Irre Justiz-PosseBKA jagt Kölner Pascha-Gründer – und der ist außer sich
Köln/Bonn – Er ist eine schillernde Figur im Rotlicht-Milieu. „Pascha“-Gründer Hermann Müller (68) traf Tennis-Legende Boris Becker beim Poker, feierte mit US-Rapper „50 Cent“ im Nightclub in der Hornstraße, fetzte sich mit Feministin Alice Schwarzer im TV.
Man könnte auch sagen: Hermann Müller ist bundesweit bekannt. Jetzt tobt der Rotlicht-König, denn ein Bonner Richter lässt ihn per Bundeskriminalamt (BKA) suchen.
Kölner Ex-Pascha-Boss: Sein Puff stank über Monate
Es ist eine irre und zugleich peinliche Justiz-Posse, die Müller aufstößt. Vor sechs Jahren, also 2014, wurde das Kölner Pascha über mehrere Monate hinweg Opfer von 26 Buttersäure-Anschlägen. Dabei entstand nicht nur erheblicher Sachschaden, weil zig Mal der Teppichboden in dem Puff erneuert werden musste – auch blieben Freier angesichts des Gestanks weg.
Für Hermann Müller stand schnell fest, wer dahinter steckt: ein Ex-Mitarbeiter (39), der eine fette Abfindung von 100.000 Euro forderte, aber nicht erhielt. In einem persönlichen Gespräch soll der Türsteher Müller sogar mit dem Tod bedroht haben. „Dein Leben wird dir doch 100.000 Euro wert sein“, soll der Ex-Angestellte gesagt haben.
Kölner Ex-Pascha-Boss: Er jagte selbst die Attentäter
Der Puff-Chef erstattete Strafanzeige – und ließ selbst erstellte „Fahndungsplakate“ für Hinweise zu den Buttersäure-Anschlägen mit den Namen und Fotos des Ex-Türstehers und dessen Helfer in der Stadt verbreiten.
Sogar seine eigene Handynummer druckte Hermann Müller für Hinweise auf die Plakate. Tag später musste Müller die Aktion aber abbrechen – wegen der Persönlichkeitsrechte der beiden Männer.
Kölner Buttersäure-Anschläge: Justiz brauchte sechs Jahre
Unglaubliche sechs Jahre passierte nichts bei der Justiz, bis der Fall nun in Bonn vor dem Amtsgericht verhandelt wurde – aber ohne den Pascha-Gründer. Denn Amtsrichter Gerd Kathstede stellte fest, dass Zeuge Müller nicht geladen werden konnte. Er sei nicht über die Handynummer auf den Plakaten erreichbar gewesen. Dass sich in sechs Jahren schon mal eine Handynummer ändern kann – geschenkt. „Wo der (Müller) jetzt ist, keine Ahnung“, sagte Kathstede. Zuletzt sei der Verschollene bei einem Poker-Turnier 2020 in Tschechien aufgetaucht.
Kölner Buttersäure-Anschläge: Richter setzt BKA in Gang
Der Richter kündigte daher an, Müller per Bundeskriminalamt (BKA) suchen zu lassen. Müller ist jetzt außer sich. „Ich bin kein Straftäter und ordnungsgemäß seit zwei Jahren in Heilsbronn gemeldet. Die Unfähigkeit der Bonner Justiz ist unglaublich. Ich habe kurz vor dem Prozess einen schriftlichen Hinweis von meinem Anwalt erhalten, dass man mich sucht. Ich habe sofort bei der zuständigen Sachbearbeiterin der Staatsanwaltschaft Bonn angerufen. Die war aber im Urlaub. Niemand wusste Bescheid. Daher erhielt ich keine Ladung zu dem Prozess.“
Für die Justiz sollte es einfach sein, eine Personenabfrage durchzuführen. Noch einfacher ist es, man ruft im Pascha an. Dort ist auch der Sohn beschäftigt, Kontakt wird umgehend hergestellt. „Ich habe gar keinen Grund, mich zu verstecken“, sagt Müller.
Kölner Buttersäure-Anschläge: Verfahren wurde eingestellt
Für den Ex-Mitarbeiter waren die Justiz-Schluderei und Abwesenheit von Müller ein Glücksfall. Das Verfahren gegen ihn wurde nämlich gegen Zahlung von 10.000 Euro Strafe an ein Bonner Frauenhaus eingestellt.
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Denn der Anklagevorwurf war von „räuberische Erpressung“ auf einen „Versuch“ reduziert worden. Die angedeutete Morddrohung – an diesem Tag auch geschenkt.