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„Der Tod für viele"Die Wut der Wirte auf die Politik: Kölns Gastronomen rechnen ab

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„Wie soll dat nur wigger jon?" Die Stimmung bei Wirtin Angelika Dederichs und ihren Kolleginnen Stephie (r.) und Meryem (l.) im Weinhaus Vogel ist auf einem Tiefpunkt, 

Köln – Auf dem Smartphone einiger Stammgäste läuft noch der Live-Stream mit Ministerpräsident Laschet, zuvor hatte auch schon die Bundeskanzlerin über den erneuten Lockdown in der Gastronomie informiert. Nikos Tsoukalas schaut und hört an diesem Mittwochabend (28. Oktober) gar nicht mehr hin.

Der Wirt vom „Mythos Grill" in Zollstock ist bedient. Aber so was von: „Das wird der Tod für viele Gastro-Betriebe sein. Noch einmal halten das nur die wenigsten von uns durch", sagt Tsoukalas.

Viele Lebensmittel werde er jetzt wegschmeißen – obwohl der Wirt weiterhin Gerichte zum Mitnehmen anbieten darf. „Ich kann aber zum Beispiel keine Miesmuscheln außer Haus verkaufen. Wie soll das gehen?"

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Nicht nachvollziehbar findet auch das Team vom Mythos-Grill um Nikos Tsoukalas die erneuten Gastro-Schließungen.

Tsoukalas sagt, er habe nächste Woche eine hochmoderne Entkeimungsanlage für 6000 Euro bestellen wollen, um für noch bessere Luft im Gastraum zu sorgen. „Gut, dass ich das nicht gemacht habe."

Kölner Wirte sauer auf Corona-Politik: „Alles für die Katz!"

Angelika Dederichs dagegen hat bereits investiert und fühlt sich jetzt verraten und verkauft: „Ich habe für 3000 Euro in diverse Heizgeräte investiert, damit es die Leute im Winter auch draußen im Biergarten warm haben, wo es keine Probleme mit den Abständen gibt. Alles für die Katz!", schimpft die Wirtin vom Weinhaus Vogel.

Etwa einen Kilometer Luftlinie entfernt sieht es ähnlich aus: Dort hatten die Betreiber von „Gruber's Restaurant” zuletzt investiert: Moderne Planen lassen sich auf der Terrasse runterfahren, so dass es die Gäste bis in den späten Herbst draußen angenehm haben.

Dederichs zum EXPRESS: „Wir, die Gastronomen, wir tun, wir machen, und werden trotzdem wieder bestraft." Die jetzt getroffenen Entscheidungen seien ungerecht und unlogisch, findet auch Tsoukalas: „Der Friseur darf weiter arbeiten, aber der Tätowierer nicht? Wer versteht das?”

Dass die Politik den betroffenen Gastronomen 75 Prozent der Umsätze aus dem November 2019 als Entschädigung in Aussicht stellt, sei kein Trost. Dederichs: „Herr Laschet oder Frau Merkel sollen mal schauen, was wir alles in den letzten Monaten investiert haben und welche Einbußen wir schon hatten."

Kölner Gastronom: „Staat verzögert Pleite-Welle der Gastronomie“

So äußert sich auch Sushiteria-Geschäftsführer Erik Nutsubidze. „Mit der 75-Prozent-Regelung ist vor allem Gastronomen ohne Lieferservice nicht geholfen, der Staat verzögert damit nur eine große Pleite-Welle der Gastronomie.“

Gerade die Kölner Gastronomen ohne Lieferservice hätten zuletzt viel Geld in Schutzmaßnahmen, wie Plexiglaswände und andere Hygienemaßnahmen investiert und dadurch große Ausgaben, bei durchweg weniger Einnahmen gehabt.

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Sushiteria-Chef Erik Nutsubidze (rechts) in seinem Lokal an der Severinstraße.

Daher seien 75 Prozent der Einnahmen aus dem letzten November, die auch noch versteuert werden müssten, nicht ansatzweise genug, um die Ausfälle zu kompensieren, so der Sushiteria-Geschäftsführer. Er werde sich nun wieder komplett auf den Lieferservice konzentrieren.

Ein Kollege aus Berlin, der keinen Lieferservice betreibt, habe als Reaktion auf den neuen Gastro-Lockdown sofort alle Angestellten entlassen müssen.

