Die EM macht erstmals Pause: Auch nach den beiden spielfreien Tagen droht aber eine Gefahr für die bisher ausgelassene Stimmung in Köln. Darauf müssen Kölnerinnen und Kölner jetzt achten. Ein Kommentar.
Kommentar zur SpielpauseKölns seltsame EM-Welt – eines muss sich jetzt schnell ändern
13 Tage Dauer-Rausch für im Grunde jeden Fußball-Fan, der sich in dem Zeitraum in Köln aufgehalten hat! Jeden Tag Fußball, bis zu drei Spiele – und das für zwei Wochen. Hinter uns liegt ein wilder Ritt – mit vielen Festen und vielen internationalen Fans aus ganz Europa.
Bis zum Ende der Vorrunde war eigentlich keine Pause zu spüren. Vielmehr wirkte es, als fände am Flughafen und an den Bahnhöfen eine ständige Übergabe des Staffelstabs „EM-Party in Köln“ der Fans aus ganz Europa statt.
EM-Kommentar: Jetzt droht für Köln ein harter Stimmungs-Cut
Bei den bisherigen EM-Highlights in Köln standen häufig aber die im Fokus, die nur für das Turnier – und meistens die Spiele ihrer Mannschaften im Müngersdorfer Stadion – ins Rheinland reisten.
Singende Schottland-Fans, eskalierende Sloweninnen und Slowenen und eine trinkfeste Anhängerschaft der englischen Nationalmannschaft – sie alle trugen zu der 13-Tage-Party der Gruppenphase bei.
Und bei den Deutschland-Spielen? Da war eher Rudelgucken-Stimmung als Partylaune. Zwar versammelten sich ausgesprochen viele Kölnerinnen und Kölner vor den Fernsehern, in den Kneipen und Bars und nicht zuletzt bei den Public Viewings.
Die große Ekstase blieb aber noch aus, die EM-Stimmungsmacher trugen nicht die DFB-Trikots. Dennoch ist das schöne Zwischenfazit nach Ende der Gruppenphase: Es fühlt sich nach einem neuen „Sommermärchen“ an.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die EM-Pause nicht nur wegen der beiden spielfreie Tage (am Samstag geht es dann mit dem Deutschland-Spiel weiter) eine Zäsur bedeutet.
Jetzt lesen: Ältere Damen im Fokus der EM-Fans? Emotionale Köln-Momente aus zwei Wochen
Denn nicht umsonst hat die Stadt Köln einige ihrer EM-Aktionen auf den Zeitraum bis zum 30. Juni beschränkt, da findet das letzte Spiel in Müngersdorf statt. Im Umkehrschluss heißt das: Wir müssen uns auf weniger internationale Fans in den kommenden beiden Turnierwochen einstellen.
Ob es beim krassen Underdog Georgien (3,7 Millionen Einwohnerinne und Einwohner) plötzlich bis Sonntag (30. Juni, 21 Uhr) zehntausende Fans ins Rheinland schaffen, darf bezweifelt werden. Eine letzte ganz große Köln-Party mit etwa der Niederlande oder Belgien bleibt wohl aus.
Wie geht es dann ohne die internationalen Fans weiter? In der K.o.-Phase müssen die Fanzones durch Kölnerinnen und Kölner gefüllt werden. Was machte das Sommermärchen so besonders? Es war ausgelassen – es wurde gesungen, gejubelt und getanzt. Für die besonderen Turnier-Momente müssen nun in erster Linie die Menschen aus Köln und Umgebung sorgen.
Dann kann das Turnier ein ganz Besonderes werden und ähnlich in unseren Köpfen bleiben wie die Heim-WM vor mittlerweile 18 Jahren, die trotzdem weiter omnipräsent ist.
Gelingt das aber nicht, droht die Gefahr, dass die ins Land getragene Euphorie der ersten beiden Turnier-Wochen versandet. Das wäre, besonders bei einem guten Abschneiden der DFB-Elf, sehr schade – darüber dürfte Einigkeit herrschen.
Wenn es Anwohnerinnen und Anwohner einer deutschen Großstadt schaffen, sich selbst in Feierlaune zu versetzen, dann sind es Kölnerinenn und Kölner – das sehen wir Jahr für Jahr im Karneval. Zwei Wochen, die sich wie ein Dauer-Karneval anfühlen? Das wäre doch etwas Schönes!