Comedian Luke Mockridge sorgt mit verunglimpfenden Kommentaren mal wieder wieder für Wirbel. Sat.1 zieht Konsequenzen für die neue TV-Show des Komikers. Jetzt reagiert auch ein Kölner Assistenzdienst für behinderte Menschen auf die Äußerungen.
Nach Entgleisungen von Luke MockridgeAuch Kölner Firma verurteilt Äußerungen „aufs Schärfste“
Seine Podcast-Häme über Para-Sportler kostet den Comedian Luke Mockridge eine geplante TV-Show bei Sat.1. Die spöttischen Aussagen des Komikers hatten kurz vor Abschluss der Paralympics in Paris für Aufregung und Ärger gesorgt, nicht nur bei betroffenen Sportlerinnen und Sportlern.
Der private Fernsehsender verzichtete daraufhin auf den für den 12. September 2024 geplanten Start des neuen TV-Formats „Was ist in der Box?“ mit dem umstrittenen 35-Jährigen. Bei der neuen Show sollten andere Comedians den geheimnisvollen Inhalt einer mysteriösen Box erraten. Bis Ende Oktober wollte Sat.1 zunächst acht Folgen ausstrahlen.
Kölner Unternehmen verurteilt Äußerungen „aufs Schärfste“
Auch der Versuch einer Entschuldigung half Mockridge nicht mehr. „Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele“, beteuerte der Komiker am Samstag (7. September 2024) bei Instagram.
In Köln hat sich nun auch der bundesweite Assistenzdienst AssistenzProfis zum Fall Luke Mockridge geäußert. Geschäftsführer Niklas Kampmann, der selbst eine hundertprozentige körperliche Behinderung hat und die Herausforderungen und Diskriminierungen, denen Menschen mit Behinderung täglich ausgesetzt sind, kennt, ist entsetzt.
Er sagt: „Ich verurteile dieses Verhalten aufs Schärfste. Es ist inakzeptabel, dass Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft weiterhin diskriminiert und stigmatisiert werden. Solche Vorfälle verdeutlichen, dass dringend mehr gegen Ableismus getan und die Öffentlichkeit stärker sensibilisiert werden muss.“
Hier das Statement von Luke Mockridge auf Instagram lesen:
Kampmann berichtet auch von persönlichen Erfahrungen im Alltag. „Auch ich habe bereits mehrfach Situationen erlebt, in denen sich andere Menschen über mich lustig gemacht oder mich herabgewürdigt haben. Solche Erlebnisse machen es umso deutlicher, dass wir als Gesellschaft einen stärkeren Fokus auf Inklusion, Respekt und die Würde jedes Einzelnen legen müssen”, so der Geschäftsführer der Firma.
Die AP Assistenzprofis GmbH setzt sich aktiv für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Erst Ende 2023 hat sie einen Rechtsstreit vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) gewonnen, der einen bedeutenden Sieg für die Rechte von Menschen mit Behinderung darstellt.
Das bundesweit tätige Unternehmen kümmert sich um die Versorgung von mehr als 50 körperlich beeinträchtigten Menschen – mithilfe von 250 Mitarbeitenden in Form einer persönlichen Assistenz. „Unsere Tätigkeit setzt wichtige Maßstäbe in der Inklusion von Menschen mit Behinderung“, sagt Kampmann.
Sat.1 wünscht sich, dass Mockridge „Entschuldigung Taten folgen lasse”
Sat.1-Sprecher Christoph Körfer sagte, Mockridge habe sich zwar „öffentlich glaubhaft für seine unangebrachten Worte entschuldigt“.
Der Sender wünsche sich aber, dass der Comedian einen Weg finde, „seiner Entschuldigung Taten folgen zu lassen und das Thema im Sinne aller Menschen mit Behinderung und im Sinne aller Para-Sportlerinnen und Sportler, die uns aus Paris mit ihren Leistungen beeindruckt und verzaubert haben, weiter aufzuarbeiten“.
Olympiasiegerin Vogel: Aussagen unfassbar und menschenverachtend
Die Aussagen von Luke Mockridge würden nicht den Werten des Senders entsprechen, betonte Körfer. Die spöttischen Sätze fielen im Podcast „Die Deutschen“, der bereits im August ausgestrahlt worden war, aber erst kurz vor der Schlussfeier der Paralympics größere Aufmerksamkeit bekam. „Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, hatte Mockridge in der Folge unter anderem gesagt.
Die nach einem Trainingsunfall im Rollstuhl sitzende zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel hatte bei Instagram einen Ausschnitt aus dem Podcast gepostet und bezeichnete die Worte von Mockridge als unfassbar und menschenverachtend.
Mockridge: „Bei Arbeit mit behinderten Menschen schwarzen Humor erlebt”
Luke Mockridge schrieb in seinem Statement: „Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid.“
„Es fuckt mich auch ab, dass Medien zum Ende dieser Paralympischen Spiele mehr über mich sprechen und nicht über das Turnier.“
Der Präsident des Behinderten- und Rehasportverbands Berlin hatte vor Mockridges Stellungnahme von einer „Entgleisung sondergleichen gesprochen. Das kann weder als Comedy noch als bloße Dummheit abgetan werden“, sagte Özcan Mutlu. „Solche herabwürdigenden Äußerungen sind absolut inakzeptabel und verdienen scharfe Verurteilung.“ Mockridge solle sich zutiefst schämen.
Nicht der erste TV-Ärger für Luke Mockridge
Schon in der Vergangenheit hatte Luke Mockridge für Wirbel gesorgt, unter anderem mit einem irritierenden Auftritt im „ZDF-Fernsehgarten“. „Die Witze, die Luke Mockridge heute von sich gegeben hat, trafen weder unseren Humor, noch den des Publikums. Mehr gibt es leider nicht zu sagen, der Auftritt spricht für sich selbst“, hatte das ZDF damals mitgeteilt.
Der Komiker Mockridge hatte einst zu den Sender-Gesichtern von Sat.1 gezählt. Im August 2021 hatte er eine Auszeit angekündigt und war seither im Fernsehen kaum mehr in Erscheinung getreten. Der geplante Neustart bei Sat.1 fällt nun zumindest vorerst aus. (jba, mit dpa)