Lauryn Hill präsentierte in der Lanxess-Arena ihre großen Solo-Hits und die gefeierten Erfolge ihrer Band The Fugees. Innerhalb der Gruppe hatte es vor den Auftritten einen handfesten Streit gegeben.
Comeback-Konzert in KölnFans feiern Mega-Hits einer Ikone – Auftritt von Band-Skandal überschattet
„Ooh la la la“ – Am Ende kochte die Lanxess-Arena dann doch mächtig. Beim großen Fugees-Finale mit „Fu-Gee-La“ gab es am Mittwochabend (16. Oktober 2024) kein Halten mehr. Wer hätte gedacht, dass dieser Abend dann doch noch nach zwei Stunden so euphorisch und begeisternd enden würde.
Der Köln-Besuch der fünffachen Grammy-Gewinnerin Lauryn Hill (49) bot zuvor wieder einige Schwächen und wurde im Vorfeld von einem handfesten Band-Skandal überschattet. Doch einer aus dem ehemaligen Hip-Hop-Trio riss alles raus und versöhnte das Publikum mehr als gut.
Lauryn Hill in Köln: Nur gut 9000 Fans in der Lanxess-Arena
Wenn eine der bedeutendsten Hip-Hop- und R&B-Ikonen einen der wenigen Deutschland-Besuche ankündigt, müssten die Fans eigentlich völlig aus dem Häuschen sein. Doch bei einer unzuverlässigen Diva mit Allüren herrscht inzwischen große Skepsis. Im Sommer 2023 mussten die Fugees ihre Tour frühzeitig beenden, Lauryn Hill gab Stimmbandprobleme an. Die im August und September 2024 geplanten USA-Termine wurden ebenfalls gestrichen.
Vielleicht lag es an dieser großen Unsicherheit, ob das Konzert überhaupt stattfindet, dass die große Deutzer Halle mit gut 9000 Fans dann doch eher überschaubar gefüllt war. Zudem lässt die Sängerin mit der beeindruckenden Stimme ihr Publikum gerne lange warten. Eine kräftige Cannabis-Wolke in der Arena verriet, wie sich viele die Zeit beim Aufwärmprogramm mit DJ Reborn vertrieben hatten. In Köln erschien die 49-Jährige „schon“ um 21.22 Uhr auf der Bühne – ein für ihre Verhältnisse pünktlicher Konzertbeginn.
Mit einem Baldachin ließ sich die Diva, die eine auffallend dicke Pelzjacke und darunter eine Diamanten-Kette trug, zum Mikrofonständer eskortieren und startete mit „Everything is Everything“ die Präsentation ihres Mega-Erfolgs „The Miseducation Of Lauryn Hill“.
Die Platte verkaufte sich weltweit über 20 Millionen Mal. Anfang des Jahres veröffentlichte Apple Music seine Liste der 100 besten Alben, in der das Solo-Werk von 1996 zum besten Album gekürt wurde und den Spitzenplatz vor Nirvana, Amy Winehouse, Michael Jackson und den Beatles einnahm.
Leider reichte die Live-Präsentation der Songs bei weitem nicht an das Original ran. Bei der Veröffentlichung der Platte war die Sängerin erst 23 Jahre alt, zeigte dennoch bereits eine faszinierende stimmliche Bandbreite und eine bunte Mischung aus Hip-Hop, Pop und Rap. Die 13-köpfige Band und eine völlig unsensible Sound-Mischung sorgten jedoch dafür, dass sich die tollen Titel in Köln nicht entfalten konnten.
Die Frontfrau gestikulierte pausenlos Richtung Mischpult. Doch die gezeigten Daumen – mal rauf, mal runter – änderten nichts am Lärm, der auf die Tribünen dröhnte. Zwischendurch durften sich auch ihre Söhne beweisen. Erst war Zion Marley (27) an der Reihe, dann kam YG Marley (22) – stilecht mit FC-Schal um den Hals – auf die Bühne. Doch so richtig zünden wollte nur „Doo Wop“ zum Ende des ersten, 75-minütigen Blocks. Da half auch nicht ein dutzendfach an diversen Stellen in die Songs eingebautes „Cologne“.
Doch glücklicherweise durfte dann endlich Wyclef Jean (54) mitmischen. Und der verstand es perfekt, aus dem Konzert eine Party zu machen, in dem er beispielsweise seine Gitarre mit den Zähnen spielte. Auch wenn beim heiß ersehnten Fugees-Comeback nur noch ein Duo auf der Bühne steht, riss der Songschreiber und Produzent wie schon vor anderthalb Wochen als Support-Act von Janet Jackson (58) alles raus.
Dabei waren die Vorzeichen wahrlich düster. Kurz vor den Europa-Konzerten hatte Fugees-Rapper Pras Michél (51) seine Bandkollegin Lauryn Hill vor einem Bundesgericht unter anderem wegen Betrugs und Vertragsbruchs verklagt. Er behauptet, die Sängerin habe bei der 2023 abgebrochenen Tour Geld für sich abgezweigt.
The Fugees: Rapper Pras Michél hatte Lauryn Hill im Vorfeld verklagt
Dabei sollte in diesem Jahr doch der Album-Klassiker „The Score“ aus dem Jahr 1996 gefeiert werden. Der zählt zu den meistverkauften Hip-Hop-Alben aller Zeiten. Warum Songs wie „Killing Me Softly“, „No Woman, no Cry“ oder „Ready or Not“ Klassiker für die Ewigkeit sind, wurde auch in Köln deutlich.
Dass ein Bandmitglied fehlte, fiel am Ende bei der herrschenden Partystimmung gar nicht mehr ins Gewicht. Lauryn Hill hatte mit ihrem großen Tross dann doch den Beweis erbracht, dass sie noch zu den ganz großen Stimmen des Musikbusiness gehört.