Existenzangst in Kölner Gastro-Szene: Reserven sind aufgebraucht

Auch Angelika Dederichs im Weinhaus Vogel muss nun schauen, wie sie mit ihren Angestellten die abermalige Hürde meistern könnte: „Ich bin bislang immer in Vorkasse gegangen, damit mein Team pünktlich den Lohn bekommt. Das Kurzarbeitergeld wird mir aber in der Regel erst immer acht bis neun Wochen später überwiesen. Meine Reserven sind aufgebraucht. Ich bin ratlos."

Corona: Kölner Kellnerin befürchtet weitere Lockdowns

Ähnlich geht es auch Sifa Schelinski, Mitarbeiterin vom „Em Bierstüffge“ in Deutz. „Wir sind sauer, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht“, sagt sie. Etwa fünf weitere Mitarbeiter und Aushilfen seien im Restaurant aktuell beschäftigt und ab Montag wieder in Kurzarbeit.

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Em Bierstüffge: Mitarbeiterin Sifa Schelinski.

„Die Pause für vier Wochen ist das eine, aber wir glauben nicht daran, dass es bei der einen Schließung bleibt“, so die Kellnerin. „Am Ende bringt der neue Lockdown nichts, dann kommt wieder die nächste Welle und wir Gastronomen gehen alle nach und nach unter.”

Bona'me in Köln: Chefin schickt Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit

Auch Bona'me-Chefin Yasemin Dogan schickt ihre Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit. Sie betreibt zwei Filialen, in Deutz und im Rheinauhafen. „Wenn sich die Pandemie weiter in die Länge zieht, hilft alles nichts. Da müsste man schon Millionen auf dem Konto haben und es gibt nicht sehr viele Gastronomen, die Millionen auf dem Konto haben“, so die Gastronomin deutlich.

Henkelmännchen an der Lanxess-Arena: Glück im Unglück

Glück im Unglück hat da noch der Betreiber des „Henkelmännchen“: Es ist zugleich die Betriebskantine für Mitarbeiter der Stadt Köln. „Das ist noch ein bisschen die Rettung, aber man merkt die Umsatzausfälle schon deutlich“, erklärt Restaurantleiter André Vaocko gegenüber EXPRESS.

„Statt 800 Essen am Tag servieren wir gerade 350 Essen“, so der Gastronom. Daher fehlen dem Restaurant, das unmittelbar an die Lanxess-Arena angegliedert ist und auch diese Gäste verloren hat, trotzdem 68 Prozent des Umsatzes.

Lockdown für Kölner Gastro: Kritik auch von der IHK

Kritik kommt auch von der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK). „Unsere Betriebe haben investiert, zum Beispiel um die Lokale winterfest und sicher zu machen und wenigstens etwas Umsatz zu generieren. Nun kommen wieder pauschale Verbote statt zielgerichteter Maßnahmen – viele unserer Unternehmen bringt das in existenzielle Nöte.“

Grünewald weiter: „Die regionale Wirtschaft ist jetzt auf verlässliche Aussagen angewiesen. Einen Schlingerkurs wie bei den Soforthilfen können die Betriebe nicht mehr verkraften!“

„Kölsch Kultur" in Klettenberg: Umsatzeinbußen von bis zu 75 Prozent erwartet

Das unterstreicht auch Thomas Mick von der „Kölsch-Kultur": „Diese 75 Prozent sind ein Zeichen. Aber warten wir es mal ab, ob wie bei den Soforthilfen dann wieder ein Fragebogen kommt, mit dem alles relativiert wird."

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Beim ersten Lockdown im Frühjahr verschenkten Guido Frankenberg und Thomas Mick von der „Kölsch-Kultur“ noch Lebensmittel. Jetzt hoffen sie, das ab Montag der Außer-Haus-Verkauf angenommen wird.

Der Betreiber des Klettenberger Veedels-Lokals wird ab Montag (2. November) notgedrungen auf den Außer-Haus-Verkauf setzen – und rechnet dennoch mit 70 bis 75 Prozent Umsatzeinbußen.

Thomas Mick: „Das wiegt jetzt umso schwerer, denn jetzt würde eigentlich die Zeit beginnen, in der die Wirte mit ihren Einnahmen die schwachen Monate des Jahres ausgleichen. Es ist eine Katastrophe."