge aus Wolle trug, schloss die Polizei zunächst einen tragischen Unfall nicht aus.

Doch nach der Obduktion war klar: Der Sechsjährige wurde Opfer eines brutalen Verbrechens. Sein Mörder hatte ihn sexuell missbraucht und erwürgt, dann seine Leiche wieder komplett angezogen und in den See geworfen.

Ein Pfarrer und zahlreiche Trauernde folgen unter Regenschirmen einem Sarg.

Der 1982 ermordete Hans-Willy Eichen (6) aus Chorweiler wurde unter großer Anteilnahme beerdigt.

Ganz Chorweiler stand unter Schock. Und die Kölner Polizei ermittelte mit Hochdruck, war mit rund 100 Kräften im Einsatz, nahm mehrere Personen vorläufig fest und ging unzähligen Hinweisen nach. Wie dem Hinweis einer Frau, die Hans-Willy vor seinem Tod an der Hand eines Stadtstreichers gesehen haben wollte.

Köln: Mord an Hans-Willy Eichen (†6) bis heute nicht aufgeklärt

Viele scheinbar heiße Spuren, die jedoch erkalteten. Dass der Sexualmord an dem Sechsjährigen bis heute nicht aufgeklärt werden konnte, nagt auch am damaligen Mordermittler Klaus Liedert. In einem EXPRESS-Interview im Mai 2013 sagte er, dass ihn der Tod des kleinen Hans nicht loslässt.

Liedert, damals bereits im Ruhestand: „Manchmal wünsche ich mir, dass uns Kommissar Zufall doch noch hilft. Oder dass der Täter eines Tages auf dem Sterbebett reinen Tisch macht und gesteht.“