Weiterer Tatvorwurf gegen Thomas Drach. Der 60-Jährige, der derzeit im Kölner Klingelpütz sitzt, soll auch in Limburg einen Geldboten überfallen haben.
Reemtsma-EntführerWeitere Anklage gegen Thomas Drach – Prozess in Köln Anfang 2022?
Köln. Seit Mitte Mai schmort Reemtsma-Entführer Thomas Drach (60) in U-Haft – und inzwischen stapeln sich die Anklagen gegen ihn. Wie das Kölner Landgericht am Dienstag (2. November 2021) bekannt gab, muss sich Drach wegen eines weiteren Überfalls auf einen Geldtransporter verantworten. Diesmal in Limburg. Es ist der vierte.
Drei Fälle waren bereits im September angeklagt worden. Das Gericht plant, die Verfahren gemeinsam zu verhandeln. Für die Anklage braucht man einen langen Atem: Sie lautet auf versuchten Mord, besonders schweren Raub, gefährliche Körperverletzung, Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, Verstoß gegen das Waffengesetz sowie Urkundenfälschung und Brandstiftung.
Laut Anklage war Beute am Flughafen Köln/Bonn am mickrigsten
In der neuen Anklage wird Thomas Drach zur Last gelegt, am 10. September 2018 auf einem Supermarkt-Parkplatz in Limburg einen Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma mit einem Sturmgewehr AK-47 bedroht und ihm einen Geldkoffer mit 89.850 Euro sowie seinen Revolver abgenommen zu haben.
Ein mutmaßlicher Mittäter (52, niederländischer Staatsangehöriger), der ebenfalls angeklagt ist, soll das mit einem falschen Kennzeichen ausgestattet Fluchtfahrzeug gefahren haben. Wie in den anderen bereits angeklagten Fällen sollen die Angeschuldigten das Fahrzeug im Anschluss an ihre Flucht in Brand gesetzt haben.
Anklage gegen Drach: Beute am Flughafen Köln/Bonn war mickrig
Gemäß der großen Anklage aus September soll Drach außerdem am 24. März 2018 in Köln, am 6. März 2019 am Terminal 2 des Flughafens Köln/Bonn und am 9. November 2019 in Frankfurt mit Waffengewalt Geldtransportmitarbeiter von Sicherheitsunternehmen überfallen und ihnen das transportierte Bargeld abgenommen haben. In den ersten beiden Fällen soll er ein Sturmgewehr AK-47, im dritten einen Revolver benutzt haben.
Ziel waren, so die Anklage, die Tageseinnahmen der Ikea-Filialen in Köln-Godorf und in Frankfurt sowie die für die Gepäckwagenstation am Köln/Bonner Flughafen vorgesehenen Münzgelder. Insgesamt sollen knapp 142.000 Euro erbeutet worden sein. Die Beute am Flughafen war am mickrigsten: rund 400 Euro an Münzen.
Kölner Staatsanwaltschaft: Drach schoss zweimal auf Geldboten
Bei den Taten im Flughafen und in Frankfurt soll Thomas Drach auf jeweils einen Mitarbeiter der Sicherheitsfirma geschossen haben. In Frankfurt traf er den Security-Mann. Der erlitt einen Durchschuss des rechten Oberschenkels mit anschließendem Einschuss in den linken Oberschenkel.
Die Kölner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Geldbote, nachdem Drach ihm die Geldkassette entrissen hatte, einen Schuss auf den weglaufenden Drach abgeben konnte. Daraufhin soll der zurückgeschossen und dabei den Tod des Geldboten in Kauf genommen haben, so die Überzeugung der Ankläger. Der Angeschossene überlebte nur, weil ein Sanitäter zufällig in der Nähe war.
Vorbehaltlich der beabsichtigten Verbindung der Verfahren und einer Eröffnungsentscheidung durch die Kammer wird mit dem Beginn der Hauptverhandlung gegen Drach den seinen mutmaßlichen Mittäter zu Beginn des Jahres 2022 gerechnet.